Durch die Umstellung der öffentlichen Beleuchtungsanlagen auf LED-Technologie hat die Gemeinde Bornheim ihren Stromverbrauch und die Energiekostenrechnung deutlich reduziert. Aktuell treibt sie den Ausbau der Fotovoltaik voran, um künftig mehr Strom selbst erzeugen zu können.
Für die Gemeinde Bornheim (Rheinland-Pfalz) mit rund 1600 Einwohnern war die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED im Jahr 2013 der Einstieg in die Umsetzung eines umfassenden gemeindlichen Klimaschutz- und Energiekonzeptes. Die Kosten der Medienverbräuche in den gemeindlichen Objekten vor der LED-Umrüstung im Jahr 2012 lagen insgesamt bei 58.325 Euro. Davon entfielen zwei Prozent auf den Wasserbezug, fünf Prozent auf Abwassergebühren, 19 Prozent auf Heizkosten und 74 Prozent auf die Stromrechnung. Das bedeutet, wenn eine Gemeinde schnell Erfolg bei der Senkung der laufenden Kosten haben will, muss sie sich zuerst auf die Verringerung der Stromrechnung fokussieren.
Kostenmäßig lag die Gesamtstromrechnung vor der LED-Umstellung bei 43.023 Euro (Gesamtstrombezug 197 000 Kilowattstunden). Auf die Stromkosten der Straßenbeleuchtung entfielen davon 79 Prozent. Das waren 34.186 Euro (163.569 kWh). Damit bietet die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED für Ortsgemeinden in der Regel den am einfachsten umzusetzenden, gleichzeitig größten Hebel zur Kostenreduktion, aber auch zur CO2-Vermeidung.
Im Zuge der Modernisierung wurden 187 Quecksilberdampflampen (HQL), 85 Natriumdampflampen (HSE) und 46 Quecksilberdampf-Hochdrucklampen (HME) ersetzt. Bei 100 Prozent der Normleistung reduziert sich der Stromverbrauch durch Umstellung auf LED bei HQL um 60 Prozent, bei HSE um 40 Prozent und bei HME um 74 Prozent.
Auf Hinweise der Bürger reagiert
Nach der Umrüstung auf LED gab es zahlreiche Bürgerhinweise, dass die Ausleuchtung zu hell sei. Daher wurde die Leistungsaufnahme der LED auf die halbe Normleistung reduziert und der schon sehr niedrige Stromverbrauch der LED nochmals halbiert. Damit steigt die Stromeinsparung bei HQL auf 82 Prozent, bei HSE auf 70 Prozent, bei HME auf 87 Prozent.
Da Bornheim vom außerhalb liegenden Gewerbegebiet abgesehen ausschließlich ein Wohnort mit wenig Anliegerverkehr ist, reicht diese Beleuchtungsintensität voll aus. Zudem haben die Bürger jetzt nach der Reduzierung der Lampennennleistung das gewünschte optimale blendfreie Licht.
Insgesamt reduziert sich die installierte Leuchtenleistung nach der Umstellung auf LED von 38,95 auf 7,44 Kilowatt (kW). Der Stromverbrauch ging von 163.569 auf 31.282 kWh im Jahr zurück. Die Stromkosten der Straßenbeleuchtung fielen von 34.186 auf 6538 Euro. Das entspricht einer jährlichen Einsparung von 27.648 Euro. Das sind nur noch 19 Prozent des Verbrauchs und damit der Stromkosten.
Die Wartungskosten reduziert sich deutlich weniger. Lagen sie brutto für HQL, HSE und HME bei 26,30 Euro pro Leuchte und Jahr, so sind es für LED 12,50 Euro. Insgesamt reduzieren sich die Wartungskosten bei 318 Leuchten von 8363 auf 3975 Euro, eine Einsparung von 4388 Euro (52 %). Bei einer Brenndauer der LED-Leuchten von etwa 50.000 Stunden (Herstellerangaben) – das entspricht einer Lebensdauer von rund zwölf Jahren –, stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoller ist, auf einen Straßenbeleuchtungsvertrag zu verzichten und dies selbst in die Hand zu nehmen. Hierfür spricht, dass die Pauschale pro Leuchtstelle mit 10,50 Euro netto nur die Betriebsführung, das Management der Instandhaltung und das Störmanagement abdeckt. Die Wartung, Instandsetzung und Erneuerung der Leuchtstellen sind auf Basis des Angebots zusätzlich zu bezahlen. Der Abschluss eines Straßenbeleuchtungsvertrags will also gut überlegt sein. In der Regel dürfte das „Selbst in die Hand nehmen“ die wirtschaftlichere Lösung sein.
Licht nach Bedarf
Als Ergebnis ist festzuhalten: Die Umstellung der herkömmlichen Straßenbeleuchtung auf LED-Technologie ermöglicht Kommunen deutliche Kosteneinsparungen auf der Stromrechnung. Es ist eine hoch rentierliche Investition, auch ohne staatliche Förderung. LED-Leuchten reduzieren die Lichtverschmutzung (s. der gemeinderat 2/2016, S. 32) wie auch den Insektentod an Straßenlaternen und leisten somit einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt und zum Erhalt des Gleichgewichts in den Ökosystemen.
Woran man kräftig weiter arbeiten muss, das sind Beleuchtungskonzepte, die Licht nur dort und nur dann bereitstellen, wenn es tatsächlich gebraucht wird. „Licht nach Bedarf“, das heißt Präsenzmelder regeln die Lichtquelle, das ist die nächste Technologieentwicklung, die nochmals einen Schub in der Stromeinsparung auch bei der Straßenbeleuchtung bringen kann.
Der schnelle und große Einsparerfolg bei der Straßenbeleuchtung in Bornheim macht „Lust auf mehr!“ Statt 197 000 kWh gemeindlicher Gesamtstrombezug sind es nach der Umstellung der Straßenbeleuchtung nur noch 31.282 kWh Strom für die Straßenbeleuchtung zuzüglich des Gebäudestrombezugs mit 33.431 kWh. Um auch den noch verbliebenen Strombezug von rund 65.000 kWh weiter zu reduzieren, wurde die übrige Beleuchtung, zum Beispiel der Gebäude, mittlerweile ebenfalls auf LED umgestellt.
Was derzeit ansteht, ist der Ersatz der ungeregelten Heizungspumpen durch Hocheffizienzpumpen sowie die weitere Solarisierung der Gebäude durch Fotovoltaik. Ziel ist es, durch Direktverbrauch von kostengünstigerem Solarstrom sowie dem Einsatz von Stromspeichern den Strombezug weiter zu minimieren. Eine wirtschaftliche Verdrängung von rund 70 Prozent des verbliebenen Strombezugs sollte hierdurch noch möglich sein. Die verbleibende geringe Reststromrechnung soll sich dann aus Einnahmen der Überschusseinspeisung von Solarstrom finanzieren.
Karl Keilen
Der Autor
Prof. Dr. Karl Keilen ist Ortsbürgermeister von Bornheim in Rheinland-Pfalz
Info: Tabellarischer Kostenvergleich zur Beleuchtungsmodernisierung in Bornheim