Für Notrufsysteme wird es höchste Zeit für das nächste Netz

Wenn der 2G-Mobilfunk abgeschaltet wird, werden Feuer-, Alarmierungs- und Notrufsysteme betroffen sein. Warum er dafür plädiert, dass Kommunen unbedingt jetzt auf andere Netze umstellen, erklärt IT-Experte Tillmann Braun.

Notrufsysteme
Ein starkes Argument für die Umstellung: Wer rechtzeitig plant, verhindert Notrufe, die zum Beispiel aus Fahrstühlen ins Leere laufen. Foto: Adobe Stock/Manuel Schönfeld

Das 2G-Mobilfunknetz war lange Zeit der Goldstandard für Sprachkommunikation und wurde wegen seiner Zuverlässigkeit auch für Alarm- und Notrufsysteme genutzt. Mit der Einführung von 3G und später 4G (LTE) verlagerte sich der Fokus auf die Datenübertragung. Trotz aller Fortschritte bei der IP-basierten Datenübertragung konnte bisher aber nur 2G zuverlässige Sprachkommunikation bieten. Nach 3G wird nun aber auch 2G in vielen Regionen abgeschaltet und die Umstellung aller Systeme auf 4G unerlässlich.

4G wurde für schnelle Datenübertragung entwickelt und ermöglicht erstmals eine flächendeckende, IP-basierte Kommunikation, die sowohl Daten als auch Sprachübertragung umfasst. Voice-over-LTE (VoLTE) erlaubt eine zuverlässige Sprachkommunikation über 4G, was 2G-Netze überflüssig macht.

Notrufsysteme könnten funktionsunfähig werden

Ohne eine rechtzeitige Umstellung auf 4G laufen Notrufsysteme Gefahr, funktionsunfähig zu werden, was erhebliche Sicherheitsrisiken mit sich bringt. Besonders betroffen sind Notrufsysteme in Aufzügen und in öffentlichen Toiletten sowie Feuerwehr- und Rettungssysteme mit Mobilfunkanbindung. Wenn diese Systeme ausfallen, könnten Menschen in Notlagen keine Hilfe rufen, was zu ernsten Konsequenzen führen kann.

Kommunen sollten möglichst bald Maßnahmen ergreifen, um die Umstellung auf 4G zu planen und umzusetzen. Dazu gehören: die Bestandsaufnahme – alle Notruf- und Alarmierungssysteme sollten ermittelt werden, die derzeit über 2G betrieben werden; ein detaillierter Plan für die Umstellung auf 4G – dabei sollten sowohl technische Anforderungen als auch mögliche Kosten berücksichtigt werden; die Kooperation mit Dienstleistern – einige Dienstleister bieten bereits 4G-basierte Lösungen an, die einfach zu integrieren sind und über alle notwendigen Zertifikate für Notruf- und Alarmierungslösungen verfügen; die Schulung und Information der Mitarbeiter.

Die Betreiberhaftung ist zudem ein wichtiger Aspekt, den Kommunen berücksichtigen müssen. Wenn Notrufsysteme aufgrund der 2G-Abschaltung ausfallen, können Betreiber haftbar gemacht werden. Eine rechtzeitige Umstellung auf 4G minimiert dieses Risiko erheblich – darauf weist Adrian Gollasch vom deutschen Notrufspezialisten Telegärtner Elektronik hin: „Gerade bei kritischer Infrastruktur sollte bedacht werden, dass der Betreiber im Schadensfall haftbar gemacht werden kann. In Aufzügen oder entlegenen sanitären Anlagen muss stets sichergestellt sein, dass die Lösungen verlässlich funktionieren. Eine planmäßige Umstellung von 2G auf 4G ist hier besonders wichtig.“

Sicherheit durch Vorbereitung

Bei der Auswahl der neuen 4G-Systeme sollte man darauf achten, dass darin verwendete SIM-Karten Roaming unterstützen. Dies stellt sicher, dass bei Netzausfällen automatisch auf ein anderes verfügbares Netz umgeschaltet wird, was die Zuverlässigkeit der Notrufsysteme erhöht.

Die bevorstehende Abschaltung des 2G-Netzes erfordert Handeln von Seiten der Kommunen. Eine rechtzeitige Umstellung auf 4G sichert die Funktionsfähigkeit der Notruf- und Alarmierungssysteme und schützt vor den Folgen von Netzabschaltungen.

Bürgermeister und Gemeinderäte sollten jetzt aktiv werden, um die Sicherheit in ihren Gemeinden zu gewährleisten. Mit der richtigen Planung und den passenden technischen Lösungen bleibt die Sicherheit in öffentlichen Gebäuden und Anlagen auch in Zukunft gewährleistet. Gemeinden, die proaktiv handeln, können nicht nur die Sicherheit ihrer Bürgerinnen und Bürger gewährleisten, sondern auch potenziellen rechtlichen und finanziellen Problemen aus dem Weg gehen.


Der Autor

Tillmann Braun ist Fachjournalist mit Schwerpunkt IT und Digitalisierung aus Haiterbach.


Tillmann Braun