Akzeptanz für Windkraftanlagen erreichen

Nicht mitten in der Landschaft, aber auch nicht nah am Ort: Windkraftanlagen stoßen oft auf Widerspruch. Bereits bewährte Kompromisswege gibt es aber auch. Foto: Adobe Stock/Kara

Windkraftanlagen werden dringend gebraucht, die Planung stößt bei Anwohnern aber oft auf Gegenwind. Hier sind gute Kompromisse gefragt: Wie Kommunen und Bürger zusammenfinden, hat das Kopernikus-Projekt Ariadne untersucht.

Die Mehrheit der deutschen Bürger befürwortet die Energiewende – doch bei der Planung von Windkraftanlagen zum Ausbau erneuerbarer Energien kommt es insbesondere in Süddeutschland oft zu Konflikten. Hintergrund sind unterschiedliche Wertvorstellungen: Für die einen geht es um Naturschutz, für andere um finanzielle Aspekte. Um diese Konflikte zu lösen, werden die Menschen vor Ort bislang allerdings nicht oder nur indirekt beteiligt.

Es braucht also neue Ansätze, um eine gemeinsame Trägerschaft der Energiewende voranzubringen. Im Kopernikus-Projekt Ariadne erproben wir dies derzeit. Eine Untersuchung von vier Windenergieprojekten hat ergeben: Betroffene sind durchaus bereit, Entscheidungen mitzutragen, denen sie ursprünglich ablehnend gegenüberstanden. Sie können sie mittragen, wenn sie den Aushandlungsprozess und den gefundenen Kompromiss als fair wahrnehmen.

Frühzeitig einbeziehen, umfassend informieren

Kritische Akteure sind oft bereit, sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren, wenn sie eingebunden und gehört werden. Wir nennen das „gesellschaftliche Trägerschaft“. Um sie zu erreichen, sind Verteilungs- und Verfahrensgerechtigkeit notwendig.

Verteilungsgerechtigkeit bezieht sich auf die Aufteilung von Kosten und Nutzen wie die Standortauswahl von Windkraftanlagen, Eigentumsfragen oder Ausgleichsmaßnahmen. Verfahrensgerechtigkeit betrifft den Prozess der Entscheidungsfindung und zielt zum Beispiel auf Verfahrenstransparenz: Auf den uneingeschränkten Zugang zu objektiven und umfassenden Informationen sowie die frühzeitige Einbindung in das Projekt.

Lokale Schlüsselakteure bei der Umsetzung von Energiewendeprojekten sind darüber hinaus Bürgermeisterinnen und Bürgermeister ebenso wie Kommunal- und Stadträte. In unserer Untersuchung haben wir zahlreiche Beispiele zur Erhöhung der Verfahrensgerechtigkeit beim Bau von Windkraftanlagen gefunden: Ortsbegehungen für Bürgerinnen und Bürger halfen dabei, den Standort der Anlagen zu bewerten. Sorgentelefone und regelmäßige Bürgersprechstunden ermöglichen es, Einwände einzubringen und Probleme zu diskutieren.

Bedenken der Bürger ernst nehmen

Auch informelle Veranstaltungen wie Baustellenpartys oder Grillfeste mit betroffenen Anliegern verbesserten die Kommunikation und dienten dem Ausgleich von Informationsdefiziten. Bei der Verteilungsgerechtigkeit spielt die lokale Wertschöpfung eine zentrale Rolle. Nutznießer sollten nicht einzelne Beteiligte, sondern es sollte die Kommune als Ganzes sein.

Wenn Einnahmen aus der Windenergie Maßnahmen des Gemeinwohls finanzieren, lassen sich individuelle Verteilungsdebatten vermeiden. Auch Fördervereine oder Stiftungen, die Gewinnanteile aus dem Betrieb der Windkraftanlagen erhalten und damit kommunale Projekte unterstützen, können die Verteilungsgerechtigkeit verbessern.

Ein weiterer Weg zur Beteiligung der Bürger an der Stromerzeugung aus Windenergie ist die Gründung einer Bürgerwindgesellschaft oder auch ein Bürgersparplan. Besonders bezahlt gemacht hat sich die Bereitschaft von Projektierern oder Vorhabenträgern zu kreativen Problemlösungen: So wurde beispielsweise die Finanzierung eines neutralen Immobiliengutachtens angeboten. Es konnte Bedenken entgegenwirken, dass wirtschaftliche Nachteile wegen eines Windparks in der Nähe von Wohnhäusern entstehen könnten. Sybille Reitz, Dörte Ohlhorst, Michèle Knodt

Die Autorinnen: Sybille Reitz ist Doktorandin am Lehrstuhl für Umwelt- und Klimapolitik an der Hochschule für Politik der Technischen Universität München (TUM). Dr. Dörte Ohlhorst ist Dozentin an der Hochschule für Politik der TUM. Prof. Dr. Michèle Knodt lehrt an der Technischen Universität Darmstadt.