Wohnraum für Geflüchtete schaffen

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Erste Hilfsangebote an der ukrainischen Grenze: Mehr als eine Million Menschen sind seit Kriegsbeginn aus ihrer Heimat nach Deutschland geflohen. Foto: Adobe Stock/Halfpoint

Geflüchtete, die ein Dach über dem Kopf brauchen, werden wieder mehr. Welche Unterkunftslösungen werden fürs Erste gesucht, wie ist die Situation vor Ort? Beispiele aus Kommunen mit unterschiedlichen Erfahrungen — zum Teil mit Ablehnung, zum Teil aber auch mit Zustimmung der Bevölkerung.

Die Zahl der Menschen, die nach Deutschland kommen, steigt wieder. Damit stehen de Kommunen – erneut oder auch weiterhin – vor der Aufgabe, die ankommenden Menschen möglichst schnell unterzubringen. Während manche Städte die Geflüchteten (erst einmal) in Turnhallen und Schulgebäuden einquartieren (müssen), setzen andere auf Zeltstädte oder Containeranlagen, damit die Geflüchteten erst einmal ein Dach über dem Kopf haben.

Die Herausforderung, kostensparend und in möglichst kurzer Zeit Wohnraum zur Verfügung zu stellen, ist enorm. Zudem müssen aber auch Lösungen gefunden werden, die möglichst für alle Beteiligten akzeptabel sind. Das klappt nicht immer, zum Beispiel Monheim (Nordrhein-Westfalen, 41.000 Einwohner): Dort sorgte Ende September der Plan der Stadt für großen Unmut, auf dem Gelände der Astrid-Lindgren-Schule Container für rund 80 Geflüchtete zu errichten.

Oder die hessische Gemeinde Wetzlar (rund 55.000 Einwohner): Sie hat eine Notunterkunft für Geflüchtete auf dem Festplatz Bachweide errichtet. Innerhalb von zwei Monaten wurden die Leichtbauhallen errichtet, die Platz für 248 Menschen bieten. Seit Anfang Oktober sind dort Geflüchtete untergebracht, in der Erstbelegung 70 Personen. Zunächst soll die Einrichtung für ein halbes Jahr in Betrieb sein, mit der Option auf Verlängerung. Wetzlar hat bereits mit dem Festplatz Finsterloh eine große Notunterkunft zur Verfügung gestellt. Im gesamten Lahn-Dill-Kreis gibt es 120 Flüchtlingsunterkünfte.

Geflüchtete; Notunterkunft
Aktuell steigen die Zugangs- und Zuweisungszahlen der Geflüchteten wieder. Unter anderem im Landkreis Dachau werden daher in mehreren Kommunen Notunterkünfte errichtet. Foto: Adobe Stock/Vanja

Offizielle Zahlen

Laut Statistischem Bundesamt wurden zwischen Januar und September 2023 in Deutschland insgesamt 251.213 Asylanträge gestellt. Das sind mehr als im gesamten Jahr 2022. Das Hauptherkunftsland der Asylbewerber ist Syrien. Bis Ende August 2023 sind außerdem rund 1,1 Millionen Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine nach Deutschland gekommen.


Kreissozialdezernent Stephan Aurand würdigt die Anstrengungen: „Wir sind der Stadt sehr dankbar für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit.“ Die Geflüchteten werden von den Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern des Kreises betreut, in Wetzlar übernimmt die Arbeiterwohlfahrt Lahn-Dill (AWO) diese Aufgabe. Für die Sicherheit sorgt eine Security, die rund um die Uhr im Einsatz ist.

Wie sieht es konkret vor Ort aus? Die Unterkunft in Wetzlar besteht aus zwei Leichtbauhallen mit 62 Zimmern, verteilt auf vier Flure. Jedes Zimmer hat eine Tür und verfügt über abschließbare Spinde für die persönlichen Gegenstände. Die Räume sind mit zwei Doppelstockbetten und einem Tisch mit vier Stühlen eingerichtet. In einer weiteren Leichtbauhalle sind ein Aufenthaltsraum mit Sitzgelegenheiten und Kinderspielzeug, ein Essenssaal mit Bierzeltgarnituren und ein großer Raum zum Kochen eingerichtet.

Die Notunterkunft ist als Selbstversorgerunterkunft eingerichtet. Die Bewohnerinnen und Bewohner können selbst einkaufen, kochen und spülen. Bisher haben die Anmietung der Leichtbauhallen und des Inventars, der Aufbau sowie alles weitere rund zwei Millionen Euro gekostet.

Oder der Lankreis Dachau in Bayern: Dort leben aktuell rund 1660 Asylsuchende in den vom Landratsamt betriebenen Unterkünften. Knapp 200 von ihnen sind in den Notunterkünften in Dachau (47.000 Einwohner) und Hebertshausen (5800 Einwohner) untergebracht.

Weitere Unterkünfte für Geflüchtete sind geplant

Da die steigenden Zugangs- und Zuweisungszahlen laut Landratsamt in der vorhandenen Unterkunftsstruktur nicht mehr bewältigt werden können, soll in der Dachauer Theodor-Heuss-Straße neuer Platz für bis zu 200 Flüchtlinge und Asylsuchende entstehen. Die Containeranlage wird auf einem Grundstück östlich der Theodor-Heuss-Straße errichtet. Der Bau hat Anfang Oktober begonnen.

Dieses Jahr hat der Landkreis Dachau an verschiedenen Standorten bereits über 300 Betten realisiert. Dazu wurden unter anderem weitere Container in Schönbrunn errichtet und das ehemalige Seniorenheim Esterhofen in Vierkirchen renoviert. Neben Dachau werden auch in den Kommunen Indersdorf, Vierkirchen, Altomünster, Sulzemoos und Hilgertshausen-Tandern Unterkünfte eingerichtet. Nach der aktuellen Planung sollen bis zum Jahresende 550 zusätzliche Betten im Landkreis zur Verfügung stehen.

Und noch eine Meldung aus dem nordrhein-westfälischen Bocholt (71.000 Einwohner): Dort hatte ein freier Acker im Stadtteil Biemenhorst für Debatten gesorgt. Am 22. Oktober gab es einen Bürgerentscheid. Das Ergebnis: Die Stadt kann wie geplant eine Flüchtlingsunterkunft für 250 Menschen bauen. Eine Mehrheit lehnte den Bürgerentscheid der Biemenhorster Bürgerinitiative ab, die den Bau verhindern wollte. 66 Prozent sprachen sich für den Bau aus. Die Bürgerinitiative will die Entscheidung akzeptieren.

Red.