Energiemanagement: kleine Maßnahmen, große Wirkungen

Energie sparen kann bare Münze bedeuten: Es schont die Umwelt, den Gasvorrat − und den kommunalen Haushalt. Foto: Adobe Stock/loveleyday12

An der Transformation des Energiesystems führt kein Weg vorbei, sie braucht aber Zeit. Was Städte und Gemeinden akut tun können − und auch dringend tun sollten, erklärt Volker Kienzlen im Gespräch mit „der gemeinderat“.

Der Druck ist groß: Der Klimawandel zeigt sich längst mit Hitze, Trockenheit und Starkregen; Putin dreht den Gashahn zu; die Energiekosten gehen durch die Decke − „und die Nachfrage nach konkreten Handlungsempfehlungen ist nicht nur bei uns stark gestiegen“, sagt Volker Kienzlen, Geschäftsführer der Landesenergieagentur KEA-BW.

Ein wichtiger Schritt ist die energetische Sanierung, die bei zahlreichen kommunalen Liegenschaften noch ansteht – aber sie braucht Zeit. Kurzfristig könne man dennoch eines tun, so Kienzlen: konsequent Strom und Wärme sparen.

Neu ist diese Idee nicht, bietet aber immer noch große Möglichkeiten: „Das Energie-sparpotenzial der Kommunen liegt aktuell bei bis zu 30 Prozent. Alles, was eingespart werden kann, hilft und entlastet die jeweilige Kommune finanziell.“

Energiemanagement verbessern

Kostenlos ist Energiemanagement allerdings nicht zu haben. „Ohne Personaleinsatz geht es nicht“, betont Kienzlen. Seine Faustregel: „Pro einer Million Jahresenergierechnung lohnt sich eine Vollzeitstelle.“ Kommunen, die kein Personal für Energiemanagement haben, können sich von einem Dienstleister unterstützen lassen – und sie können sich mit anderen Kommunen zusammentun.

Konkret heiße Energiemanagement für viele Städte und Gemeinden erst einmal, Grund-legendes nachzuholen. „Oft fehlt überhaupt noch die Kenntnis über den Energieverbrauch sämtlicher kommunaler Liegenschaften“, sagt Kienzlen. „Um regelmäßiges, am besten wöchentliches Ablesen der Zählerstände und deren Auswertung sollte sich ein Energie-manager kümmern.“ In kleinen Kommunen kann das der Hausmeister sein, der für das Energiemanagement aber eine Fortbildung bekommen sollte.

„Das wöchentliche Ablesen von Zählerständen ist keine formalistische Fleißarbeit, sondern liefert wesentliche Grundlagen“, streicht Kienzlen heraus. „Wenn zum Beispiel während der Schulferien der Verbrauch nicht deutlich zurückgeht, müssen beim Hausmeister die Alarmglocken klingeln.“

Sparen durch optimierte Einstellungen

Und Taten müssen folgen, zum Beispiel bei der Heizung: „Im Sommer sind zwar die Heizkörper kalt – aber viele Heizkessel und Pumpen im Keller laufen weiter.“ Oder die Einstellungen: „Viele Heizgeräte laufen noch nach Jahren mit Werkseinstellungen und heizen auch am Wochenende durch.“

Weil Kitas und Schulen an Wochenenden nicht genutzt werden, kann man durch optimierte Einstellungen sparen. Sofort-Maßnahmen im Sommer könnten also sein: „Heizgeräte im Keller abstellen, Handbücher hervorholen und einen angepassten Winterbetrieb vorbereiten.“

Es gehe tatsächlich oft um dieses Grundlegende, vermeintlich Selbstverständliche, so Kienzlen. „Nicht nur in kleinen Kommunen, die mit wenig Personal auskommen müssen, sondern durchaus auch in größeren.“

Jetzt umdenken und umbauen

Die Raumtemperatur spielt ebenfalls eine Rolle. Oft seien 22 bis 23 Grad die Regel, 20 reichen aber – und jedes Grad bringt sechs Prozent Energiekosteneinsparung. Auch finanzielle Anreize können eine Möglichkeit sein: Zum Beispiel Schulen einen Teil der erzielten Einsparungen für Schulprojekte zur Verfügung zu stellen.

Mitten in der Krise gelte: Weitermachen wie bisher geht nicht – und hier sind auch unkonventionelle Wege gefragt. Eine Idee, mit der Kienzlen schon vor Jahren gute Erfahrungen gemacht hat: „Wenn Dachgeschosse oder Kellerdecken von Schulgebäuden noch nicht gedämmt sind, kann das von Schülern nachgeholt und im Physikunterricht oder der Umwelt-AG begleitet werden.“

Die Schüler lernen am konkreten Fall und übernehmen Verantwortung – zumal Hand-werker über Monate ausgebucht sind. Oder eine weitere Möglichkeit: Der pensionierte Heizungsbauer, der im Gemeinderat sitzt, packt beim Energiemanagement mit an.

Helfen kann auch Kom.EMS: ein Werkzeug für den systematischen Aufbau und die Verstetigung eines Energiemanagement-Systems, das für kommunale Verwaltungen entwickelt wurde. Kienzlen jedenfalls hofft darauf, dass die aktuelle Krise ein Weckruf ist: „Dass sie zum Umdenken, Einsparen, Sanieren, Umbauen führt.“

Sabine Schmidt

Dr.-Ing. Volker Kienzlen ist Geschäftsführer der Landesenergieagentur KEA-BW. Foto: KEA-BW/AMX Studio