Ist während einer weltweiten Pandemie die richtige Zeit für eine Weiterbildung oder ein Masterstudium? Das bejahen viele Menschen auch im öffentlichen Sektor und entscheiden sich für ein Fernstudium, berichtet Gastautorin Daniela Lobitz. Auch für die Prüfungen muss man nicht vor Ort sein – Proctoring heißt die digitale Beaufsichtigung, die laut Rechtsprechung datenschutzkonform ist.
Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung der Bildung einen unvergleichlichen Schub verliehen. Die Nachfrage nach digitalen Qualifizierungsangeboten wächst kontinuierlich. Mehr als 400.000 Menschen haben sich vor der Pandemie jährlich für eine Weiterbildung im Fernstudium entschieden, viele weitere kommen aktuell hinzu. Immer mehr Menschen nutzen Fernlehrangebote für ihre Aus- und Weiterbildung.
„Fernunterricht hat sich als krisensicher erwiesen“, begründet Mirco Fretter, Präsident des Bundesverbandes der Fernstudienanbieter diesen Trend. „Der Studienbetrieb an Fernschulen und Fernhochschulen konnte während des Lockdowns aufrechterhalten werden.“
Durch die Corona-Pandemie ist in den vergangenen Monaten die Nachfrage nach Fernstudienangeboten weiter signifikant gestiegen. Denn viele Berufstätige haben im Homeoffice festgestellt, dass Arbeit und Kommunikation auch über die Distanz funktionieren. Sie nutzen nun diese Erkenntnis für ihre berufliche Weiterentwicklung, indem sie sich für ein Fernstudium entscheiden.
Lösungen aus dem Web
Qualifikationen in nahezu allen Themenbereichen können mittels Fernunterricht zeit- und ortsunabhängig vermittelt werden. Diese Weiterbildungsart passt sich sehr exakt den persönlichen Bedürfnissen und Lebensumständen an. Nebenbei entscheiden sich Teilnehmende mit einem Fernstudium für eine nachhaltige Form von Bildung: Anreisen zu Veranstaltungsorten entfallen weitestgehend, neu Erlerntes kann sofort im Job oder Ehrenamt angewendet werden und aufgrund der berufsbegleitenden Fortbildung müssen keine Verdienstausfälle beklagt werden.
Die Corona-Krise hat deutlich gemacht, dass es vor allem digitale Angebote sind, die Wirtschaft und Gesellschaft Möglichkeiten aufzeigen, der Krise zu begegnen. Obwohl Fernstudienanbieter schon zuvor gut aufgestellt waren, ist die Corona-Pandemie auch hier nicht ohne Folgen geblieben: Für Präsenzveranstaltungen, die viele Distance-Learning-Angebote ergänzen, mussten kurzfristig Online-Lösungen gefunden werden.
Und diese werden auch nach der Pandemie noch Bestand haben. Denn für viele Studierende muss ein Austausch mit anderen oder die Vertiefung von Studieninhalten nicht länger zwangsläufig in Präsenz erfolgen, sondern funktioniert mit gleichem Ertrag auch digital.
Prüfungen am heimischen Laptop
Natürlich gibt es auch jene, die nicht auf die wenigen Präsenzseminare verzichten möchten und einen Mehrwert darin sehen. „Beide Varianten werden sicherlich zukünftig in Fernstudienprogramme einfließen“, ist sich Fretter sicher. Ein Punkt, der auch nach Corona für viele Fernstudierende von immenser Bedeutung bleiben wird, ist die Möglichkeit, Prüfungen digital ablegen zu können.
Viele Anbieter haben ihren Teilnehmenden in den letzten Monaten Möglichkeiten geboten, Kurse trotz Kontaktbeschränkungen abzuschließen. Online-Proctoring (proctor = beaufsichtigen) ist zum neuen Schlagwort geworden. Studierende können Prüfungen digital unabhängig von Ort und Zeit ablegen. Die Aufsicht erfolgt virtuell und Betrugsversuchen wird mittels digitaler Tools entgegengewirkt.
Wie steht es um den Datenschutz?
Erste Evaluationen zeigen: Die Zielgruppe schätzt das neue Format und nutzt es vor allem zu Zeiten, in denen Präsenzangebote einfach nicht durchführbar sind. Aufkeimenden Bedenken bezüglich des Datenschutzes stehen mittlerweile aktuelle Rechtsprechungen gegenüber, die im Proctoring aufgrund der Freiwilligkeit den Eingriff in die Privatsphäre als nicht verletzt ansehen.
Doch die Prüfung steht bekanntlich erst am Ende einer Bildungsmaßnahme. Vorab stellt sich vielen Weiterbildungsinteressierten die Frage: Wie finde ich das richtige Studium für mich? „Interessenten sollten sich im Vorfeld vor allem Zeit für die Suche nach dem passenden Angebot nehmen. Wichtig ist es, die Zugangsvoraussetzungen zu prüfen. Schon vor Beginn des Fernstudiums kann man den Kontakt zum potenziellen Bildungsanbieter aufnehmen“, informiert der Verbandspräsident. Auf diese Weise kann man testen, wie schnell und professionell auf Fragen reagiert wird.
Zudem ist es ratsam, auf Qualitätskriterien zu achten. Alle Fernunterrichtsangebote, die der beruflichen Weiterbildung dienen, müssen laut Fernunterrichtsschutzgesetz von der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) zugelassen sein. Die Behörde prüft sowohl Inhalt und Struktur des Angebots als auch die Eignung des Lehrgangs zum Erreichen des versprochenen Bildungsziels. Das ZFU-Siegel steht somit für zuverlässigen Verbraucherschutz. Akademische Fernstudiengänge müssen von staatlich anerkannten Agenturen akkreditiert werden.
Geld von Bund und Ländern
Ein Blick in die Studien-Curricula informiert, ob begleitende Präsenzveranstaltungen besucht werden müssen. Im Vorfeld sollte bereits geprüft werden, ob die Anreise organisatorisch möglich ist und eingeplant werden kann. Anfallende Reise- und Übernachtungskosten sollten in die Budgetplanung mit einfließen.
Da ein Fernstudium nicht nur zeit-, sondern mitunter auch kostenintensiv sein kann, empfiehlt Fretter: „Es sollte auf jeden Fall vor Abschluss eines Vertrages die Studienberatung kontaktiert werden, um zu erfragen, welche Fördermöglichkeiten es im Einzelfall gibt.“
Bund, Länder und auch Arbeitgeber unterstützen viele Fernstudienangebote. Online, vor Ort oder hybrid? Mehr zur Form des Fernstudiums können Interessenten über ein Gespräch mit den Bildungsträgern erfahren. Daniela Lobitz
Die Autorin: Daniela Lobitz ist Pressereferentin beim Bundesverband der Fernstudienanbieter e. V., Berlin.