Die Auswirkungen von Betriebseinschränkungen gefährden die Trinkwasserqualität in den unzureichend genutzten Gebäuden. Wasserentnahmestellen mit bedarfsgerechter Freispülung helfen, die Trinkwasserhygiene in den Hausinstallationen sicherzustellen, und reduzieren die Haftungsrisiken.
Nach dem Corona-Lockdown wurden im Mai viele öffentliche Einrichtungen wieder in Betrieb genommen. Für die Schulen indessen gilt, dass sie mit dem je nach Bundesland gestaffelten Beginn der Sommerferien nach nur kurzer Betriebszeit bereits wieder vorübergehend geschlossen werden. Auch die Nutzung vieler kommunaler Freizeiteinrichtungen ist aktuell schwer vorhersehbar.
Eine ausbleibende Nutzung führt jedenfalls zum Verweilen des Trinkwassers in der Hausinstallation. Der in den technischen Richtlinien (VDI/DVGW 6023) geforderte vollständige Wasseraustausch binnen maximal 72 Stunden ist unter diesen Bedingungen nicht sichergestellt.
Steht das Kaltwasser in den Leitungen, nimmt es die Umgebungstemperatur an. Diesen Effekt kann auch die beste Dämmung nicht verhindern, sondern nur zeitlich verzögern. Für Kaltwasser ist dies insofern bedeutsam, als es sich gemäß VDI/DVGW 6023 auch in Stagnationszeiten nicht auf über 25 Grad Celsius erwärmen darf. Andernfalls ist mit einem relevanten Wachstum der gesundheitsgefährdenden Legionellen zu rechnen. Besonders gefährdet sind Bestandsbauten mit langen, verzweigten Leitungsnetzen bei gleichzeitig unzureichender Wasserentnahme.
Im Gegensatz zur Warmwasserzirkulation hat sich noch kein Standard zur Temperaturhaltung in den Leitungen für Trinkwasser (kalt) etabliert. Als problematisch erweist sich beispielsweise die gemeinsame Führung von Warm- und Kaltwasserleitungen im selben Schacht. Auch die ab den 1970er-Jahren für die Errichtung verwendeten Trockenbauwände bieten sehr gute Voraussetzungen für die Wärmeübertragung vom Warm- auf das Kaltwasser.
Eine besondere Gefahr geht von Legionellen im Kaltwasser aus, wenn das Warmwasser selbst frei von Legionellen ist. Da die Untersuchungspflicht allerdings nicht für Kaltwasser gilt, bleibt der Legionellenbefall oft unerkannt. Dies kann für die Betreiber fatale Folgen haben, denn nach der deutschen Trinkwasserverordnung sind sie gesetzlich dazu verpflichtet, an jeder Zapfstelle im Gebäude Trinkwasser zur Verfügung zu stellen, von dem keine Gefahr für die menschliche Gesundheit ausgeht. Andernfalls können sie persönlich zur Verantwortung gezogen werden.
Elektronische Steuerung
Werden nicht alle Wasserabgabestellen ausreichend genutzt, sollte nach VDI/DVGW 6023 der bestimmungsgemäße Betrieb durch Spülmaßnahmen der zu wenig frequentierten Entnahmestellen spätestens alle 72 Stunden aufrechterhalten werden. Dadurch gelangt wieder frisches Kaltwasser in die Leitungen und das Temperaturniveau wird abgesenkt.
Sollen diese Spülungen manuell durch Schulwart, Reinigungskräfte oder anderes Personal durchgeführt werden, stehen die benötigten Ressourcen mitunter nicht zur Verfügung. Dazu verursacht der Personaleinsatz auch hohe Kosten. Diesen durch Reduktion der Spülfrequenz entgegenzuwirken, ist kontraproduktiv, denn dann ist nachzuweisen, dass sich dadurch die Trinkwasserbeschaffenheit nicht nachteilig verändert.
Elektronisch gesteuerte Wasserentnahmestellen spülen stagnierendes Wasser bedarfsgerecht aus und sichern so den regelmäßigen und vollständigen Wasseraustausch. Die Freispülung erfolgt nur bei Betriebsunterbrechung und unzureichender Nutzung; bei regelmäßiger Entnahme wird keine weitere Spülung ausgelöst. Die intelligente Elektronik lässt sich auf die örtlichen Anforderungen einstellen und weiß, wann und wie lang die Wasserabgabestelle das letzte Mal benutzt wurde. Damit hemmt sie zuverlässig die Vermehrung von Krankheitserregern in der Trinkwasserinstallation und schafft Sicherheit für Nutzer und Betreiber.
Besonders an ungünstig situierten Armaturen kann es vorkommen, dass der kritische Temperaturbereich von 25 Grad Celsius im Kaltwasser frühzeitig erreicht wird. Auch bei den an den Strangenden angeordneten Armaturen ist das regelmäßige Ausspülen des erwärmten Kaltwassers effektiv. Gezielte Kaltwasserspülungen zum Beispiel des Systems „WimTec HyPlus PRO“ sorgen dafür, dass sich wieder ein sicheres Temperaturniveau einstellt und damit die Trinkwasserhygiene nachhaltig verbessert.
Betriebsdaten dokumentieren
Ohne Unterstützung eines digitalen Hausmeisters ist die Einhaltung des bestimmungsgemäßen Betriebs nur mit großem Aufwand zu dokumentieren. Mit dem
Tablet „WimTec Remote“ können Nutzerverhalten, Einstellungen und Geräteinformationen erfasst und zum Betriebsbuch hinzugefügt werden. Es umfasst die Dokumentation aller Störungen und durchgeführten Maßnahmen sowie aller erhobenen Messwerte und Beobachtungen. Es dient zur Absicherung des Betreibers und ist gemäß VDI/DVGW Richtlinie 6023 über den gesamten Gebäudelebenszyklus zu führen und aufzubewahren.
Günter Dülk
Der Autor
Günter Dülk ist geschäftsführender Gesellschafter von Wimtec Sanitärprodukte in Hallbergmoos (www.wimtec.de)