In welchen Bereichen können Städte und Gemeinden Energie einsparen? Welche kurz- und mittelfristigen Maßnahmen kommen in Frage? Eine Hilfestellung liefern die Landesenergieagenturen, zum Beispiel die von Sachsen. SAENA-Mitarbeiter Gregor Hillebrand-Kandzia streicht heraus, worauf es ankommt.
Spätestens mit der Energiepreiskrise sind die kommunalen Energieverbräuche in den Fokus von Gemeinden, Städten und Landkreisen gerückt. Das trifft allen voran auf die Verbräuche und Kosten der öffentlichen Gebäude und der Straßenbeleuchtung zu, die den kommunalen Haushalt deutlich belasten.
Um die laufenden finanziellen Lasten zu reduzieren, könnten eine Vielzahl an Effizienz- und Sanierungsmaßnahmen umgesetzt werden. Oft fehlen jedoch die finanziellen Mittel für eine (flächendeckende) Realisierung. Was also tun?
Wie Städte und Gemeinden auch ohne größere Investitionen Einsparungen von durchschnittlich 20 Prozent erzielen können, zeigen Projekte der Sächsischen Energieagentur (SAENA GmbH), an denen sich rund 100 Kommunen aus dem Bundesland beteiligen. Ziel dieser Projekte ist die Etablierung eines kommunalen Energiemanagements. Was das konkret bedeutet und welche Maßnahmen dazu gehören, lässt sich in folgenden drei Schritten erklären:
Drei Schritte des kommunalen Energiemanagements
- Zunächst werden die vorhandenen Daten detailliert erfasst und ausgewertet. Dies umfasst neben den Versorgerrechnungen auch den Liegenschafts- und Anlagenbestand. So werden Verbräuche und Kosten analysiert, Gebäudeflächen aufgenommen, der Zustand und die eingestellten Parameter der Heizungsanlage dokumentiert oder die aktuellen Nutzungszeiten erfragt. Auf Basis dieser Daten können bereits die ersten Rückschlüsse auf Optimierungsmöglichkeiten erfolgen.
- Im nächsten Schritt werden Einsparmöglichkeiten umgesetzt, die ohne oder mit nur geringen Investitionskosten möglich sind. Oft ist beispielsweise die Heizungsanlage im Rathaus nicht richtig eingestellt oder die Lüftungsanlage in einer Turnhalle läuft, obwohl gerade keine Nutzung erfolgt. Es gibt viele kleine Stellschrauben im Betrieb der Anlagentechnik, die einen großen Effekt auf den Energieverbrauch haben. Rein organisatorische Maßnahmen, wie die Überprüfung der Versorgerrechnungen, können weitere Kosteneinsparungen bringen. Kleinere investive Maßnahmen werden sofort umgesetzt. So werden beispielsweise defekte Heizungsthermostate ausgetauscht oder Heizungsrohre nachgedämmt.
- Im Anschluss daran werden größere Maßnahmen vorbereitet. Durch das detaillierte Wissen zu den energieverbrauchenden Anlagen und Gebäuden können sinnvolle und sich schnell rechnende Sanierungsmaßnahmen erarbeitet werden. Sollten die Heizungspumpen durch effizientere ausgetauscht werden? Wie schnell lohnt sich ein Austausch der Lampen in der Schule durch LED? All das kann in die nächste Haushaltsplanung einfließen oder zumindest vorgeschlagen werden.
Das Online-Tool „Kom.EMS“
Das Vorgehen bei der Etablierung eines kommunalen Energiemanagement klingt zunächst logisch und unkompliziert. Bei der näheren Betrachtung sind jedoch Fachwissen, eine systematische Herangehensweise und eine gute Kommunikation in der Verwaltung essenziell.
Die Online-Plattform „Kom.EMS“ berücksichtigt das und unterstützt Kommunen beim Aufbau eines dauerhaften Energiemanagements. Das Tool bietet unter anderem eine Schritt-für-Schritt-Anleitung und eine Vielzahl von Arbeitshilfen und Mustervorlagen für die praktische Umsetzung. Des Weiteren kann der aktuelle Umsetzungsstand eines kommunalen Energiemanagement bewertet werden.
So wird schnell ersichtlich, in welchen Bereichen die Kommune bereits gut aufgestellt ist und welche Schritte sie bei der Bearbeitung priorisieren sollte. Das Online-Tool ist in neun Bundesländern kostenfrei nutzbar unter www.komems.de. Bundesweit wird es von mehr als 1500 Kommunen angewendet.
Weiterbildung zu Energiemanagern und -technikern
Um die vorhandenen Effizienzpotentiale in den Kommunen zu erschließen, ist vor allem eins notwendig: Personal mit ausreichend Zeit und Know-how für die Umsetzung vor Ort. Aktuell bietet die Kommunalrichtlinie interessante Förderbedingungen für Personal- und Sachkosten von 70 bis 90 Prozent.
Die SAENA informiert zu aktuellen Fördermöglichkeiten und unterstützt sächsische Kommunen bei der Antragsstellung. Nach der Antragsstellung berät die SAENA, wie ein Energiemanagement organisatorisch am besten in die Verwaltungsstruktur eingebettet werden kann.
In mehrtägigen Schulungen können sich kommunale Mitarbeiter außerdem zu Experten, sogenannten Energiemanagern oder -technikern, weiterbilden. Ergänzend gibt es Veranstaltungen zur Vernetzung und zum Austausch. Die Vielzahl von nutzbaren Angeboten und die schnell realisierbaren Einsparungen sind in Sachsen mittlerweile bekannt. Über 100 Kommunen haben bereits an einem Projekt der SAENA teilgenommen oder sind gerade aktiv mit dem Aufbau eines Energiemanagements beschäftigt.
Gregor Hillebrand-Kandzia
Der Autor
Gregor Hillebrand-Kandzia ist Mitarbeiter der Sächsischen Energieagentur SAENA GmbH, Abteilung kommunales Energiemanagement.