Kommunen erweitern ihr Serviceangebot

„Freies WLAN“ heißt ein aktuelles Schlagwort, das bei Kommunen im elektronischen Zeitalter weit oben auf der lokalpolitischen Agenda steht. Im Zuge von Industrie 4.0 wird in deutschen Städten der Ruf nach frei zugänglichem Internet immer stärker. Speziell in Baden-Württemberg – dem Land der Tüftler und Denker – ist das freie WLAN auf dem Vormarsch.

Die Städte Friedrichshafen und Pforzheim in Baden-Württemberg zählen zu den kommunalen Pionieren für freies WLAN. Die im Jahr 2006 gestartete „T-City Friedrichshafen“ gilt als das bahnbrechende Projekt. Aber auch andere Städte im Südwesten wie Aalen, Schorndorf und Freiburg im Breisgau rüsten auf, um Bürgern wie Touristen den Zugang zum freien Internet an „Hotspots“ im Stadtkern zu ermöglichen.

Kostenlos im Stadtnetz surfen können „Internetjunkies“ in Kürze auch in der Aalener Innenstadt. Fünf Hotspots werden installiert, um ein flächendeckendes W-LAN Netz zwischen Rathaus und Bahnhof zu schaffen. Von dem zukunftsweisenden Internet-Service verspricht sich das Citymanagement einen Mehrwert für Gäste der Aalener City sowie für die Gastronomen und Einzelhändler. Für den Netzaufbau zeichnet das österreichische Unternehmen IT-Innerebner verantwortlich. Laut Herstellerangaben erfüllt das Produkt „Free Key“ die gängigen Sicherheitsanforderungen und blockiert entsprechend auch jugendgefährdende und extremistische Inhalte.

Der Zugang zum Stadtnetz soll wahlweise über die E-Mail-Adresse oder Mobilfunknummer des Nutzers erfolgen. Sobald der Nutzer seine Kontaktdaten eingegeben hat, erhält er per E-Mail ein Passwort. Dieses muss er anschließend bestätigen, um den Zugang zum Stadtnetz freizuschalten. Der Nutzer kann dann mit Smartphone, Tablet oder jedem internetfähigen Gerät drei Stunden kostenlos surfen. Ein wiederholter Login soll problemlos erlaubt sein.

Spielerisch leichter Zugang

Die Stadt Schorndorf steht Aalen beim Thema „Freies WLAN“ in nichts nach. „Ob Unterer und Oberer Marktplatz, Kirchplatz, Daimler Caree, Bahnhof, Zentraler Omnibusbahnhof oder der Sitzungssal im Rathaus – die Kernstadt von Schorndorf ist fast zu 100 Prozent abgedeckt“, erklärt Pressesprecherin Nicole Amolsch. Das freie WLAN der Stadt Schorndorf basiert auf dem „Free Key-Prinzip“. „Der Benutzer aktiviert auf seinem Gerät den WLAN-Access-Point-Frey-Key Schorndorf“, so Nicole Amolsch. Anschließend öffnet sich die Startseite des Frey-Key-Servers. „Dort kann man über SMS oder E-Mail eine PIN anfordern. Nach Eingabe des PIN wird der Internetzugang für drei Stunden freigeschaltet“, ergänzt sie.

Die Stadt hat die Chancen und Risiken von freiem WLAN im Vorfeld sorgfältig abgewägt. „Im Durchschnitt haben wir rund 10000 angemeldete Benutzer im Monat“, erläutert Nicole Amolsch. Die größte Chance liege ihrer Meinung nach im besonderen Service für Touristen und Bürger. „Da die Nachfrage nach kostenfreien, mobilen Internetlösungen stetig steigt, werden Besucher, Kunden oder Gäste gezielt im WLAN Netz surfen, um das beste Angebot auszuwählen“, meint sie.

In Pforzheim startete das freie „PF-WLAN“ im Jahr 2013. „Mittlerweile existiert ein großflächiges Netz mit sehr vielen Standorten“, betont die Pressesprecherin der Stadt, Angelika Bahls. Im WLAN-Gebiet kann jeder kostenlos mit Highspeed bis zu 300 Mbit/s ins Internet und kann zeitlich unbegrenzt surfen. „Mittlerweile beteiligen sich auch viele Handelsunternehmen, Gastronomiebetriebe sowie Institutionen wie die Volkshochschule, die Industrie- und Handelskammer oder die AOK an dem freien WLAN“, so Bahls.

Auswahl und Integration der Hardware

Auch in Freiburg soll freies WLAN ab Herbst 2015 verfügbar sein. „Vor einigen Jahren kam aus dem politischen Raum die Anfrage, die Stadt möge sich doch dazu auch beteiligen“, sagt Edith Lamersdorf, Pressesprecherin der Stadt. Als erstes wird die städtische Wirtschafts- und Tourismusförderung in der Tourismuszentrale freies WLAN einrichten. „Die Firma Wall AG hat die Ausschreibung der Stadtmöblierung im vergangenen Jahr gewonnen und wird die Umsetzung eines innerstädtischen WLANS übernehmen“, erklärt die Pressesprecherin.

Derzeit erarbeitet das Unternehmen mit Hauptsitz in Berlin ein Konzept, um dieses mit der Stadt abzustimmen. Auch für Freiburg wird das Unternehmen bei der Auswahl und Integration der Hardware in die Stadtmöbel helfen und den laufenden Betrieb und ein effektives Usermanagement gewährleisten. „Städte können so ohne große Investitionen eine digitale Infrastruktur für Einwohner und Touristen schaffen“, so ein Sprecher des Unternehmens.

Surfen in Wildeshausen

Der Marktplatz ist das pulsierende Herz der Wildeshauser Innenstadt. Hier trifft man sich zum ausgiebigen Shoppen oder gemütlichen Beisammensein in den einladenden Restaurants und Cafés. Hier befindet sich das Rathaus und die Tourist-Information und hier ist der Treffpunkt für alle Gästeführungen.

In Wildeshausen (Niedersachsen) hat das Telekommunikationsunternehmen EWE Tel im Rahmen eines Modellprojekts einen frei zugänglichen Hotspot eingerichtet. Seit Ende Februar kann jedermann auf dem Marktplatz bis zu einer Stunde kostenlos surfen. „Damit bieten wir unseren Bewohnern und Gästen einen besonderen Service“, freut sich Bürgermeister Jens Kuraschinski.

Als Grund, weshalb nicht schon viel mehr Städte öffentliches WLAN eingerichtet haben, sieht EWE Tel das deutsche Haftungsrecht. Viele Kommunen würden bislang fürchten schadensersatzpflichtig zu werden, wenn beispielsweise illegale Musik über den Internet-Zugang heruntergeladen werde.

Andreas Scholz

Der Autor
Andreas Scholz, Schwäbisch Hall, ist freier Journalist