Altkleider-Container halten Anschluss an die Digitalisierung. Neuester Clou ist eine Füllstandsmessung. Mit diesen Informationen können Touren zur Leerung der Behälter deutlich verbessert werden. Für weitläufige Gebiete auf dem Land lohnt sich der Einsatz sofort.
Die Straßensammlung von Alttextilien ist out. 88 Prozent des Materials werden inzwischen in Containern gesammelt, hat die jüngste Branchenstudie des Bundesverbands Sekundärrohstoffe und Entsorgung (BVSE) festgestellt. Gut eine Million Tonnen Altkleider werden jährlich in Deutschland gesammelt und weitgehend wiederverwertet.
Die herkömmliche Blechbox mit großer Klappe ist an vielen Standorten durch Container ersetzt worden, die guten Korrosionsschutz und einen Hightech-Anschluss haben. Neuester Clou ist eine Füllstandsmessung, die von dem Schweizer Unternehmen Swisslogix entwickelt worden ist. Das handliche Messgerät hat vier Ultraschallsensoren, die den Füllstand eines Altkleider-Containers genau messen. Das Messgerät kann eine Art dreidimensionales Modell erstellen. Die Sensoren messen den Füllstand standardmäßig jede halbe Stunde, speichern die Werte und übermitteln die Daten ein bis zwei Mal täglich an eine Internetplattform.
Mit diesen Informationen können Touren zur Leerung der Altkleider-Container deutlich verbessert werden. Für weitläufige Gebiete auf dem Land lohnt sich der Einsatz sofort. So können hier die Kosten bei den Einsatzzeiten von Personal und Fahrzeugen um 50 Prozent reduziert werden, so die Erfahrungswerte des Herstellers. In städtischen Ballungsgebieten soll das Optimierungspotential bei 30 bis 40 Prozent liegen.
„Wir wissen, dass es in der Branche einen großen Bedarf gibt, die Entleerung der Altkleider-Container zu optimieren, insbesondere nachdem die Preise für Alttextilien seit Mitte 2014 im Sinkflug sind“, sagt Kai-Uwe Jobst. Er ist Geschäftsführer der Firma Joba, Europas größtem Hersteller von Altkleider-Containern. Von den rund 250 000 legal aufgestellten Containern in Deutschland kommen rund 60 Prozent von der Bremer Firma Joba. Jobst hat schon früh erkannt, dass das Textilrecycling von dem Schmuddel-Image wegkommen muss, das von den leider viel zu vielen schwarzen Schafen in der Branche verbreitet wird.
Nach Schätzung des Fachverbandes Textilrecycling sind etwa ein Drittel aller Altkleider-Container in Deutschland illegal aufgestellt. Das sind oft ungepflegte Boxen, aus denen nur die beste Ware für den Secondhand-Handel abgegriffen wird. Doch soll das Textilrecycling eine Zukunft haben, geht das nur über Nachhaltigkeit, das heißt über eine sorgfältige Sortierung und eine komplex gestaltete Wiederverwertung je nach Zustand des Materials. Damit das funktioniert, muss auf dem Markt mehr Transparenz hergestellt werden. Joba hat als erstes Unternehmen seine Container mit dem CE-Zeichen versehen und gekennzeichnet, sodass Herkunft und Aufsteller für jeden einzelnen Container nachvollziehbar sind. Inzwischen wird dies in den meisten Kommunen zur Pflicht gemacht.
In den Städten und Gemeinden ist das Thema auf der Agenda deutlich nach oben gerutscht. Zum einen, weil sie durch das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz mehr Einflussmöglichkeiten erhalten haben. Zum anderen wird auch auf lokaler Ebene viel intensiver darüber nachgedacht, was eigentlich alles zu einer nachhaltigen und klimagerechten Stadtentwicklung gehört. Auch hier hat der Branchenprimus den Vorreiter gegeben. Vor zwei Jahren hat Joba einen klimaneutralen Altkleider-Container auf den Markt gebracht, gut erkennbar an einer entsprechenden Blende auf dem Container.
Bei den klimaneutralen Containern verkauft Joba Zertifikate, mit deren Erlösen Bäume in Äthiopien gepflanzt werden. Nach zwei Jahren ist durch rund 1500 klimaneutrale Container ein richtiger Wald mit etwa 14.000 Bäumen entstanden. Für den umtriebigen JOBA Geschäftsführer Kai-Uwe Jobst ist das aber nicht genug. Im vergangenen Jahr hat er mit Spezialisten aus Bremen und Schweden den Prototyp eines völlig neuen Containers entwickelt – komplett aus Alttextilien.
Jochen Oppau
Der Autor
Jochen Oppau, Bremen, ist freier Journalist