Kläranlage Landau: Zug um Zug mehr Energieeffizienz

Der Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau setzt die Modernisierung seiner Kläranlage fort. Mit verschiedenen Maßnahmen soll der Betrieb bis zum Jahr 2021 energieautark sein. Zur Finanzierung der Investition in Höhe von knapp einer Million Euro werden Zuschüsse der Kommunalrichttlinie genutzt.

Die Kläranlage der Stadt Landau in der Pfalz (rund 50.000 Einwohner) soll das Abwasser bald mit deutlich weniger Energieeinsatz reinigen und diese dazu noch komplett selbst erzeugen. Bis 2021 will der Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau (EWL) als Betreiber die örtliche Kläranlage energieautark aufstellen und damit einen wichtigen Beitrag für die Nachhaltigkeit der Kommune leisten.

Mit Investitionen in die Belüftungs- und Elektrotechnik hatte das kommunale Unternehmen in den vergangenen Jahren bereits vorgelegt. Eine Potenzialstudie zeigte Anfang 2019 auf, wo weitere energetische Einsparungen möglich sind. Zielführend sind vor allem, das in die Tage gekommene Zulaufhebewerk sowie Pumpen und die beiden Blockheizkraftwerke zu erneuern. Auch Sonnenenergie wird künftig eine Rolle spielen. So plant der EWL, auf allen dafür geeigneten Dachflächen des Areals Fotovoltaikanlagen zu installieren. Zusätzlich wird ein spezieller Batteriespeicher vor Ort erzeugte Energie flexibel nutzbar machen.

Mit dem Maßnahmenpaket lässt sich der Energiebedarf der gesamten Kläranlage um etwa 20 Prozent senken und die Eigenstromerzeugung um 15 Prozent erhöhen. Damit würde die Einrichtung CO2-neutral arbeiten.

Das Ziel Energieautarkie ist nur mit Investitionen zu erreichen. Der EWL veranschlagt 945.000 Euro für die Umsetzung des Maßnahmenpakets. Derzeit gibt es attraktive Zuschüsse, denn seit dem 1. Januar 2019 bietet die neue Fassung der Kommunalrichtlinie Akteuren aus dem kommunalen Umfeld zahlreiche neue Fördermöglichkeiten zur Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen. Bis zu 30 Prozent Zuschüsse sind möglich.

Diese Chance ergriff der EWL und hat gleich in der ersten Förderperiode Mittel für die Erneuerung des Zulaufhebewerkes beantragt. Weitere Anträge mit Blick auf die energetische Optimierung der Schlammbehandlung, der Belüftungstechnik und der Pumpen beim Rücklauf sind vorbereitet, sodass das gesamte Effizienzpaket innerhalb von drei Jahren umgesetzt werden kann. Auch die Planungen für eine Fotovoltaikanlage mit einer Leistung von
100 Kilowattpeak und einem Redox-Flow-Speicher laufen.

Faultürme neu gedämmt

Bereits in den vergangenen Jahren hat der EWL im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten viele Maßnahmen mit Blick auf die Energieeffizienz der Abwasserreinigung umgesetzt. So verstromen seit dem Jahr 2010 zwei Blockheizkraftwerke Klärgas. Deren Abwärme sorgt auch im Winterhalbjahr für konstante Temperaturen in den beiden Faultürmen und schafft so optimale Bedingungen für die Zersetzungsprozesse. Seit die gesamte Fauleinheit neu gedämmt ist, braucht es für die Beheizung deutlich weniger Energie. Erhebliches Effizienzpotenzial ließ sich zudem durch die Modernisierung der Belüfter heben.

Auch bei den Abwasseranlagen außerhalb der Kläranlage hat man in Landau genau hingeschaut. Solarmodule auf einem Betriebsgebäude erzeugen Strom für die Pumpen und Steuertechnik, ein Batteriespeicher gewährleistet Notstrom. Mit dieser recht einfachen Lösung gelingt es, rund die Hälfte des Stroms für die Anlagentechnik eines Regenüberlaufbeckens mit separatem Pumpwerk im Außenbereich selbst zu erzeugen.

Der Ausstoß an klimaschädlichem CO2 wird bei der Kläranlage Landau-Mörlheim bisher hauptsächlich durch den Strombezug verursacht. Sind die geplanten Maßnahmen alle umgesetzt, reduziert sich der Verbrauch an Strom um mehr als 300.000 Kilowattstunden (KWh) pro Jahr auf 1,37 Millionen KWh. Die eigene Stromproduktion aus Klärgasen und Photovoltaik erhöht sich auf 1,46 Millionen KWh. Damit kann der Strombedarf der Anlage bilanziell über die eigene Erzeugung elektrischer Energie gedeckt werden. Das senkt nicht nur die Betriebskosten, sondern trägt erheblich zum kommunalen Klimaschutz bei.

Markus Schäfer

Der Autor
Dr. Markus Schäfer leitet die Abwasserabteilung des Entsorgungs- und Wirtschaftsbetriebs Landau