Schulterschluss aller Beteiligten

Das Telekommunikationsunternehmen BBV Deutschland baut in Kooperation mit privaten Finanzinvestoren und Kommunen Glasfasernetze. Das Unternehmen konzentriert sich auf Gebiete, die mit Breitbandzugängen unterversorgt sind. Geschäftsführer Manfred Maschek spricht über das Geschäftsmodell.

Herr Maschek, warum adressieren Sie mit Ihren Partnern Versorgungslücken in weitgehend unterversorgten Regionen?

Maschek: Der privatwirtschaftlich finanzierte Glasfaserausbau ist ein noch relativ junges Geschäftsfeld. Kommunen profitieren, denn sie müssen keine eigenen Gelder in die Hand nehmen und hochkomplexe Förderbedingungen erfüllen, um ihren Einwohnern und Gewerbetreibenden zukunftsfähige Breitbandzugänge bereitzustellen.

Wie ist die Rollenverteilung?

Maschek: Enge Kooperationen mit Finanzierungs- und Technologiepartnern sind ein essentieller Teil unseres Geschäftsmodells. Warum sollen wir das Rad immer wieder neu erfinden, wenn entsprechende Partner bereit stehen und mit uns zusammenarbeiten wollen? Einer dieser Partner ist Bouwfonds Investment Management. Diese Tochter der niederländischen Rabobank finanziert derzeit gemeinsame Projekte im Rhein-Neckar-Raum. Wir planen, vermarkten und betreiben die durch kompetente Generalunternehmer erstellten Netze. Dabei können wir dank unserer Expertise und sorgfältiger Herangehensweise sehr stabile Cashflows erzielen. Dies begrenzt Entwicklungsrisiken für alle Beteiligten. Denn die Infrastruktur wird immer erst nach der Fertigstellung vom Investor angekauft.

Welche Projekte realisieren treiben Sie derzeit voran?

Maschek: Wir bauen gerade ein Glasfasernetz in der Stadt Bretten in der Nähe von Karlsruhe. Übrigens ein Projekt, das wir gemeinsam mit der Zeitschrift der gemeinderat vor etwa zwei Jahren im Rahmen eines Wettbewerbs initiierten. Die Finanzierung erfolgt über den kürzlich aufgelegten zweiten institutionellen Infrastrukturfonds, dem Bouwfonds Communication Infrastructure Fonds II. Dieser wird die passive Infrastruktur nach der Fertigstellung kaufen. Wir mieten dann das Netz an und betreiben es. Weitere Projekte sind in einem großen Cluster zwischen Sinsheim und Heidelberg angelaufen.

Was macht die BBV anders als der Wettbewerb?

Maschek: Wir konzentrieren unsere Kräfte auf das was nötig ist und lagern all das aus, was andere besser können. Wir wollen dabei Economies of Scale vom ersten Tag an nutzen. Ausgebaut wird nur dort, wo noch kein anderer Netzbetreiber aktiv ist. Es gibt in Deutschland viele derartige Kommunen. Unser zweites Markenzeichen ist der starke Bezug zur Ausbauregion. Wir verstehen uns als Unternehmen aus der Region für die Region. Dies beginnt beim Namen wie etwa BBV Rhein-Neckar oder BBV Ostwestfalen. Unsere Mitarbeiter stellen wir aus der jeweiligen Region ein und sind in Info-Shops vor Ort die ersten Ansprechpartner. Dies sorgt für Vertrauen und Akzeptanz. Schließlich sind wir gekommen, um zu bleiben.

Welche Dienste bieten Sie über die BBV-Netze an?

Maschek: Für Privatkunden gibt es schnelles Internet mit garantierten echten Geschwindigkeiten von 100, 200 und 300 Mbit/s. Für Unternehmenskunden halten wir Servicepakete von 100 und 400 Mbit/s sowie bei höherem Bedarf flexible, direkt auf den Bedarf zugeschnittene Lösungen mit einem Gbit/s und mehr bereit. Zudem gibt es Telefonie- und innovative TV-Services.

Lohnt sich die Adressierung von Kommunen, um die alle anderen einen großen Bogen machen?

Maschek: Für unsere Investoren und die BBV ist eine übersichtliche wirtschaftliche Refinanzierungsphase wichtig. In den bisher abgehängten Kommunen haben die Bürger und Gewerbetreibenden noch echten Hunger auf Breitband. Extrem wichtig ist zudem der feste Wille zur Zusammenarbeit seitens der Kommunen und deren Entscheidungsträgern. Wir bringen das Geld, dass diese Kommunen zumeist angesichts leerer oder klammer Kassen nicht haben. Allerdings ist die Vermarktung bei den Bürgern und Gewerbetreibenden ohne die Unterstützung der Kommune und engagierter Entscheidungsträger sehr schwierig. Dies erfordert bei Ausbauprojekten den engen Schulterschluss aller Beteiligten. Mit Telefonmarketing und bunten Flyern kommen Sie nicht weiter.

Was passiert, wenn sich eine Kommune für eine Zusammenarbeit interessiert?

Maschek: Zunächst prüfen wir die Marktgegebenheiten vor Ort. Dabei führen wir mit der Kommune eine technische und wirtschaftliche Bewertung hinsichtlich des zu erwartenden Bau- und Investitionsaufwandes durch. Dann folgt eine erste Planung für die Clusterung des Netzes. Wir handeln dabei nach streng wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Bei allen Ausbauprojekten steht durch die Vorgaben unserer Finanzpartner die Investitionssicherheit an erster Stelle. Daher führen wir immer vor einer endgültigen Ausbauentscheidung eine Vorvermarktung durch. Dabei sind wir bei der Ansprache der Bürger und des Gewerbes auf die Unterstützung vor Ort angewiesen. Mit dem eigentlichen Ausbau beginnen wir ab einer Abschlussquote von mindestens 30 bis 40 Prozent.

Das Interview führte Journalist Thomas Fuchs (Gummersbach)

Zur Person: Manfred Maschek ist Geschäftsführer der Breitbandversorgung (BBV) Deutschland. Das Unternehmen schließt Privat- und Geschäftskunden mit Glasfasern (FTTH, Fiber to the Home) an das weltweite Internet an. Eigentümer der BBV ist der River Rock European Opportunities Fund, ein auf kleine und mittlere Unternehmen spezialisierter Investor mit Fokus auf Deutschland und Westeuropa.