Das Coronavirus breitet sich in Deutschland aus. Die Kommunen stellt dies vor eine neue Herausforderung. Die bezieht sich nicht nur auf die Aufgaben als öffentlicher Träger des Gesundheitsschutzes. Auch außerhalb dieses Bereichs muss die Verwaltung handeln, damit Infektionsketten unterbrochen werden.
Nach Einschätzung des Deutschen Städte- und Gemeindebunds sind die Kommunen in Deutschland gut auf den Umgang mit dem Coronavirus und weiteren Krankheitsfällen eingestellt. Das sagte Anfang des Monats Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. Er verwies darauf, dass es seit Jahren Pandemiepläne in enger Abstimmung mit den Ländern, dem Bund und dem Robert-Koch-Institut (RKI) gebe. Der Fall Heinsberg zeige, dass es gut funktioniere, so Landsberg.
Problematisch ist jedoch, dass sich in der Versorgung mit Ausrüstung, die für die Bekämpfung einer Epidemie dringend erforderlich ist, Lücken zeigen. So hatten etwa viele Arztpraxen, die ihr Personal vor einer Ansteckung schützen wollen, schon Ende Februar keine Chance mehr, beim Großhandel Mundmasken zu beziehen. Der Bund, so Landsberg, solle darüber nachdenken, viel größere Vorräte an Medikamenten und Schutzkleidung anzuschaffen.
Wie sich die Ansteckungsrate entwickeln wird, hängt entscheidend von der Wirksamkeit der Gegenmaßnahmen ab. Vermutlich steckt jeder mit dem Virus Infizierte zwei bis drei weitere Personen an. Die Verbreitung der Krankheit kann nur eingedämmt werden, wenn mindestens 60 Prozent aller Neuansteckungen verhindert werden. Die Ermittlung von Erkrankten und Kontaktpersonen sowie die Koordinierung von Infektionsschutz- und Quarantänemaßnahmen fallen in die Zuständigkeit der Gesundheitsämter. Dort aber treffen die sich durch die Epidemie zusätzlich ergebenden Aufgaben auf eine Situation, die von enormer Belastung gekennzeichnet ist. Bei vielen Gesundheitsämtern herrscht ein Mangel an Ärzten und weiterem Personal.
Ute Teichert, die Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, beklagt, dass viele Ämter aufgrund von Personalmangel und unzureichender Ausstattung kaum mehr in der Lage seien, ihren hoheitlichen Aufgaben nachzukommen. „Im Falle des neuen Coronavirus kann das erhebliche Auswirkungen auf die Eindämmung der Erkrankungsausbreitung und damit für die Bevölkerung haben“, warnt die Verbandsvorsitzende.
Angesichts dessen sind Kommunen gut beraten, wenn sie auch in ihrem Verwaltungsbetrieb und darüber hinaus im öffentlichen Raum alles daran setzen, ihren Teil zur Verlangsamung der Virusausbreitung beizutragen. Sie sind jetzt stärker gefordert, präventive Hygienemaßnahmen für Bürger und Mitarbeiter zu ergreifen.
Das bedeutet zum einen die konsequente Sensibilisierung der Beschäftigten für besondere Hygiene- und Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz wie auch zuhause und beim Aufenthalt in der Öffentlichkeit. Zeigen Mitarbeiter bereits Symptome einer Viruserkrankung, sollten sie vorsichtshalber nach Hause geschickt werden oder wenigstens isoliert von den Kollegen in einem eigenen Büro arbeiten. In Fällen, in denen die Erkrankung milde verläuft und sich der betroffene Beschäftigte zum Arbeiten in der Lage fühlt, kommt auch eine vorübergehende Tätigkeit im Homeoffice in Betracht.
Übertragungswege unterbrechen
Zum anderen ist es im Rahmen eines umfassenden Infektionsschutzes sinnvoll, an allen Zugangsbereichen der Verwaltungsgebäude wie auch in Schulen, Kitas und anderen öffentlichen Gebäuden mit hoher Frequentierung Desinfektionsmittelspender aufzustellen und auf konsequente Handhygiene zu dringen. Ziel sollte sein, Schul- und Kitaschließungen zu verhindern und den Betrieb öffentlicher Einrichtungen des sozialen und kulturellen Bereichs solange wie möglich aufrechthalten zu können. Genauso müssen im Sinne der Erhaltung der Arbeitsfähigkeit der Verwaltung die eigenen Mitarbeiter davor geschützt werden, dass Kunden das Virus einschleppen.
Unterstützend sollte allen Mitarbeitern desinfizierende Handgels sowie Desinfektionsmittel für die Behandlung von Türklinken und generell von Oberflächen, die häufig berührt werden, zur Verfügung gestellt werden. Typische Viren- und Bakterien-„Schleudern“ sind die Bedientableaus von Aufzügen oder die Eingabefelder von Stockwerksdruckern.
Die in Drogeriemärkten oder Supermärkten angebotenen Handdesinfektionsmittel sind für den Einsatz gegen das aktuelle Virus im Übrigen nur sehr bedingt tauglich. Die Inhaltsstoffe der allermeisten davon wirken nur auf Bakterien. Auf Nummer sicher geht, wer ein Gel oder einen Schaum verwendet, der eine erwiesene viruzide Wirkung nach DIN EN 14476 hat. Das sollte beim Einkauf von Handhygienepräparaten vom kommunalen Beschaffer beachtet werden.
Rat und Hilfe in Sachen Infektionsschutz bieten im Übrigen spezialisierte Hygieneberater und gebäudewirtschaftliche Dienstleister. Sie kennen die neuralgischen Punkte in Gebäudebetrieb und können einen Beitrag dazu leisten, dass am Arbeitsplatz Übertragungswege für ansteckende Krankheiten unterbrochen werden.
Wolfram Markus
Info: Links zum Thema Corona
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Robert-Koch-Institut: Das RKI ist die zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention. Auf seiner Webseite bietet es Informationen zum Coronavirus und zur Verbreitungssituation.
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Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Die BZgA vermittelt auf ihrer Homepage Wissenswertes rund um Infektionskrankheiten: Übertragungswege, die Krankheitszeichen, Komplikationen wichtiger Infektionen und welche Schutzmöglichkeiten es gibt.
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Bundesgesundheitsministerium: Das Ministerium informiert tagesaktuell über Entwicklungen und Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Virus. Ferner gibt es Querverweise zu den Homepages des Bundeswirtschaftsministeriums und des Bundesarbeitsministeriums mit Informationen zu den wirtschaftlichen und arbeitsrechtlichen Auswirkungen der Epidemie.