Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker hat Anfang dieser Woche 22 Klimaschutzkommunen aus Baden-Württemberg in Göppingen mit dem internationalen European Energy Award (eea) ausgezeichnet. Mit dem Zertifizierungsverfahren treiben die Kommunen den Klimaschutz systematisch voran.
Im Rahmen des europäischen Zertifizierungsverfahrens treiben Kommunen den Klimaschutz auf ihrem Gebiet systematisch voran. Das eea-Label wird jährlich an diejenigen verliehen, die die Zertifizierung erstmalig oder zum wiederholten Mal erfolgreich durchgeführt haben. In diesem Jahr haben in Baden-Württemberg von den 181 teilnehmenden Städten, Gemeinden und Landkreisen die Stadt Göppingen, die Gemeinde Hattenhofen und der Landkreis Göppingen die beste Punktzahl im Klimaschutzranking mit jeweils über 70 von 100 Prozent erreicht. Insgesamt wurden acht Städte, neun Gemeinden und fünf Landkreise prämiert. Koordiniert werden die eea-Aktivitäten im Land von der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW).
„Ich freue mich sehr, auch dieses Jahr wieder zahlreiche Kommunen mit dem European Energy Award für ihr starkes Engagement auszeichnen zu dürfen. Diese Städte, Gemeinden und Landkreise reden nicht nur von Klimaschutz, sondern gehen die Herausforderung aktiv an. Ihr Einsatz für den kommunalen Klimaschutz bedeutet Einsatz für mehr Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger. Gleichzeitig sind die ausgezeichneten Kommunen wichtige Vorbilder für alle, wie funktionierender Klimaschutz vor Ort umgesetzt werden kann“, sagte Umweltministerin Thekla Walker.
„Klimaschutz in Kommunen lohnt sich nicht nur für die Umwelt. Der Umbau der Energieversorgung hin zu erneuerbaren Energien und Energieeffizienz ist auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor“, erklärte Dr. Volker Kienzlen, Geschäftsführer der KEA-BW. „Städte, Gemeinden und Landkreise erneuern mit Solarparks, Windenergieanlagen und Wärmenetzen ihre Infrastruktur, ziehen bei der Errichtung massive Investitionen an und verdienen am Betrieb bares Geld. Auch ihre Bürgerinnen und Bürger können sich an vielen Vorhaben finanziell beteiligen. Der European Energy Award hilft, die vielen Projekte zu strukturieren und systematisch voranzutreiben“, so Kienzlen weiter.
Auszeichnung European Energy Award
Den European Energy Award erhalten die Städte:
• Emmendingen
• Göppingen
• Laupheim
• Markdorf
• Ostfildern
• Radolfzell am Bodensee
• Stutensee
• Weinstadt.
Bei den Gemeinden können sich über die Auszeichnung freuen:
• Berg
• Dettingen unter Teck
• Dürmentingen
• Graben-Neudorf
• Hattenhofen
• Heiningen
• Malsch
• Walddorfhäslach
• Wilhelmsdorf
Auf Landkreisebene prämiert wurden:
• Emmendingen
• Esslingen
• Göppingen
• Heilbronn
• Lörrach
Die Gemeinde Hattenhofen hat mit 75 Prozent der möglichen Punkte das beste Ergebnis erzielt. Beim Landkreis Göppingen waren es 72,5 Prozent und die Stadt Göppingen erreichte 72 Prozent. Danach folgten die Stadt Emmendingen und der Landkreis Lörrach mit jeweils 68 Prozent. Die Gemeinde Dettingen unter Teck schaffte 67,5 Prozent, der Landkreis Emmendingen 65 Prozent. Die übrigen Kommunen liegen zwischen 64 und 50 Prozent der erzielbaren eea-Punkte.
eea überprüft regelmäßig Klimaschutzaktivitäten
Jedes Jahr werden die Kommunen ausgezeichnet, die bei der Überprüfung mehr als 50 der möglichen 100 Klimaschutzpunkte erreicht haben. Die Zertifizierung mit dem Award gilt für maximal vier Jahre. Anschließend müssen die Kommunen unter Beweis stellen, dass sie weitere Maßnahmen in der Energie- und Klimapolitik ergriffen haben, um erneut zertifiziert zu werden.
Städte und Gemeinden im Südwesten können seit 2006 am eea teilnehmen, Landkreise seit 2010. Derzeit nutzten 28 von 35 Landkreisen den eea. Bei den Städten und Gemeinden sind es 153. Damit hat Baden-Württemberg im Vergleich zu den anderen Bundesländern die meisten eea-Kommunen in Deutschland. Europaweit sind es insgesamt 1.875 Kommunen aus 16 Ländern.
Der eea unterstützt die kommunalen Verwaltungen bei der Arbeit. Das Klimaschutzlabel erfasst, bewertet und überprüft regelmäßig die Maßnahmen und Aktivitäten auf lokaler Ebene. „Ein solches Vorgehen zahlt sich aus, da dadurch alle Potenziale systematisch ausgeschöpft werden können“, sagt Volker Kienzlen von der Landesenergieagentur KEA-BW. Akkreditierte eea-Beratende, im Land oft Mitarbeitende der regionalen Energie- und Klimaschutzagenturen, unterstützen die kommunalen Verwaltungen dabei. Sie greifen den Kommunen unter die Arme, analysieren die bisherigen Maßnahmen und zeigen Optimierungsmöglichkeiten auf.
Klimaschutz als Schlüsselthema für den Landkreis Göppingen
Mit seinen knapp 262.000 Einwohnern treibt der Landkreis Göppingen den Klimaschutz erfolgreich voran. Ein wichtiger Partner bei der Realisierung der Klimaschutzstrategie des Landreises ist die Energieagentur Landkreis Göppingen. Sie berät die Bürgerschaft und Unternehmen und unterstützt kommunale Klimaschutzaktivitäten.
Eines der Leuchtturmprojekte der Landkreisverwaltung ist die Installation der kreisweit größten Photovoltaikanlage auf den Dächern des Beruflichen Schulzentrums Göppingen. Hinzu kommt die nachhaltige Mobilität als zentraler Handlungsschwerpunkt: Schon seit einiger Zeit ist Göppingen ein Fahrradfreundlicher Landkreis, der Nahverkehr wird stetig attraktiver gestaltet. So bezuschusst die Landkreisverwaltung das Deutschlandticket für ihre Mitarbeitenden mit 75 Prozent.
„Klimaschutz ist ein bedeutendes Schlüsselthema für unseren Landkreis Göppingen. Die Kreispolitik hat mit der Klimaneutralität bis 2040 ein ambitioniertes Ziel gesetzt, und dieses wollen wir erreichen! Der European Energy Award unterstützt uns dabei. Deshalb freut es uns besonders, dieses Jahr Gastgeber der Preisverleihung sein zu dürfen“, erklärte Landrat Edgar Wolff. Er steht seit 2009 an der Spitze des Landkreises Göppingen.
Stadt Göppingen strebt Treibhausgasneutralität bis 2035 an
Mit seinen knapp 60.000 Bürgern strebt die Stadt Göppingen die Treibhausgasneutralität bis 2035 an. Dafür hat die am Fuße des Hohenstaufens liegende Stadt einen Klimaaktionsplan erstellt und überprüft regelmäßig mit dem eea die Qualität und Wirkung der Klimaschutzbemühungen. Die Erfolge können sich sehen lassen: Der Ausbau der erneuerbaren Energien schreitet voran. Drei innerstädtische Gebäude nutzen aktuell Abwasserwärme zum Heizen und Kühlen, zudem gibt es mehrere Wärmenetze. Auf städtischen Gebäudedächern erzeugen Photovoltaikanlagen grünen Strom, Balkonkraftwerke zieren inzwischen zwei Kindertagesstätten.
Konkret geplant ist die Sanierung des denkmalgeschützten Hohenstaufen-Gymnasiums und weiterer Schulen. Hinzu kommt die schrittweise Umsetzung des Radverkehrskonzeptes. Dieses ist eingebettet in einen Umweltverbund aus Rad-, Bus- und Bahnverkehr. Ein Beispiel ist das bereits 2013 eröffnete Fahrradparkhaus am Bahnhof. Dort können die Bürger auch ein Lastenrad ausleihen. „Wir engagieren uns für Klimaschutz, um ein lebenswertes Göppingen für unsere Kinder und Jugendlichen zu erhalten. Deshalb fördern wir den Umweltverbund, sanieren unsere Liegenschaften und bauen seit Jahren kontinuierlich Photovoltaikanlagen auf geeignete Dächer“, resümierte Alex Maier, Oberbürgermeister der Stadt Göppingen.
Hattenhofen: Pragmatisch und umsetzungsorientiert
Auch kleine Orte können erfolgreich im Klimaschutz sein. So wurde Hattenhofen mit knapp 3.000 Einwohnern 2014 als erste Gemeinde im Kreis Göppingen mit dem European Energy Award ausgezeichnet und erreichte jetzt bei der Re-Zertifizierung 75 Prozent.
Die Gemeinde hat ein umfangreiches kommunales Förderprogramm zum Klimaschutz ins Leben gerufen. Es ermöglicht den Bürgern nachhaltige Projekte umzusetzen und trägt so maßgeblich zum Umweltschutz bei. Hattenhofen ist außerdem Mitglied im regionalen Verwaltungsverband Raum Bad-Boll, der unter der Überschrift „N!-Region“ gemeinsam Nachhaltigkeitsprojekte realisiert. Beispiel hierfür ist die Entwicklung einer Mobilitätsstrategie, die auf eine nachhaltige Verkehrsinfrastruktur abzielt und innovative Mobilitätslösungen fördert. Außerdem fördert Hattenhofen die klimafreundliche Mobilität durch E-Carsharing.
Seit mehr als 20 Jahren betreibt die Kommune ein kontinuierliches Energie- und Klimamanagement für ihre Liegenschaften. Bei der Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen berücksichtigt die Gemeinde nachhaltige Kriterien. „Hattenhofen zeigt: auch kleine Gemeinden können Großes für Nachhaltigkeit und Klimaschutz bewirken. Mit pragmatischen und umsetzungsorientierten Ansätzen sowie tatkräftigem Engagement setzt die Gemeinde Maßstäbe“, erklärt Jochen Reutter, Bürgermeister von Hattenhofen.
Eine Übersicht über die Aktivitäten aller Preisträger gibt es auf der Homepage der KEA-BW.
red.