Breitbandausbau: Es bleibt viel zu tun

Positive Bilanz zum Jahreswechsel: Die Voraussetzungen werden immer besser – und mittlerweile hat jeder zehnte deutsche Haushalt einen FttB- oder FttH-Anschluss gebucht. Foto: Adobe Stock/Christian Schwier

Wie steht es um den Glasfaserausbau in Deutschland? BUGLAS-Geschäftsführer Wolfgang Heer zieht Bilanz: Es geht voran, wenngleich nicht so schnell wie möglich und nötig – und er nennt wichtige Stellschrauben für Kommunen.

Auch im Jahr 2023 ist der Ausbau hochleistungsfähiger Telekommunikationsnetze in Deutschland spürbar weiter vorangekommen. Die Investitionen im Telekommunikationsmarkt erreichten dabei mit (geschätzt) über 13,5 Milliarden Euro eine neue Rekordhöhe. 37 Millionen Breitbandanschlüsse gab es zum Jahreswechsel. Damit verfügen rund 90 Prozent der Haushalte über den Zugang zu schnellem Internet. Entsprechend ist die Zahl der Internettotalverweigerer weiter rückläufig.

Aus Sicht des Bundesverbands Glasfaseranschluss (BUGLAS) sehr erfreulich: Der Glasfaserausbau im Sinne von Fiber to the Building/Home (FttB/H) ist 2023 weiter vorangekommen. Mittlerweile hat jeder zehnte deutsche Haushalt tatsächlich einen FttB- oder FttH-Anschluss gebucht. Während das Kriterium der Subscriber, also der tatsächlichen Glasfaserkunden, eindeutig definiert ist, gibt es beim Thema „Glasfaserversorgung“ aber verschiedene Ansichten.

Häufig heißt es, mittlerweile seien „etwa 30 Prozent der Haushalte mit Glasfaser versorgt“. Dahinter steckt die Zahl der sogenannten Homes Passed, also der Wohneinheiten oder Gebäude, an deren Grundstücksgrenze eine Glasfaserleitung vorbeiläuft.

Tatsächliche Versorgungslage darstellen

Um Missverständnisse zu vermeiden, sollte man bei Homes Passed immer anmerken, dass hier die Gebäudezuführung über den privaten Grund, der Gebäudeanschluss selbst und gegebenenfalls auch die Inhouse-Verkabelung noch herzustellen sind – mitunter also der aufwendigste Teil des Ausbaus.

Die Verfügbarkeit von Glasfaserleitungen in der Straße kann dafür eine gute Voraussetzung sein. Sie kann aber auch dazu führen, dass sich die Herstellung der Hausanschlüsse erheblich verzögert: Schließlich sind die Bautrupps dann nicht mehr vor Ort. In diesem Sinn kann das Kriterium Homes Passed zu einer trügerischen Sicherheit führen.

Wir plädieren daher im BUGLAS für die Etablierung eines weiteren Kriteriums wie etwa Home Connected oder Socket – die zum Beispiel den bereits realisierten Hausanschluss berücksichtigen –, um die tatsächliche Versorgungslage möglichst zutreffend darzustellen.

Ausbau ist kein Selbstläufer

Die größten Herausforderungen für den Glasfaserausbau werden in diesem Jahr die gleichen sein wie 2023: ein möglichst effizienter Einsatz knapper Ressourcen, der allgemein zu spürende Fachkräftemangel, die Stimulierung der Nachfrage und die Beseitigung beziehungsweise der Abbau bürokratischer Hemmnisse. Ganz unabhängig davon, ob ein Doppelausbau von Glasfasernetzen im Sinne des Infrastrukturwettbewerbs zulässig ist oder betriebswirtschaftlich sinnvoll erscheinen mag.

Aus gesamtwirtschaftlicher Perspektive heraus wird das Ziel einer möglichst flächendeckenden Versorgung damit zumindest ausgebremst, weil knappe Ressourcen wie Personal, Maschinen und Kapital bei einem Doppel- oder Mehrfachausbau noch einmal an der gleichen Stelle zum Einsatz kommen und dementsprechend anderswo nicht zur Verfügung stehen.

Analoges gilt für die Förderung. Hier muss der Fördermittelgeber darauf achten, dass der geförderte den eigenwirtschaftlichen Ausbau nicht verdrängt. Ein mit Mitteln der öffentlichen Hand finanzierter Ausbau kann deutlich höhere Preise für knappe Ressourcen bezahlen als ein Ausbau, der sich an Effizienzkriterien orientieren muss.

Appell an die Kommunen

Der Fachkräftemangel macht sich in immer mehr Bereichen bemerkbar. Hier steht die Branche vor der Herausforderung, die vielfältigen beruflichen Möglichkeiten im Infrastrukturausbau und in der Vermarktung im allgegenwärtigen „War for Talents“ zu verdeutlichen. Mit der branchenübergreifenden Fachkräfteinitiative haben wir in dieser Hinsicht erste wirkungsvolle Schritte unternommen.

Bei der Stimulierung der Nachfrage und beim Abbau bürokratischer Hemmnisse sind alle Stakeholder gefragt. Hier können gerade auch die kommunalen Akteure den Aufbau einer nachhaltigen Glasfaserinfrastruktur wirkungsvoll unterstützen. Zügige Genehmigungen, One-Stop-Shop-Angebote, die dauerhafte Bereitstellung von kommunalen Ansprechpartnern für die ausbauenden Unternehmen und die Unterstützung der Vorvermarktung entfalten regelmäßig positive Effekte.

Natürlich haben die Kommunen es angesichts der vielfältigen Aufgaben, vor denen sie stehen, nicht leicht. Aber das Engagement für leistungsstarke Glasfasernetze lohnt sich und ist eine zentrale Aufgabe, um sie fit für die Zukunft zu machen.

Viel vor für 2024

Für das Jahr 2024 erwarten wir weitere spürbare Fortschritte beim Ausbau der Glasfasernetze. Neben den vielen Unternehmen mit kommunalem Hintergrund wie Stadtwerken, kommunalen Unternehmen und Zweckverbänden sind mit der Telekom und investorengetriebenen Unternehmen jede Menge Akteure am Markt aktiv.

Abzuwarten bleibt zwar, wie sich das gestiegene Zinsniveau auf die Investitionsbereitschaft auswirkt. Höhere Zinsen verteuern tendenziell die Geldbeschaffung, so dass auch höhere Renditen notwendig sind, und sie machen andere Anlagen attraktiver. Andererseits könnte dadurch der Druck auf die knappen Ressourcen zurückgehen mit der Folge niedrigerer Kosten.

Von erheblicher Bedeutung wird natürlich sein, wohin sich die Bundesförderung entwickelt: Bleibt es angesichts der Haushaltsprobleme bei den angekündigten Fördermitteln? Welche Wirkung werden die nun verpflichtenden Branchendialoge zwischen Kommunen und Netzbetreibern zeitigen? Insgesamt sind wir im BUGLAS aber grundsätzlich optimistisch: Wir werden auch im Jahr 2024 die FttB/H-Versorgung in Deutschland weiter erheblich verbessern können.

Wolfgang Heer


Der Autor

Wolfgang Heer ist Geschäftsführer des Bundesverbands Glasfaseranschluss (BUGLAS).