Fahrt nur noch voraus

Der Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau (EWL) hat die Abfallsammlung sicherer gemacht. Unübersichtliche Straßen müssen nicht mehr befahren werden, weil die Tonnen an Sammelpunkten bereitstehen. Mit Dialog und Serviceangeboten wurde bei den Bürgern für das neue Konzept geworben.

Eine der gefährlichsten Aufgaben im öffentlichen Bereich haben die Mitarbeiter der Abfallsammlung. In den Jahren 2016 und 2017 verunglückten in Deutschland neun Menschen tödlich durch Müllfahrzeuge im kommunalen Bereich, denn zwischen parkenden Fahrzeugen und fließendem Verkehr geht es oft eng zu – auch für Passanten. Weil schon in gut ausgebauten Gebieten die Übersicht manchmal schwierig ist, hat die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung Mindestmaße für Straßen definiert, auf denen Abfallsammelfahrzeuge unterwegs sind. Eckpunkte sind 4,75 Meter Fahrbahnbreite bei Begegnungsverkehr, 3,55 Meter Fahrbahnbreite bei Einbahnverkehr sowie 22 Meter bei Wendekreisen.

Damit soll ausgeschlossen werden, dass die großen Lastkraftwagen rückwärts setzen müssen. Aber in nahezu allen Kommunen gibt es Straßenzüge, die diesen Kriterien nicht entsprechen. Das birgt große Herausforderungen, so auch in Landau (Rheinland-Pfalz). Doch dem Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau (EWL) sind die Verpflichtungen als Arbeitgeber sehr wichtig. Und so ging man mit Rückendeckung des Verwaltungsrates an die Umsetzung der Maßnahmen für die Sicherheit von Mitarbeitern.

Das erforderte langen Atem. 300 kritische Stellen wurden im Arbeitsbereich identifiziert. Die Bandbreite reicht von kleinen Stichstraßen ohne Wendemöglichkeit bis hin zu Privatwegen. Begehungen vor Ort brachten Klarheit und mitunter Abhilfe durch kleine Änderungen der Beschilderung. Doch über 200 Bereiche sind so eng, dass sie künftig nicht mehr befahren werden. Dort liegen elf Prozent der Objekte mit Abfallvertrag der Kommune.

Sammelpunkte eingerichtet

Damit die Abfallentsorgung trotzdem funktioniert, wurden Sammelpunkte für Abfallbehälter an befahrbaren Straßen eingerichtet. Dazu suchten Mitarbeiter ausreichend große Stellflächen auf öffentlichem Grund mit akzeptablen „Anrollwegen“ für die Bürger mit ihren Abfallbehältern. Bis alle Sammelpunkte definiert und eingerichtet waren, ging gut ein Jahr ins Land.

Im gesamten Projekt war der Kontakt zu Landaus Einwohnern eng. Der EWL band Ortsvorsteher ein, lud zu Infoabenden in großen Wohngebieten ein, beantwortete Mails und hielt die Tagespresse auf dem Laufenden. Das war wichtig, denn nicht überall sind Veränderungen willkommen.

Sehr zur politischen Akzeptanz der Sammelpunkte in Landau beigetragen hat der gebührenfreie Behälter-Service, der allen Anwohnern enger Straßen zur Verfügung steht. Rund 55 Prozent der Betroffenen nutzen dieses neue Angebot. Nach einmaliger Bestellung werden die Abfalltonnen zu Beginn des Abfuhrtages an der Grundstücksgrenze abgeholt und zu den Sammelpunkten gebracht. Derzeit werden im Rahmen des Services rund 1900 Papier-, Bio- und Restabfalltonnen bewegt, das sind rund sechs Prozent des gesamten Behälterbestandes. Dazu kommen noch die vom EWL verkauften Sammelsäcke für Altpapier, Grünschnitt und Restabfall. Nicht anbieten muss der EWL den Bereitstellungsservice bei sogenannten Außenbereichsgrundstücken. Das hat das Verwaltungsgericht Neustadt an der Weinstraße bestätigt (14. Dezember 2017).

Zugriff auf vorsortierte Behälter

Die 211 Sammelpunkte in Landau sind im Geo-Informationssystem der Stadt hinterlegt. Sie befinden sich alle auf öffentlichen Verkehrsflächen. Bleibt noch das Konfliktpotenzial hinsichtlich der Sauberkeit an den Sammelpunkten, denn mitunter platzt ein Abfallsack oder beim Behältervielerlei verlieren die Männer der Entsorgungsunternehmen den Überblick.

Doch engagierte Landauer Bürger machten sich Gedanken um das Erscheinungsbild ihres Stadtteils und entwickelten ein Ordnungssystem. Einfache laminierte Schilder weisen darauf hin, wo welche Tonnen und Wertstoffsäcke abgestellt werden sollen. Schon der Testlauf hatte gezeigt, dass die Umgebung der Sammelpunkte deutlich sauberer bleibt. Gleichzeitig erleichtert die Idee den Mitarbeitern der Abfallsammlung die Arbeit: Sie können auf vorsortierte Behälter zugreifen.

Nach 18 Monaten endete der Projektstatus, die Abläufe sind in den normalen Betrieb des Unternehmens integriert. Vom Unfallschutz profitieren nun die Müllwerker. Aber auch für Passanten ist das Risiko minimiert, besonders für schwächere Verkehrsteilnehmer wie Kinder und ältere Mitbürger.

Bernhard Eck

Der Autor
Bernhard Eck ist Vorstandsvorsitzender des Entsorgungs- und Wirtschaftsbetriebs Landau (EWL) in Landau in der Pfalz

Info: EWL Landau

Der Entsorgungs- und Wirtschaftsbetrieb Landau (EWL) ist als Anstalt des öffentlichen Rechts verantwortlich für Abfallentsorgung, Abwasserbeseitigung und Straßenreinigung in der Pfälzer Kommune. Außerdem nimmt er die Aufgaben des städtischen Bauhofs wahr. Der EWL betreut 16.000 Haushalte im Stadtgebiet, 250 Kilometer Abwasserkanäle und zwei Kläranlagen.