Die Erzeugung von Sonnenstrom lohnt sich – für die Betreiber entsprechender Anlagen und das Klima. Franz Pöter vom Solar Cluster Baden-Württemberg appelliert in seinem Beitrag an die Kommunen, den Ausbau der Fotovoltaik nach besten Kräften zu fördern und auch auf die Eigenerzeugung zu setzen.
Der erste Boom der Fotovoltaik in Deutschland liegt einige Jahre zurück. Harte Einschnitte bei der Einspeisevergütung hatten diesen jäh beendet. Doch die Branche hat Ihre Hausaufgaben gemacht. Die Kosten für Fotovoltaikanlagen konnten in den letzten Jahren massiv gesenkt werden. Heute ist der Sonnenstrom eine der günstigsten Energieerzeugungsformen. Bei Freiflächenanlagen liegen die Erzeugungskosten bei rund fünf Cent pro Kilowattstunde, bei Dachanlagen je nach Größe zwischen sieben und elf Cent. Zwar ist auch die garantierte Einspeisevergütung für Solarstrom gesunken, in den meisten Fällen ergibt sich aufgrund der gesunkenen Anlagenkosten jedoch eine gute Wirtschaftlichkeit. Renditen von sechs bis acht Prozent sind durchaus möglich.
Vorbild Städte, Gemeinden und Landkreise
Um die Energiewende und den Klimaschutz kosteneffizient voranzubringen, ist der schnelle Ausbau der Fotovoltaik dringend geboten. Die Städte und Gemeinden sind dabei entscheidende Akteure. Sie setzen die lokalen Rahmenbedingungen und haben eigene Möglichkeiten mit ihren Liegenschaften und damit auch eine wichtige Vorbildrolle für die Bürger.
Diese sind im Übrigen von der Solarenergie überzeugt: Eine große Mehrheit der Bevölkerung betrachtet die Fotovoltaik als wirksames und notwendiges Klimaschutzinstrument, wie repräsentative Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Yougov ergaben.
Konkret vermeidet Sonnenstrom nach Angaben des Umweltbundesamt in seiner neusten Studie von Ende 2019 627 Gramm CO2 pro Kilowattstunde. Eine Fotovoltaikanlage mit 150 Kilowatt installierter Leistung zum Beispiel auf einem Schuldach trägt so dazu bei, den Treibhausgas-Ausstoß um knapp 100 Tonnen pro Jahr zu senken. Damit wird die Klimabilanz der ganzen Gemeinde verbessert.
Nachhaltige Kraftwerke der Zukunft
Experten sind sich einig: Das auf erneuerbare Energien basierende Energieversorgungssystem wird künftig aus vielen dezentralen Erzeugungsanlagen unterschiedlicher Größe bestehen. Solarstrom wird auf Dächern, an Fassaden, über Parkplätzen und auch auf landwirtschaftlichen Flächen erzeugt werden. Freiflächenanlagen, also Solarparks, tragen als Kraftwerke im Megawattbereich zu einer stabilen Energieversorgung bei. Und das bei Erzeugungskosten, die schon heute meist unter den von Braunkohlekraftwerken liegen.
Für den Bau der Solarparks ist die Aufstellung eines Bebauungsplans Voraussetzung. Die Kommunen sind gefordert, hierfür Flächen auszuweisen. Dabei haben sie die Möglichkeit, über die Flächennutzungsplanung den Ausbau auf ihrer Gemarkung zu steuern.
Die meisten Betreiber von Fotovoltaikfreiflächenanlagen bieten den Bürgern an, sich direkt an der Finanzierung zu beteiligen – das erhöht die Akzeptanz. Die Kommune kann zudem über Pachteinnahmen bei gemeindeeigenen Grundstücken und durch die Gewerbesteuer direkt von Solarparks profitieren. Und nicht zuletzt erzielen regionale Unternehmen Einnahmen durch Aufträge etwa für die Pflege der Grünflächen auf dem Areal der Solarparks oder für technische Services.
Ein Gewinn können Solarparks für viele Pflanzen und Tiere sein. Durch die extensive Bewirtschaftung der jeweiligen und gezielte Maßnahmen entstehen neue Lebens- und Rückzugsräume. Von Vorteil ist dabei auch die geringe Flächenversiegelung. Sie liegt bei weniger als einem Prozent.
Kommunale Dächer nutzen
Das Dach des Rathauses, der Schule, des Bauhofs – die Potenziale für die Fotovoltaik sind in den meisten Städten und Gemeinden längst noch nicht ausgeschöpft. Zumal sich Solarstromanlagen selbst auf flachen, nach Norden hin ausgerichteten Dachflächen lohnen. Gerade bei den kommunaleigenen Liegenschaften ist die Solarstromerzeugung besonders attraktiv, wenn ein Teil der Energie direkt im Gebäude genutzt werden kann. Bei größeren Dächern liegt der Erzeugungspreis von Strom bei sieben bis neun Cent pro Kilowattstunde, die Differenz zum Strompreis des Energieversorgers entlastet somit direkt die kommunale Kasse. Für den ins Netz eingespeisten überschüssigen Strom gibt es zudem für 20 Jahre die nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) garantierte kostendeckende Einspeisevergütung. Deshalb gilt die Empfehlung an Kommunen, die Dächer der eigenen Gebäude möglichst vollständig mit Fotovoltaikanlagen zu belegen.
Neben der Kosteneinsparung profitieren solar engagierte Kommunen stark von der positiven öffentlichen Wahrnehmung. Sie fördern durch ihre Vorbildfunktion darüber hinaus die Mitwirkung aller – von den Unternehmen bis zu den Bürgern – beim Bemühen, die Klimafolgen zu reduzieren.
Gründach oder Solardach?
Verschiedene Städte und Gemeinden reagieren auf die mit dem Klimawandel einhergehende Tendenz zu Hitzewellen und häufigerem Starkregen und setzen unter anderem auf Dachbegrünung. Ein Widerspruch zum Solardach ist das nicht. Die Funktion der Regenwasserrückhaltung kann in gleichem Maße mit Fotovoltaikanlagen erzielt werden, weil auch hier das bei der Dachbegrünung üblicherweise eingesetzte Substrat auf dem Flachdach ausgebracht werden kann. In vielen Fällen ist zwischen den Modulreihen sogar eine Begrünung möglich (z. B. mit Moosen).
Übrigens: So wie Kommunen Vorgaben für die Dachbegrünung machen können, lässt sich zumindest für Neubauten eine Pflicht für die solare Dachnutzung festlegen. Zum Beispiel schreibt die Stadt Waiblingen (Baden-Württemberg) seit vielen Jahren eine Solarpflicht in den städtebaulichen und Grundstückstückvertragen sowie in ihren Bebauungsplänen fest.
Franz Pöter
Der Autor
Franz Pöter ist Geschäftsführer des Branchenverbands Solar Cluster Baden-Württemberg mit Sitz in Stuttgart
Info: Leitfaden für Solarparks erschienen
Das Umweltministerium Baden-Württemberg hat im Oktober 2019 einen Handlungsleitfaden Freiflächensolaranalgen veröffentlicht, in dem die wesentlichen Aspekte zum Thema anschaulich zusammengefasst sind. – Download (PDF)