Gut gewappnet gegen Hitze

Abkühlung an heißen Tagen: Dafür sorgen Wasserspiele in der Rostocker Innenstadt. Foto: Stadt Rostock/Angelika Heim

Um besser mit Hitze- und Dürreperioden umzugehen, hat die Stadt Rostock bereits vor mehreren Jahren einen Hitzeaktionsplan erstellt. Die darin festgelegten Maßnahmen haben sich bewährt.

Bereits im Jahr 2011 hat die Stadt Rostock mit der Erarbeitung eines Rahmenkonzepts zur Klimawandelanpassung begonnen – nach einem Jahr mit singulären Wetterextremen in der Region. Seitdem wurde das Konzept stetig weiterentwickelt. Es enthält verschiedene Handlungsfelder mit kurz-, mittel- und langfristig ausgerichteten Maßnahmen. Sie werden regelmäßig fortgeschrieben und durch die Bürgerschaft auf den Prüfstand gestellt.

Besonders seit dem Sommer 2018 ist der Umgang mit Hitze und Dürre in der Hansestadt (rund 208.000 Einwohner) eine große Herausforderung. In diesem Sommer kam es zu sieben Großbränden, auch in mehreren Rostocker Abfallbehandlungsanlagen.

Der Trinkwasserverbrauch erreichte mit 188 Litern pro Einwohner einen Rekordverbrauch. Aber nicht nur die Bevölkerung, sondern auch das urbane Grün der mecklenburg-vorpommerischen Stadt leidet unter Hitze- und Dürreperioden und muss zusätzlich bewässert werden.

Herausforderungen Hitzestress und Wärmebelastung

Die Prognosen der „Regionalen Klimainformationen für Rostock“ (2018) mit Blick in die Zukunft bis 2065 bestätigen zudem den Trend, dass mit einer Zunahme der mittleren Jahrestemperatur durchgängig zu rechnen ist. Das bedeutet auch, dass Hitzetage und tropische Nächte zum Teil um ein Vielfaches zunehmen können, was wiederum zu einer hohen Gesundheitsbelastung besonders in stark verdichteten Gebieten führen kann.

Die Themen Hitzestress und Wärmebelastung sind daher aus der Stadtentwicklung nicht mehr wegzudenken. Im Oktober 2018 beriet die Stadtverwaltung mit Betrieben der Daseinsvorsorge über die Möglichkeit der Umsetzung kurzfristiger und langfristiger Hitzeschutzmaßnahmen. Die entwickelten Maßnahmen wurden schließlich in die Fortschreibung des Rahmenkonzeptes zur Klimawandelanpassung integriert und somit als Arbeitsauftrag fest verankert.

Kurzfristige Maßnahmen werden insbesondere durch die Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit umgesetzt. So verteilte die Stadt den vom Umweltbundesamt zur Verfügung gestellten Hitzeknigge an Pflegeeinrichtungen, aber auch an die städtischen Ortsämter. Die Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienst (DWD) wurden in die Rostocker Warnapp aufgenommen. Erstmals wurden im Jahr 2018 außerdem Wassersäcke für die zusätzliche Bewässerung von Jungbäumen und Neuanpflanzungen beschafft.

Mehr Grün und Blau im Stadtgebiet

Die Vergabe von Baumpatenschaften stärkt zudem das freiwillige Engagement für eine zusätzliche zivile Gießbereitschaft in Dürrezeiten. Die Datengrundlagen zum Stadtklima wurden aktualisiert und erste Belastungsräume identifiziert. Mittelfristig ist geplant, Trinkwasserbrunnen im öffentlichen Raum zu installieren.

Im Stadtgebiet und in der Rostocker Heide werden bevorzugt klimaresistente Baumarten gepflanzt. Im Zuge der „Smart City“ werden in Pilotphasen Sensoren für eine automatische und gezielte Bewässerung installiert und getestet. Langfristig hat sich die Stadt zum Ziel gesetzt, eine Schwammstadt zu werden. Die Schaffung von blau-grüner Infrastruktur soll zu einer klimaangepassten Stadt beitragen.

Weitere langfristige Ziele sind in der Stadtentwicklung im Zuge der kommunalen Bauleitplanung umzusetzen. Dazu gehören beispielsweise die Freihaltung von Kaltluftschneisen, umfangreiche Begrünungen zur Schattenbildung, Festsetzungen zu Dach- und Fassadenbegrünung sowie die Öffnung von verrohrten Gräben.

Entwicklung hin zur Schwammstadt

Das Thema Klimawandelanpassung ist im Arbeitsalltag der Ämter der Stadtverwaltung Rostock fest verankert. Die Kosten für die laufenden fachspezifischen Maßnahmen stellen sie in ihre eigene Haushaltsplanung ein. Förderprogramme werden bei jedem Aufruf geprüft und gegebenenfalls eine Bewerbung eingereicht.

Eine Projektskizze zur Umsetzung des Leitbildes „Schwammstadt Rostock 2080“ wurde Anfang 2022 vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) bereits positiv beschieden, die finale Bescheidung steht jedoch noch aus.

Das Thema Hitzebelastung wird weiterhin das Verwaltungshandeln mitbestimmen. Zur Umsetzung von Maßnahmen bedarf es jedoch finanzieller und personeller Kapazitäten. Wünschenswert wäre hier die Verankerung des Themas Klimawandelanpassung als gesetzliche Pflichtaufgabe. Ebenso eine Reduzierung des bürokratischen Aufwands und der Anforderungen für die Einwerbung von Fördermitteln. Ilona Hartmann

Die Autorin: Ilona Hartmann ist Mitarbeiterin des Amtes für Umwelt- und Klimaschutz der Hanse- und Universitätsstadt Rostock.