Umweltpreis: Auszeichnung für Klimaschutz

Umwelt, Nachhaltigkeit
Der Deutsche Umweltpreis hat höchste Aufmerksamkeit: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Umweltministerin Steffi Lemke mit den Preisträgerinnen 2023: Klimaforscherin Friederike Otto (2.v.l) und Unternehmerin Dagmar Fritz-Kramer. Foto: DBU, Peter Himsel

Der Deutsche Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) ist mit 500.000 Euro einer der höchstdotierten Umweltpreise in Europa. Er zeichnet Pionierarbeit aus – aber wie weit trägt das? Was bringt er Kommunen? Und wie muss es weitergehen? Antworten von DBU-Generalsekretär Alexander Bonde.

Es gibt immer viele Vorschläge für Preisträger – was spricht dafür, dass 2023 der Deutsche Umweltpreis an Friederike Otto und Dagmar Fritz-Kramer gegangen ist?

Alexander Bonde: Friederike Otto ist eine herausragende Klimawissenschaftlerin. Mit dem Preis würdigen wir ihre wegweisenden Forschungsarbeiten, durch die sie die Rolle des Klimawandels bei Extremwetterereignissen nachweist. Die Bauunternehmerin Dagmar Fritz-Kramer erhält die Auszeichnung, weil sie mit ihrer Firma bemerkenswerte Pionierarbeit beim Holzbau macht. Sie bringt energieeffizientes, ökologisches Bauen sowohl beim Neubau als auch bei der Sanierung und der Aufstockung von Gebäuden voran.

Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind in den vergangenen Jahren stärker ins allgemeine Bewusstsein getreten, der Deutsche Umweltpreis ist hier eine wichtige Größe. Dennoch sind die aktuellen Zahlen beunruhigend, allein der Ausstoß von Kohlendioxid aus fossilen Energieträgern ist auch dieses Jahr wieder auf Rekordniveau. Holzbau kann hier einen positiven Akzent setzen – und doch: Inwiefern kann das bei den Negativtrends mehr sein als nur der berüchtigte Tropfen auf den heißen Stein?

Bonde: Das Unternehmen Bau-Fritz unter der Leitung von Dagmar Fritz-Kramer macht vor, wie mehr Klima- und Umweltschutz durch energieeffizienten und ökologischen Holzbau gelingt. Für Kommunen ist das enorm wichtig: Sie sind gerade mit Blick auf die Wärmewende stark gefordert bei der Umsetzung kann der serielle Holzfertigbau zur Nachverdichtung und zur Altbausanierung wegweisend sein. Das senkt den Kohlendioxidausstoß doppelt, da Holz ein natürlicher Kohlenstoffspeicher ist und als Dämmmaterial Heizenergie einspart.

Dennoch: Umweltschutz und Klimaanpassung sind aufwendig und teuer. Insgesamt liegt der Anteil Deutschlands am weltweiten CO2-Ausstoß bei knapp zwei Prozent. Welche Bedeutung haben Transformationsbemühungen überhaupt?

Bonde: Mit Verlaub, wir sind die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt und im Pro-Kopf-Ausstoß von CO2 weit vorne. Bei den absoluten Emissionen liegen wir weltweit an siebter Stelle, die meisten Länder der Welt liegen deutlich hinter uns. Da gilt Wegducken im Klimaschutz nicht! Kein Klimaschutz ist zudem viel teurer. Den Zusammenhang macht Umweltpreisträgerin Friederike Otto mit ihren Zuordnungsstudien deutlich. Folgen wie Starkregen und anhaltende Trockenheit verursachen jährlich Schäden in Höhe von Milliarden Euro allein in Deutschland. Dabei sind die gesundheitlichen Auswirkungen durch häufiger werdende Hitzewellen noch gar nicht eingepreist. Anpassungsmaßnahmen wie Hitzeaktionspläne sind deshalb wichtig.

Worum sollte es vor allem gehen?

Bonde: Zentral ist weiterhin, den globalen Treibhausgasausstoß auf Netto-Null zu bringen. Eine solche Transformation lebt von Pionierarbeit und Ideen. Bestes Beispiel dafür ist der Ausbau von erneuerbaren Energien weltweit, bei dem Deutschland eine Vorreiterrolle hatte.

Die UN-Klimakonferenz 2023 in Dubai hat gerade stattgefunden: Ist es noch realistisch, auf die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels zu hoffen?

Bonde: Der Bericht des Weltklimarats zeigt, dass wir noch ein Zeitfenster haben, aber es schließt sich sehr schnell. Wir müssen deshalb schneller ins Handeln kommen. Denn welche Kommune wäre wohl für ein Drei-Grad-Szenario in Katastrophenhilfe, Wasserversorgung, Gesundheitswesen und Infrastruktur vorbereitet? Vergleichen Sie die Kosten mal mit denen für den Klimaschutz. Klar ist: Mit Klimaschutz leben wir besser. Die Kommunen spielen beim Erreichen der Ziele eine wichtige Rolle: Energie- und Wärmewende, Ausbau erneuerbarer Energien, Hitzeaktionspläne und nachhaltige Quartiersentwicklung sind nur einige Stichworte.

Was empfehlen Sie Kommunen?

Bonde: Angesichts der energiepolitischen Herausforderungen sind die Kommunen sicher gut beraten, wenn sie die Bürgerinnen und Bürger ins Boot holen. Neben Wärmewende und Hitzeaktionsplänen gilt das etwa auch bei Konzepten wie die „wasserbewusste Stadt“: Alle müssen mitziehen, um erfolgreich die Folgen der Klimakrise in den Griff zu bekommen. Die DBU unterstützt dabei, etwa mit der Initiative „Zukunft Zuhause Nachhaltig sanieren“. Auch nachhaltige Mobilität wird zunehmend an Bedeutung gewinnen, für die Kommunen ein Topthema.

Gibt es Best Practice-Beispiele, die Sie empfehlen möchten?

Bonde: Gern einige der Projekte, die von der DBU gefördert werden. Zum Beispiel: Die Freie Hansestadt Bremen hat ein digitales Starkregenvorsorgeportal entwickelt. Neustadt in Holstein hat für seine Stadtwerke ein ressourceneffizientes, CO2-neutrales Gebäude realisiert. Beim Quartiersprojekt „ReSource: Mannheim“ stehen sowohl eine sparsame Wassernutzung in Trockenperioden als auch der Hochwasserschutz im Fokus. Und in Köln wurden mit unserer Förderung multifunktionale Retentionsflächen geschaffen.               

Interview: Sabine Schmidt

Foto: DBU

Zur Person

Alexander Bonde ist Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).