Kein Breitbandausbau ohne Businessplan: Er ist unverzichtbares Instrument zur Analyse der Wirtschaftlichkeit, dient als Entscheidungshilfe bei der Gestaltung und zur Definition von Grenzwerten bei der Verhandlung von Kooperationsmodellen. Wichtig ist stets eine ganzheitliche Betrachtung aller wesentlichen Faktoren, die Einfluss auf das Projekt haben.
Grundlegende Zielsetzung einer Businessplanung ist die Darstellung eines Geschäftsmodells mit allen planbaren Facetten aus den unternehmerischen Teilbereichen. Er setzt sich aus unterschiedlichen Bestandteilen zusammen, beispielsweise einer Marktanalyse, eine Beschreibung der strategischen Ausrichtung oder einer Risikobewertung. Wesentlicher Kernbestandteil ist die Planrechnung, oftmals selbst als „Businessplan“ oder „Business Case“ bezeichnet. Im Gegensatz zu einer reinen Gegenüberstellung der Einnahmen und Ausgaben werden im Businessplan die tatsächlichen wirtschaftlichen Konsequenzen eines Projektes prognostiziert. Hier fließen alle Aspekte des Projektes in quantitativer Form zusammen.
Jede einzelne Position wird über einen festgelegten Betrachtungszeitraum prognostiziert, wobei die jeweiligen Abhängigkeiten untereinander zu berücksichtigen sind. Für die Prognose sind außerdem in den meisten Fälle Annahmen zu treffen, die genauestens auf Plausibilität und Realisierungswahrscheinlichkeit geprüft werden müssen.
Auch in Breitbandprojekten sollten möglichst alle entscheidungsrelevanten Parameter im Businessplan abgebildet werden. Dies beginnt bereits bei der Auswahl des Geschäftsmodells. Sowohl die Umsatzentwicklung (Pacht-/Mietentgelt oder Endkundenumsätze) als auch die Aufwandsseite (u. a. Personal- und Materialkosten, Fremdleistungen) werden wesentlich durch die Modellwahl bestimmt. Schon in einem frühen Projektstadium lassen sich auf Basis von Marktanalysen Szenarien gegenüberstellen und gegebenenfalls Aussagen zur Vorteilhaftigkeit eines Modells treffen. Für die Definition von Grenzwerten zur Festlegung oder Verhandlung von Entgelten (u. a. Endkundenpreise, Pachthöhe, Dienstleisterkosten) zeigt der Businessplan außerdem, bis zu welcher Höhe und in welchem Verhältnis Entgelte wirtschaftlich vertretbar sind.
Weitere durch einen Businessplan gestützte Entscheidungen beziehen sich beispielsweise auf die Finanzierungsstruktur und den langfristigen Kapitalbedarf, den Ausbauzeitraum oder den Einfluss möglicher Synergien bei einer Mitverlegung.
Betrachtungszeitraum von 30, 40 Jahren
Breitbandprojekte im ländlichen Raum zeichnen sich meistens durch eine kurz- und mittelfristige Unwirtschaftlichkeit aus. Positive Erträge ergeben sich oft erst in späteren Jahren. Vielfach erweisen sich kommunale Ausbauprojekte aber auch dann als umsetzbar, wenn sich die Wirtschaftlichkeit erst nach Zeiträumen von 30 oder 40 Jahren einstellt. Deshalb hat sich in der Praxis ein längerer Betrachtungszeitraum als Planungsgrundlage etabliert. Dabei darf jedoch nicht unberücksichtigt bleiben, dass sich die Prognosequalität bei derart langen Detailplanungszeiträumen insbesondere in den späteren Jahren signifikant verschlechtert.
Diesem Problem kann in vielen Fällen durch den Vergleich verschiedener Szenarien begegnet werden. Mit „Worst-Case“- und „Best-Case“-Betrachtungen lässt sich die Ergebnisentwicklung in Abhängigkeit von einzelnen Parametern ermitteln. Daraus lassen sich Beziehungen (z. B. Gesamtwirtschaftlichkeit in Abhängigkeit zur Entwicklung von Konkurrenzprodukten unter Einbeziehung der Marktanteile) herleiten, welche die Ermittlung eines wahrscheinlichen Korridors für die Ergebnisentwicklung ermöglichen.
Insofern dient der Businessplan als wesentliche Entscheidungshilfe, zur Darstellung der tatsächlichen wirtschaftlichen Konsequenzen und zur Ansprache möglicher Investoren, Partner oder Betreiber. Die Planung sollte über das gesamte Projekt begleitend erstellt und je nach Entwicklung permanent konkretisiert und aktualisiert werden. So ist insbesondere in der Konzeptphase ein kontinuierliches Monitoring hinsichtlich möglicher Sachverhalte, die das Projekt scheitern lassen könnten, sichergestellt. Wesentliche strategische Entscheidungen können auf Basis von konkreten Fakten getroffen und begründet werden.
Peer Welling / Anton Berger
Die Autoren
Peer Welling ist Consultant bei der Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Rödl & Partner, Köln, Anton Berger ist Partner im Unternehmen