Kabelbau mit Pflug und Fräse

Der größte Kostenanteil beim Ausbau von Breitbandanschlüssen geht auf das Konto des Tiefbaus. Doch mit geeigneten Alternativen zur klassischen Verlegung lassen sich die Baukosten deutlich reduzieren. Dieser Beitrag stellt diese Verfahren vor und zeigt auf, in welchen Bereichen sie einsetzbar sind.

Der Leitungstiefbau ist der Dreh- und Angelpunkt im Breitbandausbau. Durch innovative Verfahren kann die Verlegung sehr viel schneller und einfacher erfolgen. Im Folgenden werden verschiedene innovative Verlegeverfahren vorgestellt, die in einer aktuellen Studie untersucht worden sind (s. Info unten).

PFLÜGEN

Beim Pflugverfahren wird zum Einpflügen eines Leerrohres ein Kabelpflug verwendet. Dieser kann alle Arten von Kabeln und Leerrohren bis ⌀250 Millimeter verlegen. Das Einpflügen erfolgt mit einem Verlegepflug. Dieser wird mit einer Seilwinde von einem geländegängigen Fahrzeug gezogen oder direkt am Fahrzeug montiert. Zu Beginn des Pflügens wird der Verlegepflug auf Höhe der gewünschten Verlegetiefe angesetzt. Durch Zugkraft verdrängt das Pflugschwert das Erdreich, und es entsteht ein Hohlraum. Dort wird im gleichen Arbeitsgang das Leerrohr abgelegt.

Der Kabelpflug eignet sich besonders bei Überlandstrecken, wo Leitungen oder Rohre über längere Strecken verlegt werden sollen. Dazu sind gut verdrängbare Böden von Vorteil, auch ein hoher Steinanteil ist bearbeitbar. Mit dem Pflug kann ohne große Verkehrsbehinderungen bei Tiefen von 0,6 bis zwei Meter eine Tagesleistung von bis zu fünf Kilometer erreicht werden. Bei Querstraßen und Hindernissen kommt der Kabelpflug an seine Grenzen. Diese werden mit anderen Verlegmethoden erschlossen. Bei felsigen Böden ist der Verlegepflug nicht einsetzbar.

HORIZONTALSPÜLBOHRUNG

Bei der Horizontalspülbohrung erfolgt zunächst eine Pilotbohrung mit Bohrgestänge und Bohrkopf. Darauf folgt eine Aufweitbohrung durch Rückzug des Bohrkopfes. Dazu wird der Bohrkopf durch einen Aufweitkopf ersetzt. Gleichzeitig werden am Aufweitkopf Bohrstangen für das Einziehen der Leerrohre angesetzt. Der Bohrfortschritt entsteht durch das Verbinden mehrerer Bohrstangen. Mithilfe eines Ortungsgerätes wird die Bohrung ständig geprüft, um mögliche Abweichungen frühzeitig zu erkennen. Ist die Aufweitbohrung abgeschlossen, wird am Austrittspunkt das Leerrohr befestigt. Durch Rückzug der Bohrstangen erfolgt das Einziehen des Leerrohres.

Horizontalspülbohrungen werden hauptsächlich zur Unterquerung von Straßen, Flüssen oder Bahntrassen genutzt. Es können Strecken bis zu 2000 Meter und 1800 Millimeter bei minimalen Oberflächenschäden gebohrt werden. Durch Hinzuschalten eines Schlagwerks werden auch felsige Böden mit geringem Aufwand durchbohrt. Da Infrastrukturen direkt unterquert werden, entstehen so gut wie keine Verkehrsbehinderungen.

ERDRAKETE

Die Erdrakete ist ein pneumatisches Bodenverdrängungsverfahren, das bei Unterquerungen von Hindernissen oder dem Verlegen von Hausanschlüssen eingesetzt wird. Notwendig ist die Herstellung einer Grube am Start- und Endpunkt. Mithilfe eines Baustellenkompressors wird die Erdrakete, an deren Ende das Leerrohr befestigt ist, durch das Erdreich getrieben.

Zunächst wird pneumatisch durch den Schlagkolben das Bohrloch erzeugt. Dies geschieht durch Stufen am Bohrkopf, die das Erdreich zerschlagen und verdrängen. Im zweiten Schritt wirkt die Kraft der Steuereinheit auf das Rohrgehäuse und zieht die Erdrakete mit angehängtem Leerrohr in das entstandene Bohrloch.

Die Erdrakete kann sich mit bis zu 15 km/h 40 Meter weit durch das Erdreich bewegen. Zu lockere und sehr felsige Böden können jedoch nicht durchstoßen werden. Die Bohrdurchmesser reichen von 45 bis 180 Millimeter. Durch den Einsatz einer Erdrakete entstehen so gut wie keine Verkehrsbehinderungen.

TRENCHING

Die Frästechnik Trenching zeichnet sich durch ein minimalinvasives Verlegen von Leerrohren aus. Trenching kann überall dort angewendet werden, wo eine Asphaltdecke vorhanden ist, vorrangig im Bereich der Geh- und Radwege. Bei Autobahnen oder autobahnähnlichen Bundesfernstraßen ist Trenching nicht erlaubt.

Die Verlegetiefe liegt je nach Verfahren und Untergrund zwischen 20 und 40 Zentimeter, die Verlegeleistung liegt bei bis zu 600 Meter pro Tag. Mithilfe einer Grabenfräse wird zunächst ein Graben für die Verlegung gefräst. Danach können die Leerrohre verlegt werden. Als Leerrohr können hier nur Flatliner oder Multiducts verlegt werden, damit der Graben möglichst schmal bleibt. Nach dem Verfüllen des Grabens erfolgt die Wiederherstellung des Straßenoberbaus.

Das Trenchingverfahren kann dank kleiner Maschinen in nahezu jedem Straßenbereich eingesetzt werden. Verkehrsbehinderung sowie Lärm- und Schmutzbelastung sind sehr gering. Hindernisse wie Flüsse können nur über Brücken gequert werden.

Heute werden lediglich 20 Prozent des Leitungstiefbaus mittels innovativer Verlegeverfahren durchgeführt. Rund 80 Prozent wird über den klassischen Tiefbau bewältigt. Allerdings hat sich herausgestellt, dass innovative Verlegeverfahren dem konventionellen Tiefbau sowohl in Verlegegeschwindigkeit als auch Kosteneffizienz deutlich überlegen sind. Deshalb sollten sie im Breitbandausbau massiv an Bedeutung gewinnen.

Martin Fornefeld

Der Autor
Dr. Martin Fornefeld ist Vorsitzender der Geschäftsführung der MICUS-Strategieberatung Düsseldorf

Kostenvergleich: Eine genaue Preisangabe pro Meter für die einzelnen Verlegeverfahren ist kaum anzugeben, da es dabei immer auf äußere Gegebenheiten ankommt. Um eine Orientierung zu schaffen und deutlich zu machen, in welchem Verhältnis die Kosten der Verfahren zueinander stehen, sind im folgenden Vergleich der Verlegeverfahren die Kosten als Kostenfaktor angegeben. Die Grundlage dazu mit einem Kostenfaktor (KF) von 100 legt der klassische Tiefbau fest.

  • Klassischer Tiefbau KF 100

  • Pflügen KF 45

  • Bohren KF 70

  • Erdrakete KF 80

  • Trenching KF 57

Studie unterstützt Entscheidungen: Die Studie „Innovative Verlegeverfahren beim Glasfaserausbau – Methoden der Entscheidungsfindung“ der auf Themen des Breitbandausbaus spezialisierten MICUS-Strategieberatung bewertet alternative Verlegemethoden als „kostengünstig, einfach anwendbar und in Kombination vielseitig einsetzbar“. – Zum Download