Bisher ist es ein Dilemma: Nach wie vor ist für viele das Auto das Verkehrsmittel Nummer eins – damit werden aber die Städte ebenso wie die Umwelt stark belastet. Ein Ansatz, um die Situation zu entspannen, kann E-Mikromobilität sein.
E-Mikromobilität kann eine sinnvolle Ergänzung sein. Zum Beispiel für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV): Er ist in großen Städten zwar gut ausgebaut, oft aber überlastet und in vielen Fällen nicht ausreichend, weil es nicht überall Haltestellen gibt. Viele Menschen drängen sich zudem auf stark frequentierten Strecken eng aneinander, was gerade in Corona- und Erkältungszeiten ein Problem ist.
Corona hat viele dazu bewegt, mit Leihrollern zur Arbeit oder zur Schule zu fahren, aber auch – wieder verstärkt – mit dem eigenen Auto. Zudem sind in ländlichen Kommunen viele Orte durch den ÖPNV nur schwer zu erreichen, und die Taktzahlen von Bussen und Bahnen reichen in den allermeisten Fällen nicht aus.
Wo heute noch das Auto zum Einsatz kommt, können morgen schon E-Mikrofahrzeuge eine sinnvolle Ergänzung sein. Hier können Kommunen oder Unternehmen unterstützen, indem sie über Sharing-Plattformen den Bürgern Fahrzeuge zur Verfügung stellen, mit denen sie zwischen Haltestellen oder Ortschaften reisen können.
Denn E-Bikes, Pedelecs und E-Roller erleben zwar seit Jahren einen Boom, sind aber nicht für alle Einsatzzwecke der Mobilität geeignet. Wer seine Einkaufstüten mit dem E-Roller und bei Regen oder Schnee transportiert, hat nicht viel Freude dabei und erhöht zudem deutlich das Unfallrisiko. Leichtelektromobile sind flexible Alternativen. Autos und den ÖPNV können sie nicht ersetzen, sollen aber eine Lücke schließen und Autofahrer davon überzeugen, bei einigen Strecken das Fahrzeug in der Garage zu lassen und besser auf ein E-Mikrofahrzeug zu setzen.
Praktisch, günstig, emissionsfrei
Ein Beispiel für ein Leichtelektromobil ist das E-Microfahrzeug Birò des italienischen Herstellers Estrima. Ausgelegt ist das Fahrzeug für zwei Personen. Das Fahrzeug hat eine Reichweite von bis zu 100 Kilometern mit einer Akkuladung, was in vielen Kommunen ausreicht. Auch ein transportabler Akku, der sich unkompliziert an jeder Haushaltsteckdose wieder aufladen lässt, steht zur Verfügung.
Dazu kommt eine maximale Geschwindigkeit von bis zu 60 Stundenkilometern, um im fließenden Verkehr mithalten zu können – bei einem Verbrauch auf 100 Kilometern von nur vier bis fünf Kilowatt. Um die Verkehrssicherheit zu garantieren, ist der Birò mit einem Stahlrohrrahmen sowie vier Scheibenbremsen ausgestattet und bietet einen allwetter-tauglichen Einsatz. Dazu kommt eine 345-Grad-Rund-um-Sicht.
Die Nachteile von Mikrofahrzeugen sind derzeit vor allem noch die überall unsachgemäß abgestellten E-Roller, die Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung und das noch nicht optimal umgesetzte Laden der Akkus. Bereits seit 2019 gibt es mit der Elektro-kleinstfahrzeuge-
Dem Einsatz steht also nichts mehr im Wege, entsprechende Versicherungen für die Fahrzeuge stellen ebenfalls kein Problem dar. Leichtfahrzeuge sind zudem Car-Sharing-geeignet, so dass sie sich leicht in bestehende Flotten integrieren lassen.
Vielfältig einsetzbar, nützlich für alle
Neben dem öffentlichen Straßennetz kann das emissionslose Fahrzeug in Innenräumen wie Messehalten oder Unternehmensstandorten zum Einsatz kommen. Auch an Park & Ride-Parkplätzen ermöglichen solche Fahrzeuge, dass Autos am Rand der Städte stehen bleiben und kleine, schlanke Fahrzeuge die Fahrt zum Ziel in der Kommune ermöglichen.
Das Deutsche Zentrum für Raum- und Luftfahrt (DLR) hat in einer Studie festgestellt, dass in Deutschland durch den Einsatz von elektrischen Leichtfahrzeugen bis zu 40 Prozent der Emissionen pro Jahr eingespart werden können. Das wären pro Jahr 57 Millionen Tonnen weniger Emissionen.
Die Studie kommt auch zu dem Ergebnis, dass die Hälfte der in Deutschland mit dem Pkw gefahrenen Kilometer mit elektrischen Leichtfahrzeugen bewältigt werden können – wobei es insgesamt nicht darum geht, Autos oder den ÖPNV zu ersetzen, sondern darum, sie sinnvoll zu ergänzen.
Thomas Joos