Die Hitze macht’s

Zur Grünpflege in Städten und Gemeinden zählt die Bekämpfung unerwünsch­ten Bewuchses. Dem Bauhof stehen dafür verschiedene thermische und mechanische Verfahren zur Verfügung. Ein Kriterium bei der Wahl des richtigen Werkzeugs im Bauhof ist stets die Wirtschaftlichkeit des Einsatzes.

 

Zwei Dinge stehen fest: Das Unkraut muss weg, auch wenn manche glauben, dass jede Pflanze irgendwie nützlich ist. Das mag stimmen, aber es gilt eben nicht überall! Wo Wege, Plätze und Flächen beschädigt oder unbenutzbar werden, gibt es kein Pardon, ob es nun Unkraut heißt oder Wildkraut oder Beikraut. Der zweite Punkt: Die Beseitigung muss umweltgerecht vonstatten gehen. Und dafür gibt es interessante Lösungen.

Abgesehen von der mechanischen Wildkrautbekämpfung konzentrieren sie sich auf den Umgang mit großer Hitze. Pestizide wie das viel besprochene Glyphosat sind kein Thema, da sie im öffentlichen Raum grundsätzlich verboten sind.

Heißwasser

Kochend heiß geht die Heißwassertechnik vor – die Temperatur des austretenden Wassers liegt bei 98 bis 99 Grad Celsius, beispielsweise bei Heatweed, einem norwegischen Hersteller mit Niederlassung in Deutschland. Das Heißwasser zeigt seine Wirkung an der Wurzel. Das ist nachhaltig, denn es fallen pro Jahr nur wenige Durchgänge an. Schon ab etwa 80 Grad wird Zellstoff und damit die Pflanze zerstört. Dazu kommt bei Heatweed ein sparsamer Umgang mit dem erhitzten Wasser. Die Sensoren ermitteln, wo Wildkraut steht, das Wasser wird punktuell ausgebracht. Für den Einsatz ist eine Außentemperatur ab acht Grad aufwärts nötig. Gearbeitet wird mit Niederdruck. Auf Hochdruck umschalten lassen sich die Geräte zur Flächenreinigung oder zum Entfernen von Graffitis. Es gibt sie vom Handgerät bis zum Unimog-Aufbau und in einer Preisspanne von 10.000 Euro bis 120.000 Euro.

Heißwasserdampf

Noch heißer wird es bei den Dampfgeräten wie bei denen von Keckex aus Österreich, in Deutschland vertrieben von Bertsche Kommunalgeräte. Hier wird das Wasser auf 140 Grad Celsius gebracht, damit Dampf entsteht. Befürworter führen die eher sanfte Arbeitsweise gegenüber dem Heißwasser an, der Boden kann nicht ausgeschwemmt werden. Frost ist tabu, es genügen aber bereits niedrige Plusgrade für den Einsatz. Außerhalb der „Grünsaison“ eignen sich die Geräte auch für Stein- oder Brunnenreinigung.

Bertsche bietet als Energiequellen für die Aufheizung des Wassers Diesel, Heizöl oder bei Handgeräten auch elektrischen Strom aus der Batterie an. Am wirtschaftlichsten ist dabei der Heizölbetrieb. Der 110 Kilowatt starke Brenner braucht rund acht Liter in der Stunde. Anbaugeräte haben entweder einen Motor oder werden über die Fahrzeughydraulik betrieben. Und was geht nicht? Eventuell Kunststoffflächen – hier ist eine Überprüfung nötig – und Vernachlässigung der Maschine, aber nicht nur beim Dampfsystem. Alle Wassersysteme neigen nämlich zur Verkalkung. Wer hier unaufmerksam ist, richtet Schaden an.

Heißwasser mit Schaum

Heiß und besonders schonend – das versprechen die Hersteller der Methode, Heißwasser mit Schaum zu kombinieren, zum Beispiel Elmotherm. Der Schaum hat die Aufgabe, die Hitze des fast kochenden Wassers an der Pflanze zu isolieren und so die Temperatur länger hoch zu halten. Die Technik kommt dabei ohne Druck aus, wichtig für empfindliche Böden, etwa mit Fugen und historischem Pflaster. Und der Schaum? Keine Chemie im landläufigen Sinne, sondern biologisch abbaubare Kokos- und Maisstärke. Wie bei allen Heißwassersystemen bringt die Hitze das Eiweiß der Pflanze zum Gerinnen, sie stirbt ab. Unkrautsamen werden ebenfalls abgetötet.

Infrarot

Ganz anders arbeitet das Infrarot-System. Hier geht es um trockene, heiße Luft, die aus einem Gasbrenner stammt und über ein Edelstahlglühgitter gebündelt wird und ohne offene Flamme die Pflanze erreicht. Brennstoff ist LPG oder Propangas. Die Wirkung ist intensiv, Brennbares darf dem Gerät aber nicht in die Quere kommen. Weeder hat unter anderen das fahrbare Modell Master, das auch für große Flächen geeignet ist.

Abflämmen

Unkrautbrenner oder Abflammgeräte sind handgeführte, kleinere Maschinen und arbeiten in der Regel ebenfalls mit Gas. Das geschieht entweder bei offener Flamme oder mit einem Hitzestrahl. Bei kleineren Geräten gibt es auch elektrisches Aufheizen (Gloria Thermoflamm bio). Solche Geräte finden auf kleineren Flächen Verwendung und zielen eher auf den versierten Privatkunden.

Was bleibt als Fazit? Umweltschonend sind alle Methoden der thermischen Wildkrautbekämpfung. Auch die Oberflächen werden nur wenig strapaziert. Einige Energie muss allerdings aufgewendet werden, meist über Verbrennung. Ein Nachkehren der Flächen steht in allen Fällen an und mit nur einem Einsatz um Jahr ist es auch nicht getan – drei Runden oder mehr pro Vegetationsperiode sind in der Regel notwendig. Aber damit lässt sich wohl leben angesichts der sprichwörtlichen Hartnäckigkeit des Unkrauts.

Matthias Röcke

Der Autor
Matthias Röcke, Sinzig, ist freier Journalist mit Schwerpunkt Technik

Info: Mechanisch gegen das Wildkraut

 

Neben allen thermischen Methoden existiert in großer Vielfalt das Segment der mechanischen Wildkrautbeseitigung. Handgeführt, als Einachser oder als Anbaugeräte für Trägerfahrzeuge finden sie Verwendung. Ihr großes Plus: Sie schaffen in kurzer Zeit große Flächen, gehen auch hoch gewachsene Pflanzen an und können, je nach Ausführung, das entfernte Grüngut gleich aufsammeln. Ein solches Säubern geht aber nicht ohne Kratzeffekte ab, die Oberflächen werden durchaus strapaziert, auch wenn es verschiedene Bürsten für verschiedene Einsatzzwecke gibt. Und eines kann die mechanische Beseitigung gar nicht: das Übel an der Wurzel packen. Algen, Moose, Samen und die Wurzeln selbst erreichen die Bürsten nicht.