In Zukunft wird auch mit Holz hoch gebaut

In den vergangenen zwei Jahren haben Wohnbauten aus Holz für Flüchtlinge wachsende Bedeutung erlangt. Dabei spielt die schnelle Errichtung solcher Gebäude, die mit Fertigmodulen in Holzständer-Bauweise möglich werden, eine wichtige Rolle. Voraussetzung sind gute Planung und Koordination der Gewerke.

Schnelligkeit ist einer der Aspekte, der bei mehrgeschossigen Holzgebäuden von großer Bedeutung ist. Während die Kellerwände errichtet werden, erfolgt die Werkstattplanung und Produktion des Hochbaus in Form von Wand- und Deckenelementen aus Holz, mit denen dann das Gebäude in kurzer Zeit errichtet werden kann. So wird die Bauzeit effektiv verkürzt. Das ermöglicht in erster Linie einen früheren Nutzungsbeginn, führt aber auch dazu, dass von der Baustelle ausgehende Störungen wesentlich geringer sind als bei der konventionellen Bauweise. Dieser Gesichtspunkt nimmt gerade im innerstädtischen Bereich oder bei der Nachverdichtung von Wohnungsbeständen an Bedeutung zu.

Mit einem achtgeschossigen Gebäude, das Schankula Archiktekten in Bad Aibling (Bayern) als Pilotprojekt errichteten, sollte dies aufgezeigt werden. Zudem sollte auf diese Weise ein Bewusstsein für die Möglichkeit geschaffen werden, mit Decken und Wänden ausschließlich aus Holz Gebäude zu errichten, die eine angemessene Dichte für den innerstädtischen Bereich aufweisen. Während bei dem Achtgeschosser das Treppenhaus noch aus Beton bestehen musste, wurde beim nächsten fünfgeschossigen Demonstrationsbau von vornherein den Weg eines Mischkonzeptes verfolgt, um mit den Kosten in den Bereich des geförderten Wohnungsbaus zu gelangen. Hier sind die Wände als Holzständerwände ausgebildet, auf die dann Betondecken statt Holzdecken aufgelegt wurden.

In ähnlicher Bauweise sind in Weilheim (Bayern) bereits weitere 33 Wohneinheiten entstanden und 60 bis 90 Wohneinheiten sind an einem dritten Standort geplant. Mittlerweile steht den Architekten ein Baukasten zur Verfügung mit austauschbaren Wand- und Deckenelementen, die je nach Konzept in Holz oder Beton kombiniert werden können. Bei all diesen Mischformen bleibt es bei der schnellen und präzisen Errichtung mittels Modulen in einem Zug, völlig gleich aus welchem Material das Bauteil besteht.

Holz ist Baustoff mit Sonderstellung

Als Baustoff nimmt Holz eine Sonderstellung ein. Während es im 20. Jahrhundert für tragende Bauteile fast vollständig verdrängt worden war, hat es sich im Bereich des Innenausbaus den Status eines Materials für hochwertige Ausbauten bewahrt. Hierbei mag es zwar regional Unterschiede geben, aber Wand- und Deckenbekleidungen oder Fußböden aus bisweilen edlen Hölzern verwendet man seit jeher, um Rathaussälen oder Foyers eine besondere Bedeutung zu verleihen.

Im Lauf der Zeit hat sich jedoch an der Wertschätzung des Holzes einiges geändert. Holzoberflächen aber auch Holz als Grundbaustoff erfreuen sich einer immer höheren Popularität. Holz gilt als Material, dessen Herkunft man mit der heimischen Landschaft verbindet, die in vielen Landesteilen stark durch Wald geprägt ist. Die Vorteile des Rohstoffes Holz im Bezug auf seine klimafreundlichen Eigenschaften als Kohlendioxid-Speicher und der geringe fossile Energieaufwand in der Bereitstellung und Verarbeitung des Baustoffes sind weitgehend allgemein bekannt.

War in den vergangenen Jahrhunderten der Stein oder Ziegel als Material prädestiniert für öffentliche Bauten, so verleiht heute der geschilderte ökologische Aspekt dem Holz die besondere Bedeutung, mit der es öffentlichen Bauaufgaben gerecht wird. So gesehen ist das Holz ein zeitgemäßer Baustoff für öffentliche Gebäude, geeignet nicht nur für Geschosswohnungen, sondern auch für Schulen und Verwaltungsbauten.

Gerade wenn Schulen erweitert werden müssen, ist das Holz ideal. Aufgrund seines geringen Gewichts gilt dies im Besonderen für die Aufstockung eines Gebäudes. Von großer Bedeutung bei Erweiterungen auf dem Schulgelände sind jedoch auch die Vorteile der erwähnten Bauzeitverkürzung bei Konstruktion und Hülle. Meist können die Baumaßnahmen innerhalb der Ferienzeit ausgeführt werden, was eine Störung des Unterrichts sowie die Gefährdung der Schüler minimiert.

So konnte eine Schulmensa mit Lehrküche, deren Bodenplatte im Herbst davor betoniert worden ist, innerhalb von drei Monaten in Betrieb genommen werden. Dies erscheint zwar extrem kurz, aber Bauzeiten von sechs Monaten von der Grundsteinlegung bis zur Inbetriebnahme sind für solche Bauten realistisch. Außerdem sind reine Holzkonstruktionen, aber auch Holz-Beton-Verbundkonstruktionen geeignet für große Spannweiten, die bei Schulen oder Hör- und Veranstaltungssälen nötig sind. Decken, die bis zu neun Meter spannen, sind in Stahlbeton schnell mit hohen Konstruktionsstärken verbunden und werden sehr schwer.

Vorgefertigte Bauteile sorgen für kurze Bauzeit und weniger Fertigungdtoleranzen

Allgemein betrachtet, bringt die Bauweise mit möglichst großen, in der Werkstatt gefertigten Bauelementen aus Holz neben der schnellen Bauzeit den Vorteil geringerer Fertigungstoleranzen sowie einer exakteren und besseren Bauausführung mit sich. Bedingung hierfür ist jedoch ein rationeller Bauablauf, der auf einer umfassende Planung beruht. Eigentlich ist bei der Konzeption eines Holzgebäudes dies mit der entsprechenden Erfahrung bereits beim Entwurf zu berücksichtigen.

Auch die Integration der Gebäudetechnik-Gewerke ist unbedingt schon im Vorfeld gut abzustimmen. Da es sich bei Holz um einen Baustoff mit tendenziell gerichteter und gebündelter, nicht flächiger Tragwirkung handelt, ist es schwieriger auf der Baustelle nachträglich noch größere Durchbrüche zu machen.

Der Einsatz von vorgefertigten Elementen erfordert eine frühe Zusammenarbeit aller Beteiligten. Dies mag zum Teil gewöhnungsbedürftig sein, bringt aber den Vorteil eines weitgehend störungsfreien Bauablaufs mit sich. Auch auf der Baustelle bereitet die Integration von Komponenten der Gebäudetechnik manchmal Probleme, wenn die Beteiligten wenig Erfahrung mit dem Holz als Baustoff mitbringen. Hier gelingt es nicht immer, das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer größeren Sorgfalt im Umgang mit mehrschichtigen Bauteilen zu schaffen, um Feuchteschäden zu vermeiden.

Generell ist die Möglichkeit einer Auswahl der Firmen nach solchen Gesichtspunkten wünschenswert beziehungsweise die Vergabe dieser Gewerke zusammen mit dem Holzbau im Generalunternehmer-Paket an einen entsprechend aufgestellten Unternehmer. Im Zusammenhang mit dem Feuchteschutz sind die Gewerke des Zimmerers, des Dachdeckers und des Bauwerk-Abdichters ebenfalls besonders gefordert.

Für die Bereiche Brand- und Schallschutz, wo beim Holzbau häufig Schwachpunkte vermutet werden, gibt es heute gute Lösungen. Der größte Fortschritt ist im Brandschutz erreicht worden. Wie bei Geschosswohnungs- und Schulbauten lässt sich auch bei Gebäuden für größere Menschenansammlungen und bei Gebäuden über die Hochhausgrenze hinaus immer mehr umsetzen. Als Instrument hierzu dient ein gut abgestimmtes Brandschutz-Konzept, das entweder von der Behörde oder einem externen Sachverständigen geprüft wird.

Auch die Bauindustrie hat begonnen, auf den vermehrten Einsatz von Holz zu reagieren und hat Prüfzeugnisse für den Einbau ihrer Produkte in Holzbauteile erwirkt. So gesehen kann man sagen, dass trotz der Besonderheiten des Baustoffs die Aussichten für dessen Verwendung in Zukunft als vielversprechend einzuschätzen sind.

Arthur Schankula

Der Autor
Arthur Schankula, Architekt in München, ist Entwickler mehrerer Holzbausysteme; durch seine Mitarbeit unter anderem im „ Zukunftsnetzwerk Holzbau Bayern“ (Cluster-Initiative Forst und Holz in Bayern) setzt er sich mit den Möglichkeiten des Holzbaus auseinander