Was bei brennenden Windenergieanlagen zu beachten ist

Feuer, Windrad, Energie; Windenergieanlagen
Brände weit oben in Windenergieanlagen muss die Feuerwehr kontrolliert abbrennen lassen. Löschwasser ist dennoch erforderlich: für den Schutz der Umgebung. Foto: Adobe Stock/Christian Schulz

Windenergieanlagen brennen selten, es kann aber passieren, und dann muss Wasser verfügbar sein. Die Vorgaben dafür sind nicht überall gleich, es gibt verschiedene Möglichkeiten. Klaus W. König erklärt, was zu beachten ist.

Im Zuge der Baugenehmigung legt die Kommune oder die zuständige Behörde des Landkreises als „Träger öffentlicher Belange“ den Löschwasserbedarf fest – auch bei Windrädern. Wenn an deren exponierten Standorten weder Hydranten der Trinkwasserrohrnetze noch so genannte „unerschöpfliche“ Entnahmestellen wie offene Gewässer oder Brunnen vorhanden sind, wird die Grundversorgung mit Löschwasser durch einen unterirdisch eingebauten Behälter sichergestellt.

Die gute Nachricht zuerst: Windenergieanlagen (WEA) brennen selten. Eine offizielle Statistik gibt es nicht, laut Schätzung des Bundesverbandes WindEnergie e. V. (BWE) waren es in den vergangenen Jahren jeweils fünf bis zehn Fälle, bei insgesamt 29.608 Windrädern (Stand 31. Dezember 2020). Das sind pro Jahr nur 0,03 Prozent. Im Straßenverkehr haben wir ein ähnliches Verhältnis: 15.000 Autos, die laut „Auto Bild Digital“ auf Deutschlands Straßen abbrennen, bei 60 Millionen zugelassenen Fahrzeugen Ende 2020.

Die schlechte Nachricht: Trotz regelmäßiger TÜV-Hauptuntersuchung lassen sich Brände bei Autos nicht ganz vermeiden. Fachleute stellen Marderbiss, fehlerhafte Bauteile, Montagefehler, außergewöhnlich schwere Kollisionen und Brandstiftung als hauptsächliche Ursachen fest. Ähnlich ist die Situation bei Windenergieanlagen: Statt Marder und Brandstifter können hier Kupferdiebe die Übeltäter sein und einen Kurzschluss auslösen; statt einer Kollision kann ein Blitzeinschlag die Windturbine entzünden – falls die generell vorhandene Blitzschutzanlage in der Gondel (dem Maschinenhaus) und den Rotorblättern ausnahmsweise defekt sein sollte.

Zum Beispiel im südlichen Niedersachsen: Nach Meldungen des „Täglichen Anzeiger“ in Holzminden waren am 12. Januar 2021 nachmittags rund 60 Einsatzkräfte im Windpark Hehlen vor Ort, als ein Windrad in 80 Metern Höhe brannte. Da Teile der havarierten Anlage abzubrechen drohten, musste weiträumig abgesperrt werden. Wegen der starken Rauchentwicklung war auch das ABC-Messfahrzeug der Kreisfeuerwehr Holzminden zur Messung der Schadstoffe in der Umgebungsluft im Einsatz.

„In einem solchen Fall müssen die Einsatzkräfte die Anlage leider kontrolliert abbrennen lassen“, sagt Silvia Oestreicher, Pressesprecherin des Deutschen Feuerwehrverbandes (DFV). „Mit Drehleitern und Wasserdruck kommen wir mit den Standardfahrzeugen nicht über 20 bis 30 Meter Höhe hinaus.“ Vorrangig sei es, am Boden so weiträumig abzusperren, dass keine Personen zu Schaden kommen. Das vorgehaltene Löschwasser diene dazu, einen Flächen- oder Waldbrand durch Funkenflug oder brennende Trümmerstücke zu verhindern. Details zur Vorbereitung auf derartige Aufgaben finden Einsatzkräfte in einer Fachempfehlung des DFV.

Blitzschlag in Windanlagen

Brände können insbesondere in der Gondel, im Turm und in der Umspannstation einer Windenergieanlage entstehen. Typische Ursachen sind Blitzschlag, Fehler in elektrischen Einrichtungen, Funkenflug durch Überlastung mechanischer Bremsen sowie feuergefährliches Arbeiten im Rahmen von Wartung und Reparatur. Brennbare Komponenten sind Getriebe-, Transformator- und Hydrauliköle, Elektrokabel, das Maschinenhaus selbst wie auch die meist aus glasfaserverstärktem Kunststoff gefertigten Rotorblätter.

Der Gesetzgeber verpflichtet die Betreiber, ihre elektrischen Anlagen und Betriebsmittel nach der Vorschrift 3 der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV V3) mindestens in vierjährigem Turnus prüfen zu lassen. Dienstleister, die diesen Service anbieten, sollten über ausreichend Erfahrung im Umgang mit den unterschiedlichen Fabrikaten verfügen.

Löschwasser, Brandschutz, baugrube
Der unterirdische Löschwasserbehälter wird per Autokran in die Baugrube versetzt und einschließlich Zubehör von einem Team des Herstellers vor Ort montiert. Foto: EnBW

Um den Markt transparenter zu machen und den Betreibern bei der Auswahl eines Dienstleisters Hilfestellung zu bieten, führt der Bundesverband WindEnergie jährlich eine Umfrage bei den Betreibern durch und veröffentlicht das Ergebnis im Internet als Report zur Servicezufriedenheit.

Eigentlich selbstverständlich, aber dennoch erwähnenswert: Prüftechniker müssen neben der Niederspannung regelmäßig die Mittelspannung (Transformatoren, Schaltanlagen, Leistungskabel) sowie den Blitzschutz prüfen. Ihre Höhe macht Windenergieanlagen zu bevorzugten Objekten für Blitze — und sowohl Höhe als auch Leistung nehmen kontinuierlich zu, nicht nur bei Anlagen auf See.

BWE-Geschäftsführer Wolfram Axthelm erwartet eine Verdopplung der Leistung in den kommenden Jahren bei gleichbleibender Anlagenzahl. „Selbst bei einer Halbierung der Anzahl bei Rückbau und Repowering werden wir in absehbarer Zeit den Stromertrag an Land verdreifachen“, schätzt er. Die Bauhöhe, die sich aus dem halben Rotordurchmesser plus der Nabenhöhe ergibt, dürfte entscheidend dafür sein.


Zum Nachlesen

  • DFV-Empfehlung: Einsatzstrategien an Windenergieanlagen, 2008 (in Überarbeitung).
  • Schulz, Sascha: Windenergieanlagen und Brandgefahr. Blog Erneuerbare. Energien. NRW, EnergieAgentur. 15. März 2016
  • DIN 14230:2021-08. Unterirdische Löschwasserbehälter. Beuth Verlag Berlin, 2021
  • Mall-Umwelt-Info 02/2018. Aktuelle Informationen zur Bereitstellung von Löschwasser bei windenergieanlagen. Hrsg.: Mall GmbH, Donaueschingen, 2018
  • VdS 3523:2008-07 Windenergieanlagen (WEA), Leitfaden für den Brandschutz. Hrsg.: Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV), VdS-Verlag Köln, 2008

Im rheinland-pfälzischen Hausbay-Bickenbach wurde 2016 mit 230 Metern ein Weltrekord erzielt. Ein Jahr später liefen solche Anlagen auch in Winter- bach-Goldboden in Baden-Württemberg. Dem standardmäßig installierten Blitzableiter an der Gondel und an den Spitzen der Rotorblätter kommt eine wachsende Bedeutung zu.

Als Regel der Technik für Blitzschutz gelten DIN EN 62305 und VDE 0185. Laut Windenergie-Erlass des Landes Nordrhein-Westfalen vom 8. Mai 2018 sind bei besonderen Standort- oder Risikofaktoren, etwa im Wald oder in der Nähe des Waldes, zusätzliche Maßnahmen erforderlich – dazu gehören unter anderem ein System zur Brandfrüherkennung und eine selbsttätige Feuerlöschanlage. Sie funktioniert entweder mit Inertgas, das Sauerstoff am Brandherd verdrängt, oder mit einer wässrigen Lösung aus Feinsprühdüsen.

Löschwasser für Windanlagen ist vorhanden

In Baden-Württemberg gelten andere Bestimmungen. Seit 2017 betreibt die Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) mehrere Windparks im Landkreis Schwäbisch Hall. Selbsttätige Löscheinrichtungen sind weder in Dünsbach und Burgholz (je drei Windenergieanlagen mit 149 Metern Nabenhöhe) noch in Brettenfeld (zwei Anlagen mit 134 Metern Nabenhöhe) installiert: Das war keine Auflage für die Baufreigabe.

Einer der technisch Verantwortlichen bei EnBW ist Ivan Vujcic. Er informiert: „Die Genehmigungsbehörden haben in diesen Fällen je Windpark ein unterirdisches Löschwasserreservoir gefordert.“ Ovale Behälter gemäß DIN 14230 mit 30 Kubikmetern Fassungsvermögen wurden erstellt und durch Tankfahrzeuge mit Wasser befüllt. Die Bauweise mit Fertigteilen aus Stahlbeton brachte schnelle Betriebsbereitschaft bei gleichzeitig hoher Belastbarkeit.

„Sämtliches Zubehör, auch die Löschwasserentnahmestelle, war Bestandteil der Lieferung und wurde von uns montiert“, erklärt René Zweigart. Er ist beim Hersteller Mall für Großprojekte verantwortlich. „So ist die Gewährleistung für das komplette Bauwerk in einer Hand.“ Bei unterirdischen Löschwasserbehältern sind die Folgekosten niedrig, denn der Wartungsaufwand ist gering.

Empfohlen wird in allen Bundesländern, dass Betreiber von Windenergieanlagen den vorbeugenden Brandschutz und das Anlegen von Löschwasservorräten in der Planungsphase mit ihrer Versicherung klären. Vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. gibt es dazu einen Leitfaden.

Klaus W. König