Kommunen brauchen qualifizierte Mitarbeitende, die auf die enormen Herausforderungen unserer Zeit eingestellt sind. Hochschulen reagieren darauf und passen ihre Studiengänge an. Zum Beispiel die DUV Speyer.
Die Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften (DUV) Speyer ist eine Besonderheit in der Hoch- schullandschaft. 1947 von der damaligen französischen Besatzungsmacht gegründet, wird sie seit 1952 gemeinsam von Bund und Ländern getragen. Mit 18 Lehrstühlen und Kapazitäten für gut 430 Studierende ist sie eine sehr kleine Universität. Nach dem Landesgesetz über die Deutsche Universität für Verwaltungswissenschaften bildet sie „ein Zentrum der Verwaltungswissenschaften und dient deren Pflege und Entwicklung durch Forschung, Lehre und Studium.“
Der Schwerpunkt liegt in der Ausbildung von Rechtsreferendarinnen und -referendaren („verwaltungswissenschaftliches Ergänzungsstudium“). Daneben bietet die Universität den LL.M. Studiengang „Staat und Verwaltung in Europa“, den Master-Studiengang „Master of Public Administration“ und das „verwaltungswissenschaftliche Aufbaustudium“ an.
Ergänzt wird dies durch Weiterbildungsveranstaltungen zu rechtlichen, ökonomischen und sozialwissenschaftlichen Themen. Wegen der Verknüpfung von Theorie und Erfahrungsberichten aus der Verwaltungspraxis und auch der Netzwerkbildung werden die Angebote von Interessenten aus Bund, Ländern und Kommunen stark nachgefragt.
Seit Beginn der 2000er Jahre ist die Zahl der Rechtsreferendarinnen und -referendare bundesweit deutlich zurückgegangen. Dies stellt den öffentlichen Dienst zunehmend vor Rekrutierungsprobleme. Bereits der Aufbau der Masterstudiengänge an der DUV war eine Reaktion auf diese veränderten Rahmenbedingungen. Das „Ergänzungsstudium“ wurde für das Verwaltungs- und Wirtschaftsreferendariat sowie das technische Referendariat geöffnet. Einige Ministerien nutzen es auch als Traineeprogramm nach der Einstellung in den höheren Dienst oder zur Vorbereitung auf eine Verbeamtung im höheren Dienst.
Nachdem ein erster Konzeptentwurf aus dem Jahr 2019 zur Weiterentwicklung der DUV Speyer zu einem Kompetenzzentrum für Verwaltungsdigitalisierung durch die Pandemie ausgebremst worden war, nahm die Universität den Prozess 2022 erneut auf. Das Studienangebot wird ab dem Wintersemester 2024/2025 in einem Blockmodell strukturiert. Das bisher zwölfwöchige Semester wird in sechs Blöcke unterteilt.
In der ersten Hälfte der Vorlesungszeit werden je zweiwöchige Grundlagenveranstaltungen angeboten, in der zweiten Hälfte darauf aufbauende Vertiefungsveranstaltungen. Wie in einem „Baukastensystem“ können die Module kombiniert werden. Sie werden damit auch für Teilnehmende zugänglich, die sie einzeln als Weiterbildungsmaßnahme besuchen und Micro-Credentials erwerben wollen.
Inhaltlich wird der Studiengang „Master of Public Administration“ geschärft. Er wird Studierenden die Kompetenzen vermitteln, die für die Übernahme von Fach- und Führungsaufgaben im öffentlichen Dienst unerlässlich sind. Dies umfasst nicht nur Rechtskenntnisse, sondern auch die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte schnell zu analysieren, entscheidungserhebliche Fragen herauszuarbeiten sowie unter Abwägung widerstreitender Interessen und Unsicherheiten eine fundierte Entscheidung zu treffen.
Die Schwerpunkte liegen in der Digitalisierung und Automatisierung, dem evidenzbasierten Entscheiden, Management und Führung sowie Staatsaufgaben in der Transformation. Die Absolventinnen und Absolventen der DUV bilden damit eine echte Alternative zu Volljuristinnen und -juristen.
Erweitertes Themenspektrum
Die etablierten Weiterbildungsangebote der DUV Speyer werden weiter ausgebaut. Dazu wird das Themenspektrum erweitert: etwa um KI und Automatisierung, Change Management, Umwelt- und Klimapolitik sowie Verkehrspolitik. Zudem werden neue Formate etabliert: Microweiterbildung und Blended Learning.
Auch werden an der DUV Weiterbildungsveranstaltungen des eGov-Campus angeboten, etwa zu Verwaltungsportalen, innovativen digitalen Technologien, rechtlichen Grundlagen des E-Government sowie zur Gestaltung der digitalen Transformation. Zudem werden ausgewählte Führungskräfte berufsbegleitend im Führungskolleg Speyer (FKS) auf die Übernahme und Ausfüllung von leitenden Positionen vorbereitet.
Qualifizierung von Seiteneinsteigern
Angesichts des Fachkräftemangels und sinkender Studierendenzahlen in rechtswissenschaftlichen Studiengängen wird sich der öffentliche Dient bei der Stellenbesetzung für neue Zielgruppen öffnen müssen. Neueinsteiger müssen ebenso wie Seiteneinsteiger qualifiziert werden, um den komplexen Herausforderungen gerecht zu werden, die Transformation – Demografie, Dekarbonisierung, Digitalisierung – und multiple Krisen mit sich bringen.
Die Lehr- und Weiterbildungsveranstaltungen der DUV Speyer erweisen sich jedoch nicht nur als Instrument zur Vergrößerung des Pools an Bewerberinnen und Bewerbern, aus denen Bund, Länder und Kommunen schöpfen können. Sie fungieren zunehmend auch als Instrument der Bindung von Beschäftigten, mit denen die Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes ihre Wertschätzung ausdrücken können.
Constanze Janda
Die Autorin
Prof. Dr. Constanze Janda ist Inhaberin des Lehrstuhls für Sozialrecht und Verwaltungswissenschaft an der Deutschen Universität für Verwaltungswissenschaften Speyer.