Die Verwaltung von Glasfasernetzen erfordert umfangreiche Funktionen für Planung und Betriebsüberwachung. Die entsprechende Software sollte auf einer Datenbank basieren. Software-Experte Ralph Kosztovits erläutert im Interview, worauf es bei Auswahl und Einführung einer Lösung ankommt.
Die Verwaltung von Glasfasernetzen erfordert umfangreiche Funktionen für Planung und Betriebsüberwachung. Die entsprechende Software sollte zudem auf einer Datenbank basieren. Netzwerk-Experte Ralph Kosztovits erläutert im Interview, worauf es bei Auswahl und Einführung einer Lösung ankommt.
Herr Kosztovits, Telekommunikations-Kupfernetze und Netzinfrastrukturen auf Basis von Lichtwellenleitern haben hinsichtlich ihrer Leistungsfähigkeit, aber auch in Bezug auf die technische Komplexität so viel gemeinsam wie eine Pferdedroschke mit einem Automobil. Was bedeutet das für das Management von Glasfasernetzen?
Kosztovits: Den Vergleich finde ich sehr gut, denn in der Tat sind die beiden Netzarten ziemlich unterschiedlich. Glasfasernetze haben zwar beispielsweise in punkto Bandbreite und Geschwindigkeit ganz klar die Nase vorne, sind jedoch aufgrund ihrer Struktur und den neuen Übertragungstechniken auch um einiges komplexer zu managen. Das Management von LWL-Netzen bedarf eines Softwaretool, mit dem die Infrastruktur in voller Detailtiefe dokumentiert werden kann. Diese Dokumentation dient als Informationsbasis zur Bewältigung tagtäglich anfallender Management- und Planungsaufgaben. Unternehmen sind mit solch einer Software perfekt gerüstet, um das Glasfasernetz über seinen kompletten Lebenszyklus hinweg erfolgreich zu betreiben.
Wie werden Glasfasernetze Ihrer Erfahrung nach vom Gros der TK-Unternehmen und Stadtwerke verwaltet?
Kosztovits: Stadtwerke und TK-Unternehmen legen sehr großen Wert auf die Dokumentation ihrer Glasfasernetze. Das Gros der Netzbetreiber ist hierfür sehr gut ausgerüstet und nutzt moderne Kabel- oder Fasermanagementsysteme. Diese wurden für die Verwaltung von Kommunikationsnetzen entwickelt. Es gibt aber auch noch eine gewisse Zahl an Unternehmen, die bis dato leider keine spezialisierten Softwaretools für die Netzverwaltung einsetzen. Sie benutzen stattdessen oftmals Hilfsmittel wie Tabellenkalkulations-, CAD- oder Zeichenprogramme, um Stationen, Kabelverläufe, Verbindungen oder Signale zu dokumentieren. Entsprechend aufwendig und zeitraubend gestaltet sich die Pflege der einzelnen Dateien.
Ihrer Antwort entnehme ich Zweifel, dass TK-Unternehmen mit Tools wie Excel, Visio oder AutoCAD noch „Herr über die Fasern“ sind.
Kosztovits: Vollkommen richtig. Das Hauptmanko dieser Programme ist die fehlende Anbindung an eine professionelle Datenbank. Dadurch können die Netzdaten nicht zentral in einem Format gehalten werden, was zur Konsequenz hat, dass selbst kleine Änderungen im Netz zu zeitaufwendigen Anpassungen diverser Dateien führen. Ein weiterer großer Nachteil ist das Fehlen von netzwerkspezifischen Funktionalitäten wie beispielsweise der Wegstreckensuche, die dem Anwender helfen, Fehler zu vermeiden. Ebenfalls vergeblich sucht man nach Schnittstellen zu anderen Systemen, wie beispielsweise zu einem Geografischen Informationssystem, die für einen Datenaustausch nötig wären. Diese drei Tools wären vielleicht für die Verwaltung von statischen Kupfernetzen noch einigermaßen ausreichend. Im Zeitalter der flexiblen Glasfaser bedarf es jedoch dem Einsatz spezialisierter Kabelmanagementsoftware um „Herr über die Fasern“ zu bleiben.
Was muss eine zeitgemäße Kabelmanagement-Lösung leisten?
Kosztovits: Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie speziell für die Dokumentation, Planung und Administration moderner Telekommunikationsnetze entwickelt wurde. Mit ihr sollte es daher möglich sein, alle Arten und Topologien von Glasfaser- und gegebenenfalls Kupfernetzen mitsamt den eingesetzten Übertragungstechnologien bis auf Signalebene hinunter administrieren zu können. Die Software muss alle relevanten Netzdetails in einer Datenbank speichern können und abteilungsübergreifend von der Netzleitstelle bis zum Vertrieb zur Verfügung stellen. Ein „state of the art“-System muss die Thematik FTTH von der Planung bis hin zur Verwaltung komplett abdecken und sollte über eine Mobilversion beziehungsweise App verfügen.
Worauf sollten Stadtwerke bei der Auswahl einer Glasfaser-Kabelmanagementsoftware achten?
Kosztovits: Die drei wichtigsten Kriterien sind Spezialisierung, Funktionsumfang und Marktverbreitung. Zuerst sollte bei der Evaluierung geprüft werden, ob die betrachtete Software für das Management von Kommunikationsnetzen im Außenbereich entwickelt wurde. Zweitens gilt es zu checken, ob das System über alle für die Dokumentation, Planung und Verwaltung von Glasfaserinfrastruktur benötigten Funktionalitäten verfügt. Die Nachentwicklung fehlender Funktionen ist in der Regel mit hohen Kosten verbunden. Als dritten Punkt würde ich empfehlen, die Verbreitung des Tools am Markt unter die Lupe zu nehmen. Je mehr Referenzen der Hersteller aufweisen kann, desto sicherer kann man sein, dass das System konstant weiterentwickelt wird und somit auch zukünftige Anforderungen abdeckt.
Was sollte ein Unternehmen bei der Einführung einer Kabelmanagementsoftware beachten?
Kosztovits: Die erste Hürde sehe ich in der Migration der Bestandsdokumentation. Hier gilt es zusammen mit dem jeweiligen Hersteller der Software eine Strategie zu entwerfen, wie die unterschiedlichen Datenformate zusammengeführt werden können. Die Erstellung einer Erfassungsrichtlinie regelt bis ins Detail die Namensgebung und Erfassungstiefe aller Netzobjekte. Damit wird von vorneherein sichergestellt, dass alle Anwender, dazu gehören auch eventuell beauftragte Subunternehmen, die zu erfassenden Daten stets in identischer Weise in das System eingeben. Dadurch wird eine hohe Datenqualität erreicht und die Voraussetzung für aussagekräftige Auswertungen und Reports geschaffen. Wichtig ist auch, dass die Kabelmanagementsoftware nach der Einführung ihren Platz im Unternehmen findet und abteilungsübergreifend genutzt und mit Daten gefüttert wird.
Interview: Wolfram Markus
Zur Person: Ralph Kosztovits ist Geschäftsführer Marketing beim IT-Dienstleister JO Software Engineering in Schwäbisch Gmünd. Das Unternehmen entwickelt und vertreibt eine Managementsoftware für die Dokumentation, Planung und Verwaltung komplexer Telekommunikationsnetze