Die Herausforderungen in Bad Alexandersbad, dem kleinsten Heilbad Bayerns, fordern kreative Lösungen. Es verwundert deshalb nicht, dass die Gemeinde als erste Kommune Bayerns die komplette öffentliche Beleuchtung auf LED-Technik umrüstete. Bürgermeister Peter Berek zeichnet die Entwicklung nach.
Gesundheitsreformen, angespannte Finanzen, Demografie, Fördergefälle und regionaler Strukturwandel – diese Themen beschäftigten Bad Alexandersbad (rund 1000 Einwohner, Bayern) in den vergangenen 20 Jahren. Die Folgen lähmten das traditionsreiche Heilbad. Wo Königin Luise einst „meine seeligen Tage in meinem Alexandersbade“ erlebte, schien sich Zukunft zu einem Fremdwort zu entwickeln – bis man 2008 entschied, sich intensiv damit zu beschäftigen. Ergebnis der „Beschäftigungstherapie“ war ein Masterplan, der seitdem Schritt für Schritt abgearbeitet wird. Dass mit Beginn der Umsetzung wieder Licht am Ende des Tunnels zu erkennen war, lag nicht zuletzt an den Erfahrungen mit der LED-Technologie.
Der Weg zur LED-Technik begann mit dem konzeptionellen Herausarbeiten der kurörtlichen Notwendigkeiten. Dabei zeigte sich, dass es neben attraktiver Kureinrichtungen auch einer glaubwürdigen kommunalen Energiepolitik bedarf, um dem gesellschaftlichen Auftrag „Förderung der Gesundheit mit natürlichen Heilmitteln“ gerecht zu werden. Der erste Meilenstein in der Heilbadentwicklung galt deshalb der Energieerzeugung und -verteilung. Schon im September 2011 ging das Biomasse-Heizkraftwerk mit Nahwärmeversorgung in Betrieb. Es folgt die Beschäftigung mit dem Energieeinsparpotenzial bei der kommunalen Beleuchtung.
Passgenaue Funktions- und Effektbeleuchtung
Licht berührt, heilt, setzt Akzente, belebt, Licht ist Lebenselixier. Die Lichttherapie war schon immer Teil des kurörtlichen Gesundheitsangebots. Eine passgenaue Funktions- und Effektbeleuchtung sollte da nicht fehlen. Die Bestandsanalyse zeigte, ein anderes Bild. Die Straßenlampen stammten aus den Jahren 1969 bis 1985. Die Technik beschränkte sich auf HQL und Leuchtstoffröhren, die Vorschaltgeräte genügten nicht den jetzigen Anforderungen. Und schließlich „glänzte“ die Kurparkbeleuchtung mit 129 hell erleuchteten Glaskugeln, ausgestattet mit je 100 Watt.
Das Ergebnis der Analyse ließ im Grunde keinen Spielraum für ein „weiter so“. Eine Umstellung auf moderne Technik war unausweichlich. Nach zwei Versuchen mit Bewerbungen bei „Interreg IV B, Europa leuchtet“ und „Kommunen im neuen Licht“ hatte der Antrag für eine Komplettumstellung der öffentlichen Beleuchtung auf LED im Programm „Förderung von Klimaschutzprojekten in Kommunen“ des Bundesumweltministeriums im Frühjahr 2011 Erfolg.
Nun galt es, schnell zu handeln, führte der Bescheid des BMU doch aus, dass die Umstellung innerhalb des Jahres 2011 erfolgen musste. Die erste Hürde im Gemeinderat war gleich genommen, da dieser die notwendigen Beschlüsse für Ausschreibung, Vergabe und Finanzierung einstimmig auf den Weg brachte. Beim begleitenden Planungsbüro entschied sich die Gemeinde für ein kleines regionales Büro und machte damit beste Erfahrungen. Die öffentliche Ausschreibung gewann eine ausführende Elektrofirma aus der Nachbarstadt, und auch die LED-Technik stammte von einem regionalen Hersteller aus Schwarzenbach a. d. Saale. Diese kurzen Wege halfen entscheidend, den vorgegebenen Zeitplan einzuhalten.
Finanzierung der Sanierung
Wenngleich die Umsetzung nicht ohne Probleme vonstatten ging, kann das Ergebnis sich sehen lassen: Umstellung von 363 Lichtpunkten, BMU-Förderung 99 606 Euro, Gesamtausgaben rund 308 700 Euro, geplante Stromeinsparung 70 Prozent, tatsächliche Stromeinsparung rund 75 Prozent (110 100 kwh/Jahr), jährliche Einsparung (bei derzeitigem Strompreis) rund 25 000 Euro, CO2-Reduzierung rund 70 Tonnen pro Jahr.
Die Leuchten sind seitdem programmier- und dimmbar sowie mit einer intelligenten Steuerung für die Absenkung ausgestattet. Die Finanzierung der verbleibenden 209 000 Euro erfolgte über die KfW (Programm Nr. 215 „Energieeffiziente Stadtbeleuchtung“ bei einem Zinssatz von 0,18 %).
Die durchwegs positiven Erfahrungen mit der Funktionsbeleuchtung flossen und fließen seitdem in alle weiteren gemeindlichen Projekte ein: die komplette Innen- und Außenbeleuchtung des kommunalen Kinderhauses Königin Luise (2012), die Gestaltung des Kur- und Wandelweges „Schwanenweiher“ mit Funktions- und Effektbeleuchtung (2013), die Umrüstung der Innenbeleuchtung im Markgräflichen Schloss (2015) und die Sanierung der Schlossterrassen mit Funktions- und Effektbeleuchtung (2016). Für das Jahr 2016/2017 steht der Neubau des Kurmittelhauses „AlexBad“ mit höchsten energetischen Standards und durchgängiger LED-Beleuchtung auf dem Programm. Der Neubau des Alexanderplatzes mit Funktions- und Effektbeleuchtung ist für 2017 geplant.
Die LED-Technik brachte dem kleinsten bayerischen Heilbad neben den technischen und finanziellen Verbesserungen auch eine Steigerung der Aufenthaltsqualität. Darüber hinaus profitierte Bad Alexandersbad vom enormen öffentlichen Interesse. Interviews in BR 1 und BR 3, Livesendungen in Extraradio und Radio Euroherz, zahlreiche Berichte in Zeitungen und Magazinen sowie etliche Vorträge transportierten das neue, das innovative Bad Alexandersbad. Damit schließt sich der Kreis. LED – ein Lichtblick für unsere Zukunft.
Peter Berek
Der Autor
Peter Berek ist Erster Bürgermeister und Geschäftsführer der Kurbetriebe der Gemeinde Bad Alexandersbad