Elektrische Antriebe stellen zunehmend eine gute Alternative zum Dieselantrieb bei kommunalen Großfahrzeugen dar – nicht nur dank der Fördermittel des Staats.
Es geht jetzt ganz schnell mit den E-Lastwagen. Batterieelektrische Fahrzeuge bis 26 Tonnen Gesamtgewicht für den Verteilerverkehr und spezielle Anwendungen wie die Abfallsammlung sind bei den meisten Herstellern bereits in Produktion. Eine wichtige Rolle im kommunalen Sektor spielen die Abfallsammelfahrzeuge und Kehrfahrzeuge. Hier ist in einem Zug auch der Antrieb der Aufbauten elektrisch geregelt. Auch Lkw für den Transport und Straßenbauarbeiten kommen für Kommunen in Frage.
Die reguläre Produktion des eActros von Mercedes-Benz startete am 7. Oktober nach zweijähriger Erprobung bei 25 verschiedenen Anwendern im Verteilerverkehr. DAF CF Electric, Renault D Z.E. Scania BEV und Volvo FE Electric waren etwas früher da, der MAN eTGM wird nach intensiver Felderprobung bei ausgesuchten Anwendern jetzt in einer Kleinserie produziert. Iveco hat in seinem Werk Ulm zusammen mit dem Start-up-Unternehmen Nikola eine Produktion für seinen ersten batterieelektrischen Lastwagen eingerichtet und will noch in diesem Jahr kleine Stückzahlen auflegen.
Leistungsdaten an Bedürfnisse vor Ort anpassbar
Und so sehen die Grunddaten der elektrischen Flotte am Beispiel des eActros aus: Gesamtgewicht 18 oder 26 Tonnen (Dreiachser), Batteriekapazität von 315 kWh bis 420 kWh, Leistung von zwei Elektromotoren 400 kW, Reichweite bis 400 Kilometer, Ladezeit für ein Auffüllen von 20 auf 80 Prozent in etwas mehr als einer Stunde über ein Schnellladesystem.
Die Leistungsdaten lassen sich an die Bedürfnisse vor Ort, insbesondere an die benötigte Reichweite, anpassen – für kürzere Reichweiten genügen weniger Batterien. Bei der Nutzlast halten sich Dieselfahrzeug und E-Lkw die Waage. Was die 740 kg schweren Batterien mehr aufsatteln, macht der Wegfall des Dieselantriebstrangs wett. Und dass ein elektrisch betriebener Lastwagen nur halb so laut läuft wie ein Diesel, freut nicht nur das Umfeld, sondern auch den Fahrer.
Und die Kosten?
Die Anschaffung erfordert etwa das Dreifache gegenüber dem Diesel, geringere Unterhaltskosten und Subventionen relativieren aber den Mehraufwand. Mercedes-Benz rechnet damit, dass sich im Jahr 2025 die Gesamtkosten vom Erwerb bis zur Verschrottung für beide Alternativen auf demselben Niveau bewegen.
Die Transformation der Nutzfahrzeugantriebe hat den Markt verändert, neue Anbieter sind an den Start gegangen und haben ihre Entwicklungen für Kleinserien zum Teil früher als die Großserienhersteller präsentiert. Quantron beweist dies mit Umbauten fabrikneuer Fahrgestelle auf Basis von MAN TGM und Mercedes Actros, für die es auch Leasing-Angebote gibt. Framo baut Elektro-Lkw bis 26 Tonnen Gesamtgewicht auf Basis von MAN und rüstet auch Dieselfahrzuge um. Ähnlich macht es Orten Electric-Trucks mit Transportern und Lkw bis 15 Tonnen Gesamtgewicht.
Unter dem vielversprechenden Namen „Futuricum“ bietet die schweizerische Firma Designwerk batterieelektrische Versionen des Mercedes Econic an – Mercedes-Benz selbst wird seine eigene Version noch in diesem Jahr ebenfalls präsentieren. Importeur der Futuricum-Lkw – neben dem Econic gibt es auch Volvo-Fahrgestelle – ist Faun. Der Spezialist für Abfallsammelfahrzeuge und Kehrfahrzeuge hat bereits Erfahrung mit elektrisch betriebenen Abfallsammelaufbauten und arbeitet selbst an einem ehrgeizigen Wasserstoffprojekt. Matthias Röcke
Der Autor: Matthias Röcke ist freier Journalist aus Sinzig.