Die energieautarke Kommune ist das Ziel

Biomasse; Kraftwerk; Energie
Das Biomasseheizkraftwerk Neustrelitz liefert pro Jahr rund 45.000 MWh Strom und 63.000 MWh Wärme. Foto: Stadtwerke Neustrelitz

Die Stadtwerke Neustrelitz setzen auf erneuerbare Energien. Das Ziel ist es, eine Energieautarke Kommune zu werden. Dafür haben sie bereits vor 17 Jahren ein Biomasseheizkraftwerk in Betrieb genommen, das bis heute einen Großteil des Strom- und Wärmebedarfs deckt – Ausgangspunkt für weitere Projekte und Transformationen in Richtung Nachhaltigkeit.

Der Bau des Biomasseheizkraftwerkes im Jahr 2006 war ein Meilenstein in der Entwicklung der Stadtwerke Neustrelitz, aber auch für die Stadtentwicklung. Im mecklenburg-vorpommerischen Neustrelitz (rund 20.000 Einwohner) versorgen die Stadtwerke einen erheblichen Anteil ihrer Kundinnen und Kunden mit Fernwärme. Das Biomasseheizkraftwerk und vier weitere Heizhäuser im Stadtgebiet sind dafür maßgeblich.

Ziel der Stadt war es damals wie heute, eine Alternative im Hinblick auf Investitions- und Betriebskosten gegenüber Heizöl und Erdgas anzubieten – auch mit Blick auf die damals bereits steigenden Preise. Ein weiterer Grundgedanke war es, den Klima- und Ressourcenschutz sowie die Luftreinhaltung nachhaltig zu verbessern.

Im Vorfeld hatten die Stadtwerke eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Parallel dazu wurde die Politik auf Bundes-, Landes- und Kommunalebene überzeugt. Die Stadtwerke organisierten außerdem Informationsveranstaltungen für die Bürgerinnen und Bürger. „Das Ergebnis hat uns in unserem Vorhaben bestärkt“, heißt es seitens der Stadtwerke Neustrelitz. Der Bau sei damals ein Leuchtturmprojekt für den Klimaschutz gewesen, auch wenn einige Skeptiker die Stadtwerke für ihr Vorhaben belächelten, eine ganze Stadt auf diesem Weg mit Wärme und Strom zu versorgen.

An erster Stelle stand das Ziel einer energieautarken Kommune. Holz ist in der Region um Neustrelitz in ausreichendem Maße vorhanden, zudem ist die Holzenergie weitestgehend unabhängig von Energiekrisen. Der Preis der Holzhackschnitzel unterliegt nicht so starken Schwankungen wie der Preis der fossilen Brennstoffe.

So konnten die Stadtwerke in den vergangenen Jahren stabile Preise für die Fernwärme gewährleisten. Im Kraftwerk wird nicht vermarktungsfähige Holz aus Waldrestholz verheizt. Pro Jahr werden etwa 85.000 Tonnen Hackschnitzel zur Strom- und Wärmeproduktion benötigt. Alle Lieferanten kommen ausschließlich aus der Region.

Nachhaltigkeit bei stabilen Preisen

Das Neustrelitzer Biomasseheizkraftwerk ist inzwischen seit 17 Jahren in Betrieb und erzeugt gleichzeitig Wärme und Strom. Die produzierte Wärme wird am Gas- und Dampfturbinenkraftwerk ins Verbundnetz übernommen. Der gleichzeitig gewonnene Strom wird unter Verwendung der vorhandenen Anlagen in das 20kV-Netz der Stadtwerke eingespeist.

Die Fernwärmesatzung der Stadt aus dem Jahr 2011 regelt die Versorgung mit Fernwärme. Dort heißt es: „Die Stadt Neustrelitz ist Trägerin einer öffentlichen Einrichtung zur Versorgung mit Fernwärme (Fernwärmeversorgungseinrichtung). Die Fernwärmeversorgungseinrichtung umfasst Heizkraftwerke beziehungsweise Heizwerke, Wärmetransport- und Verteilungsanlagen, Anschlussleitungen, Hausanschlüsse und Wärmeübergabestationen sowie die zugehörigen Nebeneinrichtungen. Zur Betreibung der Fernwärmeversorgungseinrichtung bedient sich die Stadt ihrer Eigengesellschaft, der Stadtwerke Neustrelitz GmbH.“

Mit dem Konzessionsvertrag, der bereits am 1. Januar 1992 in Kraft trat, waren weitere Voraussetzungen geschaffen worden, um das jetzige Betreibermodell umzusetzen. Geregelt ist per Konzessionsvertrag, dass die Stadtwerke Neustrelitz die Versorgung des Gemeindegebietes mit elektrischer Energie, Gas, Wasser und Fernwärme übernehmen.

Das Biomasseheizkraftwerk Neustrelitz liefert pro Jahr 45.000 MWh Strom und 63.000 MWh Wärme. Durch den Betrieb werden 14.577 Tonnen Kohlendioxidausstoß gegenüber konventionellen Produkten vermieden. Insgesamt werden durch das Biomasse- kraftwerk 74 Prozent des Wärmebedarfs von Neustrelitz abgedeckt. Zusätzlich wird Strom von zwei Photovoltaikanlagen produziert.

Der Weg zur energieautarken Kommune

Neustrelitz ist auf dem Weg, eine energieautarke Kommune zu werden, denn der Ort wird zu 90 Prozent durch erneuerbare Energien versorgt. All dies hat der Stadt im Jahr 2016 den Bundestitel der Bioenergiekommune eingebracht.

Der Kraftwerksstandort hat sich in der Vergangenheit weiterentwickelt. In unmittelbarer Nachbarschaft des Kraftwerkes entstand kurze Zeit später das Landeszentrum für Erneuerbare Energien (Leea). Die Entwicklung des Areals ist bis heute weiterhin geplant. Ein sogenanntes „Grünes Gewerbegebiet“ soll ebenfalls in der Nachbarschaft entstehen. Zusätzliche Photovoltaik- und zwei Windenergieanlagen sind weitere Projekte, die momentan entwickelt werden.

Angesicht des Gebäudeenergiegesetzes (GEG), das künftig die Nutzung von Öl- und Gasheizungen ausschließt, ist die Nachfrage nach Fernwärme enorm gestiegen. Die Stadtwerke haben Fördermittel für einen Transformationsplan bekommen, der dazu beitragen soll, die Wünsche der Kundinnen und Kunden nach Fernwärme erfüllen zu können.

Ein Transformationsplan zeigt den Weg auf, wie ein Wärmenetz bis spätestens 2045 Treibhausgasneutralität erreicht. Bis Ende 2023 soll der Plan stehen. Dort werden verschiedene Möglichkeiten erneuerbarer Energien geprüft – eine Erweiterung des Kraftwerkes ist nicht auszuschließen. Die Stadtwerke Neustrelitz haben das Ziel, zu 100 Prozent „energieautarke Kommune“ zu sein.

Anett Seidel


Die Autorin

Anett Seidel verantwortet die Unternehmenskommunikation der Stadtwerke Neustrelitz.