Kommunale Versorger benötigen neue Finanzierungsquellen für besseren Klimaschutz

Wärme-, Strom- und Wasserversorgung – die Investitionen, vor denen kommunale Versorger in den kommenden Jahren stehen, sind enorm. Eine Umfrage zur Finanzierung der Transformation zur Klimaneutralität unter 162 Mitgliedern des Verbands der kommunalen Unternehmen offenbart im Schnitt einen Investitionsbedarf von rund 400 Millionen Euro in den nächsten zehn Jahren.

Kommunale Versorger
Derzeit stehen besonders die Investitionen in die Wärme- und Stromversorgung im Fokus. Doch auch für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung rechnen kommunale Versorger mit einem Investitionsbedarf in Höhe von 5,7 Milliarden Euro in den kommenden zehn Jahren. Foto: Adobe Stock/Kekyalyaynen

Um auch von den wirtschaftlichen Vorteilen des Klimaschutzes zu profitieren – etwa in Form niedrigerer Energiekosten – sind gewaltige Investitionen erforderlich. Einen wesentlichen Teil davon werden die kommunalen Versorger tragen müssen, zumal sie in vielen Regionen Deutschlands die wichtigsten Energie- und Wärmedienstleister sind. Der Verband der kommunalen Unternehmen (VKU) und die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland haben 162 VKU-Mitgliedsunternehmen befragt, welchen Investitionsbedarf sie im Zusammenhang mit der Energiewende sehen und wie sie die Investitionen finanzieren wollen.

Insgesamt sehen die befragten Unternehmen für die nächsten zehn Jahre einen Investitionsbedarf von 22,7 Milliarden Euro. 28 Prozent davon (6,3 Milliarden Euro) entfallen auf die Wärmeversorgung und 25 Prozent (5,7 Milliarden Euro) auf die Stromversorgung und das Stromnetz. Ein weiterer bedeutender Investitionsposten ist die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung. Hierfür erwarten die Versorger einen Investitionsbedarf in Höhe von 5,7 Milliarden Euro.

Investitionen in Strom-, Wärme- und Wasserinfrastruktur

Henry Otto, Partner und Leiter des Geschäftsbereichs Energy Consulting bei PwC Deutschland, sagt: „Es fällt auf, dass die kommunalen Unternehmen neben den hohen Investitionen in die Strom- und Wärmeinfrastruktur auch in die Wasser- und Abwasserinfrastruktur investieren müssen.“ Während es bei der Strom- und Wärmeinfrastruktur vor allem in neue und leistungsfähigere Netze investiert werden soll, geht es bei den Investitionen in Wasser- und Abwasserinfrastrukturen vor allem darum, bestehende Infrastruktur zu ersetzen beziehungsweise zu erneuern.

Durchschnittlich können die Versorgungsunternehmen allerdings nur 30 Prozent ihres Investitionsbedarfs über Innenfinanzierungen – also aus eigener Kraft – decken. Und nur 53 Prozent der befragten Unternehmen erwarten, die notwendigen Investitionen langfristig durch Bankdarlehen sicherstellen zu können. Bei den Energieversorgungsunternehmen sind es sogar nur 31 Prozent. Thorben Müller, ebenfalls Energieexperte bei PwC Deutschland, stellt fest: „Die Innenfinanzierung und Bankdarlehen werden den Investitionsbedarf etlicher Versorger nicht decken können. Viele von ihnen werden neues Eigenkapital benötigen.“

Kapitalerhöhung für viele kommunale Versorger keine Option

Woher das neue Eigenkapital kommen soll, ist in vielen Fällen noch offen. Denn lediglich 30 Prozent der befragten VKU-Mitgliedsunternehmen haben die Möglichkeit, mit bestehenden Gesellschaftern eine Kapitalerhöhung durchzuführen. Und für gerade einmal 27 Prozent kommt in Frage, ihr Eigenkapital über neue Gesellschafter zu erhöhen. Immerhin 69 Prozent der Unternehmen können Gewinne anteilig thesaurieren, also erwirtschaftete Überschüsse einbehalten und später investieren.

Bei der Frage nach neuen Wegen für die Finanzierung einzelner Projekte, sind die Versorger offen: So sind beispielsweise 77 Prozent der befragten Unternehmen bereit, in Projektgesellschaften mit Investoren zusammenzuarbeiten.

Bürger als Finanzierungspartner

Als attraktivsten Partner für alternative Finanzierungswege nannten die kommunalen Versorger die Bürger vor Ort: 84 Prozent sehen Bürgerbeteiligungen an einzelnen Projekten positiv. 70 Prozent der Unternehmen können sich demnach sogar vorstellen, Bürger am Versorgungsunternehmen selbst zu beteiligen. „Die Bürger vor Ort einzubinden, erhöht die Akzeptanz von Klimaschutzinvestitionen und begünstigt, dass die Wertschöpfung vor Ort bleibt“, sagt PwC-Experte Henry Otto. „Das Potenzial dieser Finanzierungsform ist allerdings begrenzt. Deshalb sollten Versorgungsunternehmen auch Alternativen wie Anleihen, Mezzanine-Finanzierungen und Anlagenleasing prüfen.“

red.