Anpassen, optimieren, umbauen, sanieren: Viele Wege führen zu niedrigerem Verbrauch. Klimaschutzexperte Christoph Linden nennt zahlreiche Beispiele, wie Kommunen sparen können – vom Heizkessel bis zum Schwimmbad.
Deutschland ist in hohem Maße abhängig von Energieimporten – insbesondere bei Öl und Gas. Der Krieg in der Ukraine macht deutlich, dass wir davon unabhängiger werden müssen: durch Energiesparen, energetische Gebäudeoptimierung und konsequente Nutzung erneuerbarer Energien. Für Kommunen kommt es darauf an, Lösungen zu finden, die ohne großen finanziellen Aufwand – und möglichst kurzfristig umsetzbar – zu Energieeinsparungen in kommunalen Liegenschaften führen.
Die Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen hat deshalb im Herbst 2022 einen „Crashkurs Energiesparen in Kommunen“ entworfen, der sich auf diese nicht- oder geringinvestiven Maßnahmen
zur Energieeinsparung konzentriert. Er richtet sich vorrangig an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Bauämtern und der Gebäudeunterhaltung und beschäftigt sich mit den Themen Heizungsoptimierung, Warmwasserbereitung, Lüftungsanlagen, Strom für Beleuchtung und IT-Infrastruktur. Im letzten Abschnitt
geht es um die richtige Kommunikation außerhalb der Verwaltung und nach innen mit den Beschäftigten.
Der Winter geht zwar langsam zu Ende, das Thema Wärmeversorgung bleibt aber – zumal die Lage am Gasmarkt angespannt bleiben wird und es ausreichend Hinweise darauf gibt, dass auch der kommende Winter zu massiven Sparanstrengungen führen wird.
Die Ausgangsfrage ist hier: Wie heizen Kommunen? Meist sind in kommunalen Liegenschaften ohne Fernwärmebezug drei Arten von Heizkesseln vorherrschend: der Standardkessel, bei dem lediglich die Vorlauftemperatur einstellbar ist; der Niedertemperaturkessel, der zumindest eine Regelung zu Nachtabsenkung besitzt; und der Brennwertkessel, Der zusätzlich die Energie des Wasserdampfes im Abgas zur Wärmerückgewinnung nutzt.
Unabhängig davon, welcher Kessel genutzt wird, führt der Weg zur Energieeinsparung zunächst über die Optimierung der Kesselanlage. Oft treten Oberflächenbeziehungsweise Strahlungsverluste auf, wenn die Dämmung des Kessels nicht optimal ist und so die gespeicherte Wärme des Kessels zu stark an die Umgebungsluft abgegeben wird. Hier lässt sich die Dämmung des Kessels anpassen und verbessern.
Weniger Kessel kann mehr sein
Viele Kesselanlagen sind überdimensioniert. Dadurch können Verluste durch häufiges Ein- und wieder Ausschalten des Brenners entstehen, wenn die Modulierung der einzelnen Leistungsstufen der
Heizungsanlage begrenzt ist. Eine erste Maßnahme wäre hier, wenn möglich, eine niedrigere Kesselleistung einzustellen. Bei Mehrkesselanlagen sollten nicht benötigte Kessel außer Betrieb genommen werden. Die Kesselwartung sollte mindestens jährlich erfolgen und zwischen August und Oktober, also vor der Heizperiode, stattfinden.
Im Anschluss steht die Wärmeverteilung im Fokus. Im Gebäudeenergiegesetz (GEG) ist festgelegt, dass bisher ungedämmte, zugängliche Wärmeverteilungs- und Warmwasserleitungen in unbeheizten Räumen zu dämmen sind (§ 71 GEG). Über die gesetzliche Pflicht hinaus ist eine solche Dämmung hochwirtschaftlich! Hohe Einsparungen lassen sich zudem über die optimale Einstellung von Heizkörpern und Thermostaten erreichen.
Neben der Wahl von „intelligenten“ Thermostaten gilt der hydraulische Abgleich als zentrale Maßnahme zur Optimierung des Heizbetriebs. Durch ihn lässt die Heizung jedem Heizkörper nur so viel Wasser zukommen, wie er benötigt, um die notwendige Raumtemperatur zu erreichen.
Schließlich lässt sich oft die Vorlauftemperatur absenken. Die Einstellung der benötigten Temperatur erfolgt über die Heizkurve und Heizkennlinie und richtet sich nach der energetischen Qualität des Gebäudes. Ebenso ist die Warmwasserbereitung ein wichtiges Thema. Je nach Nutzung des Gebäudes trägt sie unterschiedlich stark zum Energieverbrauch bei.
Der Anteil liegt in der Regel bei fünf bis zehn Prozent des Heizenergieverbrauchs. Das klingt zunächst wenig, aber gerade in großen kommunalen Liegenschaften muss das Warmwasser lange Wege zur
Abnahmestelle zurücklegen – meist für Handwaschbecken in den Sanitärbereichen. Händewaschen geht aber auch mit kaltem Wasser, und dann sind fünf bis zehn Prozent Einsparung des gesamten
Heizenergieverbrauch schon wieder viel.
Wohltemperiert und doch sparsam
Schwimmen wiederum möchte man nicht so gerne in kaltem Wasser. Hier werden große Mengen an warmem Wasser benötigt. Wie man die Wärmeversorgung optimieren kann, hat der Landkreis Schaumburg vorgemacht. Er unterhält in der Stadt Bad Nenndorf ein Hallenbad sowie zwei
Sporthallen. Im Rahmen eines Modellprojekts wurden Wärmeerzeugung und -verteilung in allen drei Liegenschaften umfangreich saniert. Anstelle einer standardmäßigen Heizkreisverteilung wurde
hier ein innovatives kaskadenartiges System eingesetzt.
In den Anlagen zur Warmwasserbereitung sind Pufferspeicher mit Frischwasserstationen sowie neuartige und effektive Legionellenfilter für die Trinkwasserhygiene (Ultrafiltrationsanlagen) verbaut. Zugleich wurde ein Anschluss an die Nahwärmeleitung der ebenfalls in räumlicher Nähe gelegenen Biogasanlage gelegt, wodurch vorhandene Abwärmepotenziale genutzt werden.
Im Jahr 2020 wurden die Heizzentrale und die Trinkwarmwasserbereitung im Hallenbad saniert sowie die Beckenwasserpumpen im Hallenbad ausgetauscht. 2021 konnten beide Sporthallen wärmetechnisch saniert und über das Nahwärmenetz in Betrieb genommen werden. Die voraussichtliche Energieeinsparung wird mit 30 Prozent kalkuliert – umgerechnet rund 400.000 KWh.
Dies ist nur ein Beispiel von vielen, wie man mit durchdachten Maßnahmen eine hohe Wirkung erzielen und langfristig Energie sowie Kosten sparen kann. Auch wenn es sich hier um keine gering- oder
nichtinvestive Maßnahme handelt, lohnen sich diese Maßnahmen durch zum Teil umfangreiche Fördermittel (in Bad Nenndorf waren es 80 Prozent!) nach kurzer Zeit.
Energie sparen ist nicht immer ein Selbstläufer. Für viele Menschen fühlt es sich nach Einschränkung und Komfortverlust an. Gute Kommunikation ist gefragt, zumal Kommunen eine Signal- und Vorbildfunktion übernehmen – nach innen wie nach außen.
Christoph Linden, Leiter des Fachbereichs Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Klimaschutz- und Energieagentur Niedersachsen in Hannover