Das E macht den Unterschied

Elektro- und Hybridantriebe bei Kommunalgeräten und -fahrzeugen sind stark im Kommen. Aktuell wurden auf der Fachmesse IFAT die Neuheiten für den Einsatz in der Stadtreinigung und Abfallentsorgung vorgestellt. Hochleistungs­geräte werden indes wohl auch künftig noch den konventionellen Antrieb haben.

Elektrisch fahren kann der kommunale Bauhof schon lange – wenn er will. Elektrotransporter gab es schon im Zeitalter der Bleibatterien. Heute steht eine durchaus stattliche Auswahl in moderner E-Antriebstechnik zur Verfügung, ebenso kleine und bald auch mittelgroße und große Lkw mit Elektroantrieb. Aber was ist mit dem elektrischen Antrieb in den Geräten und Aufbauten? Bewegung gibt es auch hier.

Die Kehrfahrzeuge fahren voran. Mehrere vollelektrische Lösungen zeigen ganz neue Möglichkeiten auf. Denn sie arbeiten nicht nur vor Ort abgasfrei, sondern dürfen als besonders leise Fahrzeuge in sensiblen Gebieten zu bisher verbotenen Uhrzeiten eingesetzt werden.

Schon früh hat Bucher Municipal aus der Schweiz das rein elektrisch arbeitende Kommunalfahrzeug einschließlich Geräteantrieb vorgestellt. Die Kompaktkehrmaschine C2020ev ist seit dem Frühjahr 2017 unterwegs, so in den Städten Freiburg und Münster. In der Kehrtechnik entspricht sie dem Original mit Verbrennungsmotor, fasst zwei Kubikmeter Kehrgut, ist als Knicklenker besonders wendig und bietet das bekannte Sauggebläse. Die Lithium-Ionen-Batterien in einer Kapazität von 56 kWh geben die Energie, und der 40 kW starke Elektromotor treibt sowohl die Räder wie das Kehraggregat an. Sechs bis acht Stunden Kehreinsatz sind mit einer Ladung möglich, Rekuperation bei Bremsvorgängen eingeschlossen. Das reicht in der Regel für einen Tag Großstadteinsatz. Notfalls kann die City 2020ev an einer Ladestation unterwegs versorgt werden. Üblicherweise wird nachts im Betriebshof aufgeladen.

Der Lärm der Maschine sinkt gegenüber der weiterhin erhältlichen konventionell angetriebenen City 2020 um 6 dB (A) auf 92 dbA. An CO2 spart die Elektroversion gegenüber dem günstigsten Verbrenner rund 26 Tonnen im Jahr ein. Preisauskünfte gibt Bucher nicht, hat aber dafür zum Trost ausgerechnet, dass der Betrieb dank reduzierter Wartung und wegfallender Treibstoffkosten um 75 Prozent billiger ist.

Die Lkw-Kehrmaschine SL 200 zero E von Brock ist ebenfalls ein rein elektrisch arbeitendes und fahrendes Kehrfahrzeug. Hier musste der Lkw-Antrieb völlig umgebaut werden. Zur IFAT 2018 Mitte Mai kam nun die Weiterentwicklung VS6e.

Ebenfalls auf der IFAT hat Aebi-Schmidt in der Klasse der Bucher C2020ev die „eSwingo 200 +“ gezeigt. Die Swingo 200 mit Dieselantrieb gibt es schon lange, sie wurde mit einem brandneuen Euro-6c-Motor ausgerüstet. In der „eSwingo“ ergeben zwei Batteriepacks mit 48 und 100 Volt eine Kapazität von 60 kWh. Schmidt verspricht bis zu zehn Stunden Einsatzzeit. Auch hier ist ein genormtes Ladegerät an Bord. Die Swingo gibt es bisher schon auf Wunsch mit dem speziellen Koanda-Umluftsystem, das den Feinstaub um bis zu 70 Prozent reduziert. In Kombination mit dem Elektroantrieb macht sich diese umweltfreundliche Technik besonders gut.

Abfall rein elektrisch entsorgen

Im Abfallsammelaufbau steht der reine Elektroantrieb vor der Einführung. Zoeller-Kipper, eine zu Faun-Umwelttechnik gehörende Firma, hat zur IFAT die vollelektrische Lösung gebracht. In einem Volvo-Fahrgestell sind vier Elektromotoren in einer Gesamtleistung von 760 PS montiert, die sowohl Fahrzeug wie Pressmüllaufbau antreiben. Hier kommt eine neue, in der Schweiz entwickelte Hochleistungsbatterie zum Einsatz. In der Schweiz wird das Projekt auch erprobt.

Faun selbst zeigte in München ein elektrisches Abfallsammelfahrzeug mit separatem, sozusagen externem Antrieb. Batteriepakete stellen die Energie für Aufbau und Lifter sowie die Sammeltour und die Fahrt zur Deponie bereit, der separate Antrieb (Range Extender) füllt die Batterien immer wieder auf. Das ist derzeit ein Euro-6-Dieselmotor, möglich sind an dieser Stelle auch Brennstoffzellen. Es ist eine Weiterentwicklung des schon bekannten Aufbaus „Dual Power“.

In der schon länger lieferbaren Alternative „E-Power“ arbeitet eine Hybridlösung. Faun speist dabei die für den Aufbau benötigten Batterien per Aufladung von außen (Plug in). Für solche Hybridlösungen gilt das Motto „konventionell fahren und elektrisch arbeiten“. Rekuperation der Bremsenergie ist in der Abfallsammlung besonders effektiv, denn ein solches Fahrzeug bremst bis zu 700-mal am Tag ab!

Hybride gibt es auch im buchstäblich Kleinen: Agria hat seinen Sichelmäher Typ 9600 hybridisiert. Ein Benzinmotor dient als Generator für den dreistufigen Elektroantrieb. Dass das sehr breite, hangtaugliche Gerät sich auch fernsteuern lässt, macht es zusätzlich interessant.

Rein elektrisch arbeiten dagegen die kleinen Geräteträger EC 130 und EC 170 von Aebi. Sie haben zwei Elektromotoren und sind vor allem für Mäharbeiten am Hang geeignet. Ähnlich funktionieren auch die vom kleinen Radlader abgeleiteten kleinen Geräteträger e5 und e6 von Avant. Der zweite Elektromotor versorgt Ladehubarm und Gerätehydraulik. Allerdings bleiben Geräte im oberen Leistungsbereich außen vor. Der Avant e5 hat noch Bleibatterien, der leistungsstärkere e6 verfügt über Lithium-Ionen-Technik. Letzterer schafft bei einer Stunde Nachladen sieben Stunden Einsatz, gemessen an leichter Arbeit.

Die Einschränkung zeigt auch die Grenzen auf. Der hydraulische Antrieb in Gänze wird wohl nicht elektrisch werden. Das heißt bislang, überall dort, wo viel Kraft rein mechanisch per Öldruck an Hochleistungsgeräte gelangen muss, braucht man den konventionellen Verbrennungsmotor als Antriebsquelle. Die Königsdisziplin stellt hier die über die Fahrzeughydraulik angetriebene Schneefräse dar, sie benötigt 100 bis 200 kW für ihre Arbeit. Eine Elektrifizierung beispielsweise des Unimog von Mercedes-Benz würde nach heutigem Stand der Technik zwei parallel arbeitende Systeme bedeuten. Das stößt an Grenzen bei Fragen des Gewichts, des Platzes und der Kosten. Ein Entweder–Oder wird es – ähnlich wie derzeit beim Elektroauto – wohl auch bei diesem Thema nicht geben.

Matthias Röcke

Der Autor
Matthias Röcke, Sinzig, ist freier Journalist mit Schwerpunkt Technik

Info: Der elektrische Traktor

Für Aufsehen hat der erste vollelektrische Kompakttraktor gesorgt, den Fendt auf der Agritechnica 2017 vorgestellt hat und der jetzt in einer Kleinserie produziert wird. Der Fendt e100 Vario in der Kategorie bis 50 kW (65 PS) hat einen Elektromotor, der Traktor und Geräte antreibt. Bis zu fünf Betriebsstunden soll er unter realen Einsatzbedingungen ununterbrochen arbeiten können. Eine 650-V-Lithium-Ionen-Hochleistungsbatterie mit einer Kapazität von rund 100 kWh dient als Energiequelle. Der Fendt e100 Vario arbeitet sowohl mit konventionellen, über Zapfwelle oder Hydraulikanschluss angetriebenen wie auch mit elektrifizierten Geräten. Geladen wird entweder mit 400 V Spannung und bis zu 22 kW über eine genormte CEE-Steckdose oder über eine Supercharging-Option mit Gleichspannung. Mit einem genormten CCS-Stecker kann die Batterie in 40 Minuten bis zu 80 Prozent aufgeladen werden. Weitere Energie speist der Motor während des Einsatzes zurück. Fendt überlässt die Exemplare der Kleinserie ausgesuchten Betrieben, um Praxisanwendungen und Einsatzmöglichkeiten zu testen.