Die Zeit für eine lokale Energiewende drängt. Die Kommunen müssen sich trotz knapper Kassen auf einen Kurs zur nachhaltigen Versorgung mit Energie bringen. Vorbildlich gelungen ist das der Stadt Emmendingen mit ihrer energetischen Quartiersanierung. Geholfen hat dabei eine KfW-Förderung.
Baden-Württembergs Klimaschutzziele sind hoch gesteckt: Bis zum Jahr 2050 sollen CO2-Emissionen um 90 Prozent sinken, der Anteil erneuerbarer Energien soll auf 80 Prozent ansteigen, der Energieverbrauch halbiert werden. Ein Kraftakt, vor dem 2012 auch die Kreisstadt Emmendingen mit ihren rund 25 000 Einwohnern stand. Das Klimaschutzkonzept „Klimaneutrale Kommune“ hatte gezeigt: Emmendingen braucht vor allem mehr Gebäudeenergieeffizienz. Christian Kessel, Umweltbeauftragter der Stadt: „Es bot sich an, für das größte Quartier Bürkle-Bleiche ein integriertes energetisches Quartierskonzept zu erstellen. So sollte zunächst auf Stadtteilebene eine detaillierte Strategie entwickelt werden, um die Sanierungsquote zu erhöhen.“
Hoher Sanierungsbedarf in Bürkle-Bleiche
Im ersten Schritt nahmen die Energieexperten den Gebäudebestand im 7500-Seelen-Viertel Bürkle-Bleiche unter die Lupe. Die Prüfung belegt den hohen Sanierungsbedarf: Die Häuser – erbaut zwischen 1945 und 1975 – werden zu über 90 Prozent über fossile Brennstoffe mit Energie versorgt. Auf Grundlage der Fakten und mithilfe des KfW-Förderprogramms „Energetische Stadtsanierung – Zuschüsse für integrierte Quartierskonzepte und Sanierungsmanager“ entstand 2013 das Quartierskonzept. „Es lieferte uns wichtige Gebäude- und Energieverbrauchsdaten sowie das konkrete Ergebnis, dass es auch im Quartier möglich ist, die kommunalen Klimaschutzziele zu erreichen“, so Kessel.
Mit dem Konzept als Basis ging es 2014/15 an die Umsetzung der Ziele und somit in den zweiten Teil des KfW-Förderprogramms, das Sanierungsmanagement. Die Kommune initiierte eine Stadtteilkampagne, um ihre Bürger für Energiethemen und lokale Experten für die Aktion zu gewinnen.
Ein eigens angestellter Sanierungsmanager koordinierte die vier Bausteine der Kampagne: Öffentlichkeitsarbeit, dialogorientierte Beratung, Förderangebote und Modellprojekte. „Zunächst galt es, Beratungs- und Förderleistungen im Quartier bekannt zu machen und lokale Akteure zu mobilisieren“, sagt Sanierungsmanager Armin Bobsien – zum Beispiel mit einer „EnergieSparShow“ und einem eigenen Webauftritt.
Quartiersangebote für mehr Energieeffizienz
Zugeschnitten auf die Bedürfnisse der Bewohner und die Gebäude im Quartier entstand darüber hinaus ein integriertes kommunales Beratungs- und Förderprogramm – von Angeboten zur Förderung von Blockheizkraftwerken im mehrgeschossigen Mietwohnungsbau über Energie-Checks vor Ort bis zum „Energieberater-Netzwerk Emmendingen“, ein Kooperationsprojekt zwischen Stadt und lokalen Energieberatern. „Ziel war es, Beispielprojekte zu schaffen, die zur Nachahmung anregen“, erklärt Armin Bobsien.
Das Ergebnis der Kampagne kann sich sehen lassen: Zwischen Oktober 2013 und Oktober 2015 gab es in Bürkle-Bleiche 40 Sanierungen, 120 Vor-Ort-Einstiegsberatungen für Haus- und Wohnungsbesitzer sowie 108 Förderanträge für 64 Gebäude. Die eingesetzten Fördermittel in Höhe von rund 62.000 Euro haben Investitionen von knapp vier Millionen Euro ausgelöst.
(Red.)
Info: KfW-Förderprogramm
Mit dem Förderprogramm „Energetische Stadtsanierung – Zuschüsse für integrierte Quartierskonzepte und Sanierungsmanager“ bezuschusst die KfW die Kosten für die Erstellung integrierter Quartierskonzepte für energetische Sanierungsmaßnahmen sowie die Kosten für einen Sanierungsmanager. Er koordiniert Planung und Umsetzung der in den Konzepten vorgesehenen Maßnahmen.
Für in diesem Zusammenhang anfallende Investitionsvorhaben stellt die KfW zudem zinsverbilligte Förderdarlehen, häufig ergänzt um Tilgungszuschüsse, bereit (z. B. für die energieeffiziente Quartiersversorgung in den Bereichen Wärme, Kälte, Wasser und Abwasser).