Technisches Equipment
Die Qual der Wahl stellt sich im Winterdienst bei der Frage nach dem richtigen Streumittel: Wirksam und umweltschonend soll es sein. Dabei gibt es immer ausgeklügeltere Methoden der Ausbringung.
In einer Beziehung ist auf den Klimawandel kein Verlass: Zwar bringt er steigende Durchschnittstemperaturen mit sich, sorgt generell für eine gefährliche Erwärmung der Erdtemperaturen, niedrige Werte − den Winterdienst auf Straßen und Wegen schafft er aber dennoch nicht ab. Denn Klimawandel heißt unter anderem häufigere und länger anhaltende extreme Wetterlagen. Eine solche kann jederzeit auch ein lang anhaltender Winter sein.
Winterdiensttechnik ist also auch weiterhin gefragt. Seit Jahren konzentrieren sich Forschung und Entwicklung auf die Streumittelwahl und die ideale Mischung. Ziel ist es schon lange, die Umweltbelastung durch die Salze immer weiter zu minimieren.
Streuautomaten für Trockensalz und Sole oder Sprühautomaten nur für Sole bilden den immer weiter verfeinerten Stand der Technik. Der aktuelle Verbrauch hat sich für die häufigsten Fälle Schneefall und Reifglätte zwischen fünf und 20 Gramm Salz pro Quadratmeter eingependelt. Der Fortschritt aus den letzten Jahren liegt dabei im niedrigen Wert von fünf Gramm, während der obere Wert schon in den 1990er Jahren nicht überschritten war. Überfrierende Nässe verlangt in etwa das Dreifache, Eisregen rund 30 bis 40 Gramm (Zahlen des Verbandes Kali- und Salzindustrie). Beim zweiten großen Segment des Winterdienstes, den Schneepflügen, tüfteln die Anbieter permanent an Gewichtsreduzierungen und flexibel reagierenden Pflugsegmenten.
Allein schon aus Gründen der Umweltbelastung durch Streumittel steht die Frage des Mengenaufwands im Mittelpunkt. In den kombinierten Streuautomaten wird das Trockensalz beim Ausbringen mit Sole besprüht, dadurch bleibt es länger auf der Fahrbahn haften als pulverhaftes Salz.
Moderne Kombination
Aebi Schmidt stellt für seine Baureihe Stratos Combi soliq vielseitige Einsatzmöglichkeiten heraus: Neben der üblichen Kombination von Salzbehälter und Soletanks (Mengenverhältnis zum Beispiel 50:50) gibt es über aufklappbare Flexbehälter die Möglichkeit, mit geringerem oder gar keinem Festsalzanteil zu arbeiten (FS 100 statt FS 50). Eine andere Methode hat Küpper Weisser auf dem Markt etabliert. Der herkömmliche Streuautomat – auch das Kombigerät – lässt sich in wenigen Minuten zu einem reinen Soleausbringer umbauen. Dabei lässt sich ein flexibler Tanksack dort in das Gerät einlassen, wo sonst das Streusalz liegt.
Diese Kombination dient zwei Zwecken: Ältere Streuautomaten, die nur für Festsalz vorgesehen sind, können ebenso verwendet werden wie Kombigeräte. So ist man flexibel, kann bei schon eingetretenem Schneefall die Salz/Sole-Mischung nehmen und zur Vorbeugung kurz vor Eintritt des Ereignisses die reine Sole. Denn die Ausbringung der Sole bewährt sich besonders vor Beginn der Vereisung. Die Flüssigkeit zeichnet sich nämlich durch eine sehr gute Liegedauer aus. Ist der Schnee schon da, ist in der Regel Salz/Sole erste Wahl.
Fünf Antriebsarten
Angetrieben werden die Streuautomaten in den meisten Fällen mit der Kraft des Fahrzeugmotors, entweder über die Hydraulik oder per Zapfwelle. Aebi Schmidt pflegt darüber hinaus mit dem Radantrieb eine verblüffend einfache Methode. Er stellt eine Verbindung von der Radnabe der Lkw-Achse zum Streuautomaten her, die sich drehende Achse überträgt die Bewegung. Außerdem gibt es Benzinmotoren als Antriebsmöglichkeit.
Elektrischer Antrieb ist noch selten, bislang meist verwirklicht in kleinen, angehängten Streuautomaten. Allerdings hat Bucher Municipal mit dem Phoenix Electra erstmals auch ein mittelgroßes Gerät als Lkw-Aufbau mit elektrischem Antrieb versehen. Er arbeitet wie ein konventionell angetriebener Streuautomat, die Einsatzstunden sind gleich hoch. Wichtig für den rationellen Einsatz: Laden und laden geht gleichzeitig, also das Laden der Streumittel und das Nachladen der Batterie.
Der elektrische Streuautomat arbeitet eigenständig, Montagearbeiten am Basisfahrzeug etwa zur Hydraulik oder Zapfwelle, entfallen. Diese Unabhängigkeit hat den elektrischen Streuautomaten der ganz kleinen Sorte schon früher zum Durchbruch verholfen. Lehner zum Beispiel hat den Polar E für alle Streumittelarten entwickelt. Er wird an das 12 V-Bordnetz eines Fahrzeugs ohne eigene Hydraulik oder Zapfwelle angeschlossen. Bevorzugt arbeiten die Automaten auf Rad- und Gehwegen oder Parkplätzen.
Hier ist weniger das Einsparen von CO2 aus Verbrennungsmotoren die Triebfeder, sondern die einfache Handhabung. Tatsächlich sind Streuautomaten keine großen Energiefresser. Das gilt schon eher für Schneefräsen aller Größen, dem dritten großen Segment des Winterdiensts. Hier allerdings ist der Energiebedarf so groß und in der Anwendung so speziell, dass der Dieselmotor die Hydraulik oder die Zapfwelle wohl noch lange solitär antreiben wird.
Matthias Röcke, freier Journalist