Zahlen wir als Kommune zu viel Zinsen?

Welcher Kämmerer zahlt gern zu viel Zinsen für aufzunehmende Kredite? Um zu sparen, müsste er mit den Banken über das Ergebnis seiner jeweiligen Ausschreibung verhandeln. Doch auf welcher Basis, wenn Vergleichsgrößen für die Marktgerechtigkeit fehlen? Hier schafft das Projekt „IKF Zinsmonitor“ von der gemeinderat, TU Chemnitz und Venbert Consulting Transparenz.

 

Wie marktgerecht ist meine Kreditkondition? Diese Frage sollte sich jede Kommune stellen, wenn sie vor dem Vertragsabschluss auf Grundlage einer vorherigen Ausschreibung steht. Aber woran lässt sich die Marktgerechtigkeit der Kreditkondition messen? Um diese Frage zu beantworten, ist zunächst wichtig zu wissen, wie ein Nominalzins zustande kommt: Zum minutenaktuellen „Swap-Einstand“, also dem Marktzins, kommt der „Spread“, der individuelle Aufschlag des Gläubigers. Beides zusammen ergibt den Nominalzins im Kreditvertrag, jedoch ohne dass der Markteinstand und der Spread für den Kreditnehmer ersichtlich sind.

Spread bleibt Geheimnis des Kreditgebers

Der Spread ist eine Größe, die einzig von der Bank bestimmt wird. Parameter sind dabei insbesondere die Bonität des Kreditnehmers und die Laufzeit des Kredites. Darüber hinaus können unter anderem Kredithöhe, Abrechnungeszeitpunkte, Tilgungsart und Verwendung der Mittel Einfluss haben. Wie der Anbieter den Spread im Detail kalkuliert, bleibt sein Geheimnis.

In der Betrachtung des individuellen Aufschlags des Kreditgebers aber liegt der Weg, sich als Kommune günstige Marktkonditionen zu sichern. Denn wenn sich kein Anbieter der allgemeinen Marktlage entziehen kann, weil der Markteinstandszins nun einmal feststeht, dann ist der Spread ein, wenn nicht sogar der alles bestimmende Maßstab, mit dem der Kämmerer Finanzierungskonditionen vergleichen kann.

Dieser Spread wird nur von einer Minderheit der Kommunen (richtig) berechnet. Wozu auch, für das abgeschlossene Geschäft gibt dieser Wert keinen Verhandlungsansatz, insbesondere weil die Vergleichswerte anderer Kommunen fehlen. Nur im Vergleich mit anderen Kommunen und deren Spreads aber lassen sich – dann aber sehr wertvolle – Schlüsse ziehen.

Teilnehmerkommunen profitieren

Hier genau setzt das Projekt „IKF Zinsmonitor“ von der gemeinderat in Kooperation mit Venbert Consulting (Berlin) und der TU Chemnitz an – der Schaffung von Transparenz zur Markgerechtigkeit von kommunalen Kreditkonditionen. Es werden die Kreditabschlüsse der teilnehmenden Kommunen hinsichtlich des implizit enthaltenen Spreads individuell ausgewertet und verglichen, das Ganze streng vertraulich und anonymisiert. Ziel des Projektes ist die Schaffung einer Vergleichs- und Analysebasis für die Marktgerechtigkeit von Kreditkonditionen für jede Teilnehmerkommune.

Dazu werden die individuellen Spreads je Kreditabschluss taggenau und exakt berechnet und in einem für jede Kommune individuellen Zinsmonitor-Ergebnisprotokoll dargestellt. Gleichzeitig werden die Spreads anonymisiert erfasst und ausgewertet, um eine für jede Teilnehmerkommune verfügbare Vergleichsbasis zu schaffen. Die Vergleichsergebnise werden ebenfalls anonymisiert in der nur für die Teilnehmer zugänglichen IKF-Onlinedatenbank präsentiert.

Mitmachen kostet nichts

Die Teilnahme am „Zinsmonitor“ ist für Kommunen kostenlos. Jede Stadt oder Gemeinde und jeder Landkreis kann das Interesse an der Teilnahme unverbindlich und formlos an das Projektteam melden (s. Kontaktinfo auf S. 11) und erhält daraufhin das Informationspaket für die Projektteilnahme. Es enthält unter anderem die Teilnahmebedingungen einschließlich der Vertraulichkeitserklärung in Bezug auf den Umgang mit den erhobenen Daten. Nach Bestätigung der Teilnahme erhält die Kommune ihren individuellen Zugang zur IKF-Onlinedatenbank, wo sie ihre Kreditabschlüsse erfasst und die Ergebnisse einsehen und vergleichen kann.

Erfahrener Umsetzungspartner

Die Umsetzungserfahrung für den „Zinsmonitor“ bringt der Projektpartner Venbert Consulting ein: Im Rahmen eines Austauschzirkels mit rund 20 Kommunen aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen wird ein solches Zinsmonitoring bereits seit mehreren Jahren mit Erfolg und interessanten Ergebnissen „im Kleinen“ umgesetzt. Das Unternehmen war bereits im Jahr 2007 Umsetzungspartner des „Interkommunalen Finanzierungsvergleich“ der Zeitschrift der gemeinderat. An diesem preisgekrönten Projekt (Wettbewerb „Deutschland – Land der Ideen“) hatten sich seinerzeit über 200 Kommunen aus dem ganzen Bundesgebiet beteiligt und dadurch wertvolle Rückschlüsse auf die Kosten und Risiken ihrer Kreditportfolios ziehen können. Venbert Consulting ist seit über 15 Jahren als bank- und verkaufsunabhängiges Beratungsunternehmen im kommunalen Schuldenmanagement tätig. Es verantwortet die technische und inhaltliche Umsetzung des Projektes.

Die TU Chemnitz als Projektpartner betreibt mit dem Zentrum für Kommunales Treasury und Finanzmanagement (ZKFM) unter Leitung des Finanz- und Kapitalmarktexperten Prof. Dr. Friedrich Thießen (Professur für Finanzwirtschaft und Bankbetriebslehre) Forschung zu kommunalen Fachthemen und ist Bildungs- und Seminaranbieter für kommunales Finanzmanagement. Thießen begleitet das Projekt wissenschaftlich. Er steht für die Qualität der methodischen Herangehensweise des „Zinsmonitors“ und wird den Datenpool unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten auswerten. Lesen Sie auch das Interview, das die Redaktion mit ihm zum Projekt führte.
Wolfram Markus

Demo-Portal

Die tiefgehenden Analyse- und Vergleichsmöglichkeiten des „Zinsmonitors“ selbst sehen und damit den Nutzen dieses ganz besonderen Projekts unmittelbar erkennen können – für an der Teilnahme interessierte Kommunen nichts einfacher als das. Die Projektpartner haben ein „Zinsmonitor“-Demo-Portal aufgebaut, durch das sie Kämmerer gerne unverbindlich führen. Wenden Sie sich an das IKF-Projektteam, Tel. 0 30/12 08 45 12 oder an zinsmonitor@ikf-vergleich.de

Über diesen Kontakt ist es Kommunen auch möglich, gleich die (ebenfalls unverbindliche) Teilnahmebekundung abzugeben und das „Zinsmonitor“-Informationspaket anzufordern.

Info: Unsere Bildergalerie gibt Ihnen einen Einblick in den Aufbau und das Leistungsvermögen des „Zinsmonitors“.

Datenschutz und Vertraulichkeit gewährleistet

Mit ihrer Teilnahmeerklärung willigen die Kommunen darin ein, dass die erfassten Kreditabschlussdaten anonymisiert in der IKF Zinsmonitor-Datenbank erfasst werden. Die Daten werden von den Projektpartnern für statistische Zwecke ausgewertet, wobei sichergestellt wird, dass keine Rückschlüsse auf einzelne Teilnehmer möglich sind.

Die Inanspruchnahme kompetenter IT-Serviceprovider gewährleistet höchste Sicherheitsstandards. Die Datenbank für den „Zinsmonitor“ wurde auf Basis von Filemaker, einem Tochterunternehmen von Apple, entwickelt, das Hosting erfolgt unter europäischem Recht auf einem deutschen Server in Frankfurt (Main).

Auch die Vertraulichkeit der erfassten Daten ist gesichert. Die restriktive Datenbank-Zugriffsverwaltung lässt nur autorisierte Nutzer zu, wobei die jeweilige Teilnehmerkommune nur ihre individualisierten Daten sieht. Die Vergleichsdaten bleiben anonym. Individuelle Kreditabschlussdaten werden nur von Venbert Consulting analysiert und es werden individuelle Ergebnisse nur an die autorisierten Ansprechpartner der Kommune weitergegeben. Es werden zudem keine konkreten Daten zu Kreditgebern erhoben oder erfasst. Damit bleibt die Vertraulichkeitspflicht der Kommune gegenüber den Kreditgebern gewahrt.