Dem Klimawandel standhalten

Rheinland-Pfalz baut als erstes Bundesland ein digitales 3-D-Simulations-Fachsystem für das Thema Sturzfluten und Flusshochwasser auf: So wurde das Modell Visdom-RLP von Klimaministerin Katrin Eder eingeordnet und vorgestellt. Es soll Kommunen wie auch der Bevölkerung zugänglich sein.

Klimawandel; Starkregen; Wetterextreme; Wasser; Hochwasser
Vorbereitet auf Wetterextreme: Visdom-RLP ist ein zentrales Tool für den Zukunftsplan Wasser des Landes Rheinland-Pfalz.

Sensibilisierung für Starkregengefahren und Stärkung der regionalen Handlungskompetenz: Darum geht es beim Einsatz des digitalen 3-D-Simulationsmodells Visdom. Das Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz (MKUEM) hat es vor Kurzem der Öffentlichkeit präsentiert.

Visdom könne Hochwasser- und Starkregenereignisse in bislang nie dagewesener Geschwindigkeit simulieren, hieß es bei diesem Anlass. Die Software biete hierbei im Gegensatz zu vielen bisher verwendeten Modellen die Möglichkeit, Simulation, Analyse und Visualisierung zu kombinieren. Dadurch sei Visdom ein innovatives wie nutzerfreundliches System, das die Prognose von Überflutungen durch Hochwasser und Starkregen ebenso unterstützt wie die Entscheidungsfindung im Akutfall. Auch sekundenschnelle Simulation und Analyse verschiedener Szenarien und Planungen sind demnach möglich. Entstanden ist Visdom aus langjähriger angewandter Forschung in Kooperation der TU Wien, der RWTH Aachen, den Stadtentwässerungsbetrieben Köln und dem Ingenieurbüro Schwingshandl.

Klimaschutzministerin Katrin Eder betonte bei der Vorstellung: „Wir sind an einem Punkt, an dem die Folgen durch den Klimawandel auch in Rheinland-Pfalz für alle spürbar sind – vor allem durch Wetterextreme.“ Die Landesregierung arbeite daher intensiv daran, die Werkzeuge zur Bewältigung dieser Aufgaben stetig zu verbessern. Für die Einführung von Visdom werden rund acht Millionen Euro investiert.

Kontinuierliche Weiterentwicklung

Dafür gibt es eine Vorgeschichte: Rheinland-Pfalz sei das erste Flächen-Bundesland gewesen, das 2018 Hinweiskarten für eine Gefährdung durch Sturzfluten veröffentlicht hat. Sie wurden mittels einer damals dem Stand der Technik entsprechenden GIS-Analyse (Geo-Informationssystem) erstellt. Die vom Landesamt für Umwelt (LfU) mitentwickelten Karten seien sehr gut aufgenommen worden und bilden eine wichtige Informationsgrundlage, unter anderem bei der Erstellung der örtlichen Vorsorgekonzepte der Kommunen, aber auch für die Wasserwirtschaftlichen Stellungnahmen der Behörden.

„Hochwasservorsorge ist eine Ewigkeitsaufgabe, und uns war klar, dass wir dieses Produkt, genau wie die Hochwassergefahrenkarten, fortschreiben und weiterentwickeln müssen“, erklärte Eder. 2020 wurde daher eine ausführliche Fachrecherche durchgeführt. Das Ergebnis: Visdom sei das aktuell leistungsfähigste System auf dem Markt für die Berechnung von Sturzfluten und Flusshochwassern.

Angebot an die Kommunen

Unter Mitwirkung des LfU lag der Fokus in der ersten Einführungsphase von Visdom-RLP beim Thema Sturzfluten und bei der Fortschreibung der Sturzflutgefahrenkarten. „Wir haben für das gesamte Land eine neue Generation von Sturzflutgefahrenkarten gerechnet. Diese Kartenwerke haben einen deutlich ausgedehnten Informationsumfang und sind ab heute allen im Land frei zugänglich“: So präsentierte Ministerin Eder die ersten Anwendungsergebnisse von Visdom-RLP.

Rheinland-Pfalz mache damit das Angebot einer gemeinsamen Plattform, mit einheitlichen Daten, Regeln und Qualitätsstandards. Das Angebot gehe insbesondere an die Kommunen, es für die Planung und Detailberechnungen zu nutzen, aber auch an die Bevölkerung, sich zu informieren.

Mit der fortschreitenden Einführung des Systems sollen neben den aktuellen drei Pflichtszenarien (HQ10, HQ100 und HQextrem) weitere Zwischenszenarien und zusätzlich extreme Szenarien mit maximaler Verklausung bereitgestellt werden. Demnächst folgt der nächste wichtige Meilenstein: Bis 2025 sollen alle
Hochwassergefahrenkarten neu gerechnet werden.

Red.