Testlauf: Luftfiltergerät in Klassenzimmer

Martin Schulz, Vertriebsleiter Ebm-Papst, Jasmin und Martin Sauter, Sauter Heizungstechnik, sowie Bürgermeister Christoph Spieles. Foto: Denise Fiedler

Martin Schulz, Vertriebsleiter Ebm-Papst, Jasmin und Martin Sauter, Sauter Heizungstechnik, sowie Bürgermeister Christoph Spieles. Foto: Denise Fiedler

Einsatz gut, 
Förderung mangelhaft

In der Gemeinschaftsschule im baden-württembergischen Kupferzell wird in einem Klassenzimmer getestet, wie sinnvoll die Installation eines Luftreinigungsgerätes ist und ob Luftmessgeräte zum guten Gelingen des Schulalltags in Corona-Zeiten beitragen.

Wie laut ist so ein Luftfiltergerät? Stört es im Unterricht? Und hat es überhaupt die gewünschte Wirkung? „Wir wollten Erfahrungen sammeln und schauen, ob wir unseren Kindern helfen können, so durch diese Zeit zu kommen“, sagt Martin Schulz. Er ist Vertriebsleiter beim Ventilatorenhersteller Ebm-Papst in Mulfingen und Vater zweier Kinder. Eines davon geht in die dritte Klasse und hat seit gut vier Wochen ein Luftfiltergerät im Klassenzimmer stehen. Dieses reinigt die Luft mithilfe eines Hepa-Filters, ein Ventilator von Ebm-Papst sorgt für Luftzirkulation im Raum.

Auf private Initiate von Schulz und Martin Sauter, ebenfalls Vater einer Drittklässlerin, war das Gerät installiert worden. Das erste Fazit fällt positiv aus. „Das Gerät stört nicht, es gibt weder laute Geräusche noch vermehrt Luftzug“, fasst Schulz zusammen. „Laut Schülern und Lehrern ist die Luftqualität spürbar besser“, berichtet Schulleiter Markus Autenrieth. 
„Es wird nicht stickig und der Raum kühlt nicht aus.“ Erkennbar sei außerdem, dass die Werte auch bei geschlossenen Fenstern gleichbleibend gut sind.

In allen Ecken des Klassenzimmer stehen Messgeräte, die die Luftqualität messen. „Feinstaub, Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Partikel in der Luft“, zählt Martin Sauter die gemessenen Werte auf. Er ist Inhaber eines Heizungsbauunternehmens. Seine Frau Jasmin ergänzt: „Solche Geräte haben wir bislang bei Kunden eingesetzt, die mit Schimmelprobleme zu kämpfen haben. Sie dokumentieren genau das Lüftungsverhalten.“

Pluspunkt beim Gesundheitsamt

Die Messgeräte sind mit farbigen LEDs ausgestattet, die optisch darauf hinweisen, wenn die Luft schlechter wird. Leuchten sie rot, ist es Zeit die Fenster zu öffnen. „Das nimmt einem das Luftfiltergerät nicht ab“, erklärt Martin Schulz. „Es hat keine Frischluftzufuhr.“ Dafür hätte es weitreichender baulicher Maßnahmen bedurft.

Wie bewertet Schulleiter Autenrieth die Maßnahme, die als Testlauf in dem Klassenzimmer der 3b stattfindet? „Die Luftqualitätsmessung ist auf jeden Fall ein adäquates Mittel für die ganze Schule. Der CO2-Gehalt kann überprüft und dementsprechend gehandelt werden.“ Seine Erfahrung zeige, dass das Gesundheitsamt bei gut durchlüfteten Räumen und dem Tragen von Masken davor absieht, die gesamte Klasse in Quarantäne zu schicken. Für den Corona-Alltag und darüber hinaus sei das Gerät sinnvoll. „Die Lehrkräfte können an dem eingebauten Sensor den CO2-Gehalt und den Feinstaubanteil überprüfen. Das wird regelmäßig gemacht und dementsprechend auch gelüftet.“

Beim Luftreinigungsgerät sei es ihm wichtig, den Kosten-Nutzen-Faktor zu beachten. „In einem Schulhaus mit über 25 Klassenzimmern und Fachräumen ist es ein gewaltiger finanzieller Akt, den der Schulträger alleine nicht stemmen kann. Hier ist die Politik gefragt. Ohne Zuschüsse ist die Gesamtausstattung mit Geräten zur Luftreinhaltung für die Schulträger wohl nicht zu finanzieren.“

Pressereferent Fabian Schmidt vom Kultusministerium Baden-Württemberg verweist auf Nachfrage auf verschiedene Förderprogramme, die auch für Luftreinigungsgeräte eingesetzt werden können. Die kommunalen Schulträger könnten für feste Einbauten auf Mittel zurückgreifen, die das Land schon länger zur Verfügung stelle, zum Beispiel im Rahmen des kommunalen Sanierungsfonds (etwa 480 Millionen Euro), der Mittel für die Schulsanierung im Doppelhaushalt 2020/2021 (je 100 Millionen Euro), der Mittel für die reguläre Schulbauförderung (jährlich 100 Millionen Euro) oder Mittel aus dem Schullastenausgleich im Rahmen des kommunalen Finanzausgleichs (jährlich mehr als eine Milliarde Euro, die nicht zweckgebunden sind).

Für Kupferzell komme das nicht in Frage, sagt Bürgermeister Christoph Spieles. Die Gemeinde habe alle Förderprogramme in der aufwendigen Schulsanierung verwendet.

Neue Förderprogramme in Baden-Württemberg

Pressereferent Schmidt weist außerdem auf das neue Förderprogramm für Schulen mit einem Volumen von 40 Millionen Euro als Hilfe im Kampf gegen die Corona-Pandemie hin. „Das Land ergänzt mit dem Programm den bisherigen Corona-Maßnahmenkatalog und fokussiert damit vor allem auch ganz konkret Investitionen in raumlufthygienische Maßnahmen zur Gesunderhaltung an Schulen, insbesondere für CO2-Sensoren, mobile Luftreinigungsgeräte oder andere geeignete technische Anlagen, die das regelmäßige Lüften unterstützen oder einen ausreichenden Luftaustausch sicherstellen.“

Auch das bringe in Kupferzell nicht viel, erklärt Bürgermeister Spieles. „Wir bekommen circa 13 000 Euro aus dem Förderprogramm. Das reicht für drei bis vier Klassenzimmer. Und dann haben wir noch nicht Rathaus, Bauhof und Kindertagesstätten ausgestattet.“

Die Luftmessgeräte seien indes günstiger in der Anschaffung. Von den Geräten ist Schulleiter Autenrieth überzeugt. „Eine Ausstattung mit CO2-Messgeräten wird auch in den Zeiten nach Corona sinnvoll sein, viele Kinder leiden unter Allergien.“ Dafür könne eine Überprüfung der Luftqualität sinnvoll sein.

Denise Fiedler