Quartiersentwicklung in Heidelberg

So könnte es einmal aussehen: Auf dem Gelände des Patrick-Henry-Village in Heidelberg ist die Entstehung eines neuen Quartier geplant. Fotos: KCAP

Die Militärsiedlung Patrick-Henry-Village wird zu einem attraktiven Quartier entwickelt: Bezahlbarer Wohnraum, klimaneutrale Energieversorgung, Urban Mining – Bürgermeister Jürgen Odszuck stellt das ambitionierte Projekt vor.

Das Jahr 2024 wird für die Entwicklung unseres 16. Heidelberger Stadtteils, dem Patrick-Henry-Vil- lage (PHV), ein Meilenstein: Die Stadt Heidelberg kann bald die ersten Grundstücke von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) kaufen. Die Gespräche sollen in diesem Jahr zum Abschluss kommen. Nach dem Ankauf kann unser städtisches Team mit der Entwicklung der Baufelder starten. Die BImA ist dabei ein wichtiger Partner: Sie wird einige Flächen selbst entwickeln und damit noch in diesem Jahr beginnen.

Mit dem Patrick-Henry-Village (PHV) bietet sich Heidelberg erneut die Chance, einen kompletten Stadtteil neu zu entwickeln. Wie auch bei der Bahnstadt und dem Mark-Twain-Village übernehmen wir als Stadt die Rolle der Entwicklerin und planen mit vielen Partnern ein Quartier, das Vorbildcharakter für den Städtebau im 21. Jahrhundert haben wird. Wir werden hier die großen Themen unserer Zeit für eine zukunftsfähige Stadt bearbeiten.

Im PHV sollen rund 10.000 Menschen leben und 5000 Arbeitsplätze entstehen. Grundlage der Entwicklung ist der dynamische Masterplan, den der Heidelberger Gemeinderat im Juni 2020 beschlossen hat. Er sieht rund 5350 Wohnungen vor. Baubeginn für die ersten 550 Einheiten soll noch 2024 sein.

Kernziel der PHV-Stadtteilentwicklung ist die Schaffung von Wohnraum für alle. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem preisgünstigen Segment. Gleichzeitig sollen Angebote für junge Familien, Starterhaushalte (Studierende, Auszubildende) und Senioren entstehen. Damit das gelingt, haben wir als Stadtverwaltung mit dem Gemeinderat und Experten aus der Wohnungswirtschaft ein wohnungspolitisches Konzept entwickelt. Das gibt vor, dass die Hälfte der Wohnungen im PHV preisgünstig angeboten werden soll. Das Verhältnis von Mietwohnungen und Eigentum liegt bei 50:50. Es wird Wohnungen in allen Größen geben.

Bestandsgebäude werden genutzt

Ziel der Stadt ist es, einen Großteil der Fläche von der BImA zu kaufen. Zuerst erwirbt die Stadt von der BImA auf zwei Baufeldern (B3/B4) acht Flächen mit fünf Bestandsgebäuden und Platz für drei Neubauten. Die Flächen sind insgesamt 2,4 Hektar groß. In den fünf Bestandsgebäuden, die Heidelberg kaufen und mit Dritten entwickeln möchte, können rund 150 Wohnungen geschaffen werden. Darüber hinaus baut die Stadt auf diesen Flächen soziale Infrastruktur (Kita, Schule) und bietet Platz für kleinere Gewerbeeinheiten. Zeitgleich soll westlich davon (Baufeld A5) mit der Erschließung begonnen werden. Hier soll Platz für bis zu 2200 Menschen entstehen.

Die BImA startet ihre Entwicklung im Süden des PHV. Dort entstehen rund 550 Mietwohnungen verschiedener Größen für bis zu rund 1400 Menschen – vom Ein-Zimmer-Appartement bis zur geräumigen Familienbleibe mit fünf Zimmern.

Rund 200 der 550 Wohnungen sind Bestandswohnungen in elf Gebäuden, die saniert werden sollen. Die restlichen über 300 Wohnungen werden neu geschaffen, in Neubauten sowie durch Aufstockungen und Dachausbauten in Bestandsgebäuden. Bis ins Jahr 2028, so der Plan, soll ein Großteil der Wohnungen fertiggestellt sein. Die Wohngebäude der BImA werden zu 100 Prozent preisgedämpft vermietet und dauerhaft im BImA-Vermögen verbleiben.

Leuchtturmprojekt für Quartiersentwicklung

Das Ankunftszentrum für Geflüchtete des Landes Baden-Württemberg, das derzeit im Zentrum des PHV liegt, wird in den neuen Stadtteil integriert. Geplant ist hierfür ein Neubau, dessen Bauherr das Land ist. Den Standortvorschlag und die Überarbeitung des PHV-Masterplans hatte der Heidelberger Gemeinderat im Dezember 2021 beschlossen, nachdem ein Bürgerentscheid gegen die Verlagerung des Ankunftszentrums im PHV auf eine Fläche im Nordwesten der Stadt im April 2021 erfolgreich gewesen war.

Die Planung eines innovativen Freiraums – gekoppelt mit klimaneutraler Energieversorgung — zeichnet den neuen Stadtteil aus. Angelegt wird ein diverses Freiraumnetz aus Gärten, naturnahen Flächen, Spiel- und Gemeinschaftsflächen. Besonders entscheidend für das Ökosystem im PHV ist auch, dass die Wasserkreisläufe konsequent nachhaltig sind. Das Prinzip einer Schwammstadt, in der das Regenwasser vor Ort versickert, soll hier umgesetzt werden.

Im PHV wollen wir ganz neue Wege gehen und das Konzept des Urban Mining in die Praxis umsetzen. Bestandsgebäude, die nicht umgenutzt werden können, dienen dabei als Rohstofflager für neue Gebäude. Wir haben diese nach Alter, Größe und Bauweise analysiert. Die Daten helfen, bereits vor dem Rückbau zu bestimmen, wie die Materialien in neuen Projekten eingesetzt werden können, zum Beispiel für den Straßenbau. Das haben wir bereits am Heidelberg Innovation Park (hip) umgesetzt.

Jürgen Odszuck


Der Autor

Jürgen Odszuck (CDU) ist Erster Bürgermeister der Stadt Heidelberg.