Wissenschaftler haben im Energy Lab 2.0 am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) einen „digitalen Zwilling“ des deutschen Energiesystems aufgebaut. Damit wollen sie virtuell das Energiesystem der Zukunft mit allen Komponenten testen, unter Einbindung von Technologien wie Netzspeicher, Power-to-X-Anlagen und Solarparks.
Die Forschung am Energy Lab 2.0 soll klären, wie ein klimaneutrales und resilientes Energiesystem konstruiert sein sollte und wie es sich sicher und stabil steuern lässt. Die Simulation basiert auf erneuerbaren Energien sowie einem geschlossenen Kohlen-stoffkreislauf, also auf einem Energiesystem, wie es nach den Plänen der Bundesregierung im Jahr 2045 Wirklichkeit sein soll.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert die Arbeit am Energy Lab 2.0 zu einem wesentlichen Teil. Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger startete die Simulation Ende Oktober bei ihrem Vor-Ort-Besuch im Energy Lab 2.0.
„Der voranschreitende Klimawandel und die Energiekrise machen deutlich, dass wir bei der Transformation unserer Energieversorgung mehr Tempo benötigen“, sagte Stark-Watzinger. „Um unsere ehrgeizigen Ziele zu erreichen, sind wir auf intensive Forschung angewiesen wie hier am KIT.“
„Mit dem Energy Lab 2.0 können wir zeigen, dass ein klimaneutrales Energiesystem perspektivisch möglich ist“, erklärte Professor Thomas Hirth, Vizepräsident für Transfer und Internationales des KIT und Vertreter des Präsidiums des KIT bei dem Besuch. „Die Energieforschung, wie sie hier am Energy Lab 2.0 durchgeführt wird, macht im besten Sinne deutlich, wie praxisnah sich die Wissenschaft den großen Herausforderungen unserer Zeit stellt.“
Das Energy Lab 2.0: Versuchsfeld für die Sektorenkopplung
Das Energy Lab 2.0 ist Europas größte Forschungsinfrastruktur für erneuerbare Energien und Sektorenkopplung. Hier entstehen unter anderem leistungsstarke Modelle, mit denen ein flexibles Zusammenspiel von elektrischen, thermischen und chemischen Energieträgern realitätsnah simuliert wird. So kann die intelligente Vernetzung von zukünftigen Wasserstoffinfrastrukturen oder geplanten Windparks mit realen Power-to-X-Anlagen, Energiespeichern und anderen Energiesystemkomponenten schon heute geübt werden.
Auf dem Campus zur Verfügung stehen unter anderem Solarfeld und Geothermie, innovative Energiespeicher, Power-to-X-Anlagen, Wohnhäuser, Elektroautos – und sehr viel Rechenpower. In den nächsten Jahren soll hier eine neue Generation von Fachleuten lernen, das vernetzte Energiesystem der Zukunft sicher durch Dunkelflauten und Cyber-Angriffe zu fahren.