Grüne Wärmeversorgung über Grenzen hinweg

Wärmeversorgung
Kundenzentrum der Stadtwerke Konstanz: Gemeinsam mit Schweizer Versorgungsunternehmen soll in Konstanz und Kreuzlingen ein gemeinsames, grenzüberschreitendes Wärmeversorgungsnetz entstehen. Foto: Stadtwerke Konstanz

Kreuzlingen und Konstanz wollen eine grenzüberschreitende klimafreundliche Wärmeversorgung. Eine Machbarkeitsstudie bestätigt, das dies technisch möglich ist.

Die beiden Städte Kreuzlingen (Schweiz) und Konstanz (Baden-Württemberg) wollen gemeinsam eine weitestgehend klimaneutrale Wärmeversorgung etablieren. Eine Machbarkeitsstudie kommt zu dem Schluss, dass dies in Teilgebieten technisch und wirtschaftlich realisierbar ist, wie die Stadtwerke Konstanz mitteilen. Die bestehenden Öl- und Gasheizungen sollen durch ein thermisches Netz ersetzt werden. Die Wärme dafür soll aus dem Bodensee und der KVA in Weinfelden kommen.

Klimaneutrale Wärmequellen sollen für die Städte Kreuzlingen und Konstanz künftig eine wichtige Rolle spielen, um ihre Wärmeversorgung noch besser mit den Erfordernissen der jeweiligen Klimaschutzstrategien in Einklang zu bringen und sich bei der Wärmeerzeugung unabhängiger von fossiler Energie zu machen. Dazu streben die beiden Städte ein grenzüberschreitendes Wärmeversorgungskonzept für Kreuzlingen und die Konstanzer Stadtteile Paradies und Altstadt an.

Die kommunalen Energieversorger Energie Kreuzlingen und die Stadtwerke Konstanz sowie der Verband KVA Thurgau und die EKT AG haben gemeinsam die Machbarkeit verschiedener, jedoch miteinander zusammenhängender Teilprojekte in technischer, wirtschaftlicher, rechtlicher sowie organisatorischer Hinsicht prüfen lassen. Dazu gehört konkret eine Fernwärmeleitung aus Weinfelden, die Abwärme von der KVA Thurgau liefern soll. Diese verwertet die Abfälle eines Großteils des Thurgaus sowie des deutschen Landkreises Konstanz thermisch. Auch gemeinsame Nutzungsmöglichkeiten von Seewasserwärme aus dem Konstanzer Trichter wurden geprüft, genauso wie die Frage, in welchen Gebieten der beiden Städte Wärmeverteilnetze wirtschaftlich aufgebaut werden können, um die Wärme und möglicherweise auch Kälte zu den Haushalten und Firmenkunden zu liefern.

Mehrere Faktoren wurden betrachtet

Bei der Studie wurde nach Angaben der Stadtwerke Konstanz unter anderem der Wärme- und Kältebedarf für Kreuzlingen und die Konstanzer Stadtteile Altstadt und Paradies durch gebäudebezogene Abschätzung errechnet. Ebenso wurde die grundsätzliche Wirtschaftlichkeit betrachtet. So konnte beispielsweise prognostiziert werden, dass dieses Generationenprojekt rentabel ist. Dies unter der Annahme, dass der Energiepreis für die Endverbraucher nicht teurer ist als bei der Nutzung anderer klimaneutraler Energieträger. Ein rascher Aufbau der Netzinfrastruktur wird demnach angestrebt. Hierzu soll die thermische Nutzung des Bodenseewassers in einem Vorprojekt weiterverfolgt werden. Gleichzeitig werden die Synergien und Potenziale für eine gleichzeitige Strom- und Wärmeerzeugung mit sogenannten Wärme-Kraft-Kopplungsanlagen (WKK) im Umfeld von Industriebetrieben in Kreuzlingen gesucht. Solche WKK-Cluster können einerseits als Übergangslösung zur Wärmeversorgung für das Wärmenetz, aber auch als Beitrag zur Versorgungssicherheit im Schweizer Stromnetz in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. 

Die Studie kommt laut den Stadtwerken Konstanz zu einem positiven Ergebnis. Die Netto-Null Ziele des Bundes auf Schweizer Seite sowie die Klimaziele der beiden Städte können gemäß der Studie in Teilgebieten schrittweise erfüllt werden. Positiv ist zudem, dass die Wärme aus der KVA Thurgau trotz langer Zuleitung wirtschaftlich interessant ist. Als wichtiger Projektmeilenstein ist somit der bevorstehende Entscheid der Verbandsgemeinden zur Kreditgenehmigung für den Ersatzbau der KVA Thurgau zu nennen, weil erst mit der Realisierung dieses Projekts genügend Abwärme für die Versorgung von Kreuzlingen und Konstanz bereitstehen wird.

Weitere Untersuchungen sind erforderlich

Nach den positiven Ergebnissen der vorliegenden Studie gehe es nun im nächsten Schritt darum, detaillierte Untersuchungen durchzuführen: Dazu gehören die Standortsuche für Technikzentralen, eine mögliche Organisationsstruktur zur Realisierung der Fernwärmeleitung aus Weinfelden und die gemeinsame Genehmigungsplanung für die Nutzung der Seewasserwärme. Zudem sei für Konstanz die Erstellung einer weiteren Machbarkeitsstudie gemäß Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) erforderlich, um bei einer Realisierung Investitionskostenzuschüsse für Seewasserwärme und Wärmenetze von 40 Prozent zu erhalten. Die bisherigen Prüfungen der Machbarkeit wurden finanziell durch das Programm Interreg Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein unterstützt.

red.