Kommunaler Klimaschutz im Südwesten

Laut Landesenergieagentur KEA-BW hat die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Baden-Württemberg von 2000 bis 2020 um den Faktor 2,8 zugenommen. Foto: Adobe Stock/Soonthorn

Wie engagieren sich Kommunen in Baden-Württemberg? Antworten gibt der Statusbericht Kommunaler Klimaschutz 2022 der Landesenergieagentur KEA-BW. Auf rund 190 Seiten bietet der Statusbericht Kommunaler Klimaschutz 2022 einen Überblick über die Aktivitäten und Erfolge von Städten, Gemeinden und Landkreisen, weist aber auch auf Defizite hin. Themen sind unter anderem die systematischen Klimaschutzaktivitäten der Kommunen, die in den vergangenen Jahren aufgebauten Strukturen und die Rolle von Förderprogrammen.

Die Auswertung mache deutlich, dass zahlreiche Kommunen den Weg zur Klimaneutralität beschreiten, aber noch viele Herausforderungen vor ihnen liegen. Die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) hat den Bericht in dritter, aktualisierter Auflage im Auftrag des Umweltministeriums erstellt.

Bei der Umsetzung wirksamer Klimaschutzmaßnahmen auf kommunaler Ebene hat sich laut KEA-BW in den letzten Jahren einiges getan: Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien nahm von 2000 bis 2020 landesweit um den Faktor 2,8 zu. 2020 lag der Anteil der Erneuerbaren an der Bruttostromerzeugung in Baden-Württemberg bei 41 Prozent.

Die Wärmebereitstellung auf Basis erneuerbarer Energien verdoppelte sich seit dem Jahr 2000 annähernd. Der Anteil an der Wärmeerzeugung lag im Jahr 2019 bei 16,3 Prozent. Die Einschätzung: Die Entwicklung sei positiv, aber bei weitem noch nicht ausreichend, um bis 2040 im Südwesten klimaneutral zu werden.

Quelle: KEA-BW

Alle Städte, Gemeinden und Landkreise sind vom Gesetz gefordert

„Viele Kommunen haben sich bereits auf den Weg zur Klimaneutralität gemacht. Auch die noch abwartenden Städte, Gemeinden und Landkreise steigen nach und nach in das Thema ein“, erklärt Dr. Volker Kienzlen, Geschäftsführer der KEA-BW. „Das verlangen nicht nur die gesetzlich formulierten Klimaschutzziele von Bund und Land, sondern auch das Bundesverfassungsgericht.

Angesichts des Kriegs in der Ukraine und der dadurch ausgelösten Energiekrise sind Klimaschutz, Energieeffizienz und erneuerbare Energien auch ein Garant für eine sichere Energieversorgung und bezahlbare Energiekosten.“

Positive Beispiele gebe es einige im Land: Von den 1101 Kommunen gehen 146 Städte und 220 Gemeinden den Klimaschutz strategisch an, ebenfalls 33 der 35 Flächen-landkreise. Sie alle haben ein integriertes Klimaschutzkonzept aufgestellt, mit dem sie systematisch ihre Ziele erreichen wollen. KEA-BW streicht ein Beispiel besonders heraus: In den vier Landkreisen, Göppingen, Heidenheim, Karlsruhe und Ludwigsburg verfügen alle Kreiskommunen über ein Klimaschutzkonzept, das sie entweder eigenständig oder gemeinsam mit dem Landkreis erstellt haben.

Andererseits zeige die Auswertung aber auch, dass rund zwei Drittel der Kommunen, etwa 735, noch kein Konzept besitzen; darunter ein Drittel der Städte mit 50.000 bis 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.

Die meisten Kommunen haben Nachholbedarf

Eine zentrale Rolle bei der Umsetzung der kommunalen Klimaschutzstrategien spielen laut KEA-BW die Klimaschutzmanagerinnen und Klimaschutzmanager: Aktuell verfügen 27 Landkreise sowie 174 Städte und Gemeinden im Land über eine solche Stelle.

Das bedeute umgekehrt, dass die Hälfte der Kommunen, in denen 20.000 bis 50.000 Menschen wohnen, drei Viertel der Kommunen mit 10.000 bis 20.000 Einwohnerinnen und Einwohnern sowie 90 Prozent der Kommunen mit weniger als 10.000 Bürgerinnen und Bürgern noch keine Personalstelle für das Klimaschutzmanagement geschaffen haben. Auf sie entfällt rund die Hälfte der Bevölkerung im Südwesten. Besonders für die kleinen Kommunen empfiehlt KEA-BW erprobte Lösungen im Verbund.

Stärken und Schwächen zeige auch der European Energy Award (eea). Die Auszeichnung würdigt Städte, Gemeinden und Landkreise, die ihre Klimaschutzaktivitäten systematisch vorantreiben und unabhängiger von fossilen Energien werden. 117 Städte und Gemeinden, 24 Landkreise sowie ein Gemeindeverwaltungsverband nehmen in Baden-Württemberg daran teil und setzen damit ihre Aktionspläne zum Klimaschutz kontinuierlich um.

Im Landkreis Ravensburg etwa beteiligen sich 22 Kommunen am eea; fünf Städte und der Landkreis selbst sind mit dem eea Gold zertifiziert. Bei den Landkreisen hat sich der eea als erfolgreiches Instrument für den Klimaschutz etabliert. Der Wehrmutstropfen: Nur jede zehnte Gemeinde im Land sei beim eea aktiv.

www.kea-bw.de/kommunaler-klimaschutz/wissensportal/statusbericht-kommunaler-klimaschutz