Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen: Die Breitbandanschlussquote in Deutschland steigt. Doch es gilt immer noch einiges aufzuholen, wenn das Ziel der Gigabitrepublik auch in nicht städtischen Gebieten erreicht werden will: Bislang verfügen erst 20 Prozent über die 1000 Mbit/Sekunde.
Deutschland macht beim Gigabitausbau Fortschritte, wie der Breitbandatlas des BMVI zeigt: Die Zahl der gigabitfähigen Breitbandanschlüsse hat sich seit Ende 2018 mehr als verdoppelt. Ende 2020 verfügten gut 94 Prozent der Haushalte in Deutschland über einen Zugang von mindestens 50 Mbit/s, sodass der aktuelle Bedarf der meisten Bürger gut abgedeckt wird.
Künftig werden der Bandbreitenbedarf sowie das Datenvolumen in den globalen Netzen stark zunehmen. Auf dem Weg zur Gigabitgesellschaft bleibt der Ausbau der digitalen Infrastruktur somit auch weiterhin ein zentrales Thema für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Denn während die städtische und halbstädtische Internetversorgung insgesamt gut bis sehr gut ist, ist die Versorgung im ländlichen Raum über alle Kategorien hinweg noch ausbaufähig – gut 66 Prozent der Haushalte erhalten Datenraten von 100 Mbit/s und mehr (gegenüber fast 96 Prozent im städtischen Raum) und nur 20 Prozent verfügen über einen gigabitfähigen Anschluss (76 Prozent in der Stadt).
Wirtschaftliche Hürden
Die Unterschiede zwischen Stadt und Land sind nicht zuletzt dem Umstand geschuldet, dass Gebiete im ländlichen Raum für Netzbetreiber oftmals wirtschaftlich nur schwer zu erschließen sind. Diese Herausforderung adressieren die Länder und die Bundesregierung mit umfassenden Unterstützungsangeboten.
Insgesamt stellt der Bund mit einer Neuauflage der Breitbandförderung, dem sogenannten Graue-Flecken-Förderprogramm, finanzielle Mittel zur Verfügung und schließt damit unterversorgte Gebiete an das Gigabitnetz an.
Regionale Stärke bündeln
Neben den vom Bund bereitgestellten Fördermöglichkeiten spielt für das Erreichen einer flächendeckenden Gigabitversorgung insbesondere auch der eigenwirtschaftliche Ausbau eine entscheidende Rolle. So tätigen die Netzbetreiber eigenständig Investitionen in den Regionen und bauen aus – ohne dafür öffentliche Gelder in Anspruch zu nehmen. Aktuell intensivieren einige Unternehmen ihre Aktivitäten diesbezüglich stark. Dies sind positive Entwicklungen für die Kommunen, denn die Netzbetreiber suchen intensiv nach attraktiven Erschließungsgebieten.
Für eine schnelle und reibungslose Umsetzung des Gigabitausbaus schließen sich Kommunen immer häufiger zusammen, um eine regionale oder sogar überregionale Gigabitregion zu bilden. Zusammenschlussprojekte dieser Art bieten vielseitige Vorteile, wie die Verteilung von Aufgabenschwerpunkten sowie die Steigerung der Attraktivität und Verhandlungsposition gegenüber dem Telekommunikationsmarkt.
Die konkrete Ausgestaltung einer Gigabitregion stellt die Kommunen dabei vor vielfältige Herausforderungen. Insbesondere die rechtlichen Rahmenbedingungen sind im Wesentlichen ein Querschnitt durch die unterschiedlichsten Gebiete des Öffentlichen Wirtschaftsrechts, insbesondere Beihilfenrecht, Wettbewerbsrecht und Vergaberecht. Beispielsweise müssen bei Errichtung einer Gigabitregion landesspezifische Voraussetzungen gemeindlicher Zusammenarbeit und wirtschaftlicher Betätigung berücksichtigt werden. Darüber hinaus sind Regeln der Compliance sowie wettbewerbsrechtliche Vorgaben zu beachten.
Unterstützung vor Ort
Die Länderkompetenzzentren wie auch das Gigabitbüro des Bundes bieten ein breites Unterstützungsangebot für Kommunen, Unternehmen und Bürger an, welche dem Aufbau und der Vertiefung von Expertise in Sachen Gigabitnetze dienen.
Neben zahlreichen kostenlosen Workshops, welche auf der Website unter www.gigabitbuero.de/workshops gebucht werden können, sowie dem Digitalen Lernportal bietet das Gigabitbüro eine Roadshow und besucht mit seinem Infomobil Kommunen.
Aktuell entwickelt das Gigabitbüro eine Plattform zur Vernetzung zwischen Netzbetreibern und Kommunen – das Eigenwirtschaftliche Ausbauportal, kurz EWA-Portal.
Der Autor: Caspar von Preysing ist Experte für Breitbandprojekte und betreut bei der PwC Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in München als Projektleiter Breitbandinitiativen auf Länder- und kommunaler Ebene.