Die Stadt energieeffizient beleuchten

Heidelberg bei Nacht mit attraktiver Lichtkulisse. Foto: Adobe Stock/eyetronic

Licht setzt urbane Räume in Szene, ebenso geht es um Sicherheit, Energieverbrauch und Umweltschutz. Wie das alles unter einen Hut zu bringen ist und was aus Sicht des bvsi wichtig ist, erklärt Vorstand Stephan Boettger.

Eine der größten Herausforderungen aktuell beim Thema Licht ist die Energieeffizienz. Viele Städte und Gemeinden suchen nach Möglichkeiten, die Energiekosten zu senken, damit den CO2-Ausstoß zu verringern sowie gleichzeitig die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten und zu verbessern. Eine Lösung kann darin bestehen, traditionelle Leuchtmittel wie Quecksilberdampflampen und andere, nicht-effiziente Leuchtmittel durch energieeffizientere, langlebigere und wartungsfreiere LED-Leuchten zu ersetzen. Unsere Erfahrung zeigt, dass hier auch die Betriebs- und Verbrauchskosten enorm gesenkt werden können.

Ein weiteres wichtiges Thema ist die Lichtverschmutzung: die unerwünschte Ausbreitung von künstlichem Licht in die Umgebung und damit verbundene Auswirkungen auf die Tierwelt, die Gesundheit der Menschen und den Sternenhimmel. Lichtverschmutzung lässt sich reduzieren, indem die Beleuchtung auf spezielle Bereiche bezogen oder der Einsatz von bestimmten Leuchtmitteln eingeschränkt wird.

Der Bundesverband für Straßenbeleuchtung und Infrastruktur (bvsi) empfiehlt intelligente Systeme, die es ermöglichen, die Beleuchtung in Echtzeit anzupassen: basierend auf Verkehr, Wetter oder anderen Faktoren. Diese Systeme können helfen, Energie zu sparen und die Lebensdauer der Leuchten zu verlängern.

Ebenfalls sehr wichtig ist natürlich die Sicherheit im öffentlichen Raum. Ausreichende Beleuchtung kann dazu beitragen, die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten und das Risiko von Verbrechen und Unfällen zu reduzieren.

Die Ästhetik ist ein weiteres wichtiges Thema, gerade wenn es um die Umrüstung historischer Leuchten in einer Altstadt geht. Hier muss sichergestellt werden, dass die Beleuchtungssysteme sowohl funktional als auch ästhetisch ansprechend sind und zur Verbesserung der städtischen Umgebung beitragen.

Düsseldorf mit Stadttor und Fernsehturm: Ohne die Ausleuchtung der Nacht ist modernes Leben nicht denkbar – dabei geht es aber um mehr als „nur“ um Helligkeit. Foto: Adobe Stock/mnikolitsch

Um die Herausforderungen in Sachen Straßenbeleuchtung und Licht im öffentlichen Raum zu bewältigen, sollten Kommunen an verschiedenen Stellschrauben drehen. Wir empfehlen:

  • Kommunen sollten in energieeffiziente Beleuchtung investieren, zum Beispiel LED-Leuchten, um Kosten zu senken und den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Eine Umrüstung auf LED-Leuchten führt in der Regel auch zu enormen Einsparungen bei Wartungs-, Betriebs- und Verbrauchskosten. Zudem erhöht sich durch echte LED-Systeme auch die Lebensdauer der Leuchtmittel.
  • Kommunen sollten eine umfassende Lichtplanung und -managementstrategie entwickeln, um Lichtverschmutzung zu reduzieren und gleichzeitig die öffentliche Sicherheit zu gewährleisten und zu erhöhen. Hier-zu können eine sorgfältige Planung der Beleuchtung, die Verwendung von Bewegungsmeldern oder intelligenten Beleuchtungssystemen beitragen.
  • Kommunen sollten die Zusammenarbeit mit unabhängigen und erfahrenen Beratern suchen − denn Anbieter verfolgen schon mal eigene Ziele, und dann ist Umsetzung möglicherweise nicht optimal. Innovative, zukunftssichere und effiziente Lösungen entstehen nach unserer Erfahrung nur mit unabhängigen Spezialisten. Um die bestmöglichen Ergebnisse auch wirtschaftlich realisieren zu können, empfehlen wir unbedingt, die Beschaffung öffentlich auszuschreiben.

Bürgerbeteiligung ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt bei der Gestaltung von Beleuchtung im öffentlichen Raum. Kommunen sollten die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger berücksichtigen und ihnen die Möglichkeit geben, ihre Meinungen und Ideen zu äußern. So kann man Beleuchtungslösungen finden, die den Bedürfnissen und Erwartungen der Gemeinschaft entsprechen.

Es gibt verschiedene Förderprogramme auf nationaler und europäischer Ebene, mit denen die Umstellung auf energieeffiziente Beleuchtung unterstützt und finanziell gefördert wird. Kommunen sollten sich über diese Programme informieren und sie nutzen, um ihre Beleuchtungsinfrastruktur zu verbessern.

Das Spektrum ist sehr weit − die Beleuchtung für öffentliche Räume muss die verschiedene Aspekte beachten: Energieverbrauch, Sicherheit, Lichtverschmutzung. Dazu kommt, dass mit Licht bestimmte Orte und Stadtattraktionen in Szene gesetzt werden sollen. Damit Städte und Gemeinden das alles gut unter einen Hut bringen können, sollten sie verschiedene Maßnahmen ergreifen.

Man findet immer Wege für das Licht

Wir empfehlen im Vorfeld einer Umsetzung eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung (WiBe) durch unabhängige Spezialisten. Hierdurch wird der aktuelle Bestand geprüft, zudem werden Potenziale einer Umrüstung ermittelt. Die Einsparungen und Möglichkeiten, deren Förderung und Finanzierung werden nach TCO transparent dargestellt. Durch die WiBe kann die politische Ebene klare Entscheidungen treffen und Umsetzungsbeschlüsse erlassen.

Kommunen sollten sich nicht entmutigen lassen, wenn im Vorfeld Hemmnisse genannt werden, die eine Umrüstung angeblich unmöglich machen. Unsere Erfahrung zeigt, dass bei genauer Betrachtung durch unabhängige Spezialisten  kaum ein echtes Hemmnis übrigbleibt.

Viel Strom wird bereits gespart

Die öffentliche Straßenbeleuchtung in Deutschland befindet sich in einer Zeit des Umbruchs und der Modernisierung. In den letzten Jahren haben sich bereits viele Kommunen darum bemüht, ihre Straßenbeleuchtung zu verbessern, um eine höhere Energieeffizienz zu erreichen und gleichzeitig die Kosten zu senken − und es gibt zahlreiche Konzepte, an denen sich Kommunen orientieren können.

Zum Beispiel Stuttgart: Die baden-württembergische Stadt rüstet seit 2012 kontinuierlich ihre Straßenbeleuchtung auf LED um. Stuttgart hat ein umfassendes Konzept entwickelt, das technische, und wirtschaftliche wie auch ökologischen Aspekte berücksichtigt. Laut der Stadt Stuttgart konnte durch die Umrüstung eine Reduktion des Stromverbrauchs von bis zu 60 Prozent erreicht werden.

Ein weiteres Beispiel ist das hessische Darmstadt: Dort wird die Straßenbeleuchtung seit 2010 sukzessive auf LED-Technologie umstellt. Dabei setzt die Stadt auf eine ökologisch sowie ökonomisch nachhaltige Umstellung und berücksichtigt auch die Wünsche der Bürgerinnen und Bürger. Die Stadt konnte durch die Umrüstung eine Reduktion des Stromverbrauchs von rund 50 Prozent erreichen.

Ebenso hat Bonn in den letzten Jahren die Straßenbeleuchtung auf LED umgerüstet. In der nordrhein-westfälischen Stadt werden insbesondere auch die Aspekte des Lichtklimas und der Verkehrssicherheit berücksichtigt. Bonn konnte durch die Umrüstung eine Energieeinsparung von rund 50 Prozent erzielen.

Schrittweise Umrüstung empfohlen

Grundsätzlich empfehlen wir vom Bundesverband für Straßenbeleuchtung und Infrastruktur in kleineren und mittelgroßen Projekten eine Gesamtumstellung und keine schrittweise Umrüstung, Es hat sich gezeigt, dass so weitaus bessere Ergebnisse erzielt werden.

Trotz aller Herausforderungen sind die Aussichten für eine positive Entwicklung in der öffentlichen Straßenbeleuchtung in Deutschland sehr gut. Die Umstellung auf LED-Leuchtmittel und intelligente Steuerungssysteme wird weiter voranschreiten − das wird zu höherer Energieeffizienz, Kosteneinsparungen und einer besseren Beleuchtung führen.

Umfassende Lichtplanung, intelligente Steuerung, Einbindung von Bürgerinnen und Bürgern, die Zusammenarbeit mit unabhängigen Spezialisten: Das alles kann dazu beitragen, energieeffiziente, sichere und umweltfreundliche Beleuchtung im öffentlichen Raum zu schaffen. Und wenn der erste Schritt die Erstellung einer WiBe ist, stellen wir als Verband gern unsere Unterstützung bereit.

Stephan Boettger


Der Autor

Stephan Boettger ist Mitglied des Vorstands beim bvsi Bundesverband für Straßenbeleuchtung und Infrastruktur – für den öffentlichen Sektor.