Politik ganz praktisch

In vielen Städten und Gemeinden ist die Spielplatzsituation ungenügend. Doch aus dem „gefühlten“ Zustand der Areale lassen sich keine Handlungsmaßnahmen ableiten. Konkrete Erkenntnisse liefern Spielplatz-Checks. In Schongau haben Kommunalpolitiker einen solchen initiiert und durchgeführt.

In der CSU Schongau gibt es einige junge Familien mit kleinen Kindern, da ist die Sensibilität für das Thema „Spielplätze“ automatisch gegeben. Was man „gefühlt“ schon bisher festgestellt hatte, war eine ungleichmäßige Verteilung der Spielplätze im Stadtgebiet und vor allem eine von Spielplatz zu Spielplatz sehr unterschiedliche Geräteausstattung. Nun sei es aber, sagt Helmut Hunger, CSU-Stadtrat und Jugendreferent, immer schwierig, mit generellen Aussagen über Defizite Änderungen bewirken zu wollen. Aus diesem Grund wurde beschlossen, eine detaillierte Überprüfung der Spielplätze vorzunehmen und den Check so auszuwerten, dass sich belastbare Erkenntnisse gewinnen lassen.

Kurzerhand entwickelte Helmut Hunger gemeinsam mit seinem Ratskollegen Peter Bommersbach, wie Hunger auch junger Familienvater und zudem Vorstandsmitglied der CSU Schongau, einen Fragebogen. Damit betrat man in der oberbayerischen Stadt mit ihren rund 12 600 Einwohnern Neuland: „Unseres Wissen nach wurde eine solche detaillierte Analyse hier noch nicht durchgeführt“, sagt Hunger.

Der Fragebogen mit insgesamt 20 Fragen basiert auf einem transparenten Punktesystem, was die Auswertung der Antworten relativ einfach macht. Gefragt wird nach Aspekten wie beispielsweise dem Standort des Spielplatzes, dem Spaßfaktor für Kinder, nach der Spielgeräteausstattung und nach Mängeln und der Sicherheit. Zusätzlich können die Befragten Wünsche festhalten oder Hinweise auf dem Fragebogen eintragen. Hilfe von Experten nahmen Hunger und Bommersbach beim Erstellen des Fragebogens zwar nicht in Anspruch, hilfreich aber waren einige Ideen, die sie bei Recherchen im Internet fanden.

Teilnehmerkreis erweitern

Jetzt machte man sich daran, für den Check des ersten Spielplatzes, dem an der Schongauer Stadtmauer, Teilnehmer zu finden. Gezielt wurden junge Familien samt Großeltern, Onkels und Tanten aus örtlichen CSU-Kreisen zum Mitmachen eingeladen. Zusätzlich sprach man Eltern und Kinder an, die auf dem Spielplatz anzutreffen waren. Um den Kreis der Teilnehmer zu vergrößern, will man bei künftigen Spielplatz-Checks Bürger und Spielplatznutzer zusätzlich über die örtliche Presse sowie Wochenzeitungen erreichen und darüber hinaus zur Teilnahme auch über soziale Netzwerke einladen. Dabei wird sicher helfen, dass man den ersten Fragebogen samt Auswertung online stellte.

Zwar liegen aus dem ersten SpielplatzCheck bereits erste Erkenntnisse vor, insgesamt ist es aus Sicht von Hunger und Bommersbach noch zu früh, mit konkreten Anliegen und Vorschlägen an die Verwaltung heranzutreten. Man will die Ergebnisse der weiteren Checks abwarten. Diese laufen noch bis Herbst dieses Jahres.

Soviel sei aber verraten: Die sehr gute Beurteilung des ersten getesteten Spielplatzes überraschte die „Spielplatzprüfer“ der Schongauer CSU. „Wir hatten den Platz durchaus ein wenig kritischer gesehen“, geben Hunger und Bommersbach zu. Die Eltern und Kinder hätten ihn positiver bewertet als man selbst.

Trotz der guten Noten für den Spielplatz bleiben Wünsche: Eltern und Kinder möchten einen Sonnenschutz über dem großen Sandkasten und eine durchgängige Sicherung der steilen Hangkante.

Sobald alle Spielplätze geprüft und bewertet sind, wird man die Ergebnisse Bürgermeister Falk Sluyterman van Langeweyde (SPD) und den Zuständigen beim Schongauer Bauamt vortragen und den Handlungsbedarf aufzeigen, soweit sich solcher aus den Befragungsergebnissen ergibt. Wo Sicherheitsdefizite erkennbar werden, will man das Rathaus unmittelbar informieren.

Gibt es nützliche Tipps für Nachahmer, für lokale Parteiverbände und Fraktionen, die sich im Rahmen praktischer Kommunalpolitik den Spielplätzen in ihrer Gemeinde annehmen wollen? Nicht direkt, sagen Hunger und Bommersbach. Ein Allgemeinrezept wollen sie nicht empfehlen. Es komme schließlich darauf an, wie groß das Team sei, um einen solchen Spielplatz-Check zu initiieren und durchzuführen und auch, wie viel Zeit für die Aktion zur Verfügung stehe. Und dann folgt doch noch ein Ratschlag: „Wichtig ist, es einfach zu tun!“

Gute Beispiele

Bei der Vorbereitung von Spielplatz-Checks lässt sich von anderen lernen. Die folgenden Links führen zu diversen Fragebogenaktionen.

– Der Schongauer Fragebogen findet sich samt erster Auswertung auf Facebook

– Die regionale Elternzeitung „Karlsruher Kind“ hat für einen eigenen Check einen kompakten Fragebogen entwickelt

– Detailliert ist die Umfrage des Bürgervereins Metzkausen in Kooperation mit den Spielplatzpaten für die Stadt Mettmann

– Die Stadt Annaberg-Buchholz erarbeitet aktuell eine Spielplatzkonzeption und hat ebenfalls einen Fragebogen entwickelt

– Auch die Gemeinde Bischberg will ein Spielplatzkonzept aufstellen unter Beteiligung von Eltern und Kindern. Der Fragebogen findet sich auf der Homepage der Kommune.

Mario Krüger

Der Autor
Mario Krüger, Berlin, ist freier Journalist