Vor drei Jahren startete die Europäische Union ein Förderprogramm, um Kommunen zu unterstützen, die in ihrem Gebiet ein kostenfreies WLAN für alle umsetzen wollten und vergab Gutscheine in Höhe von 15.000 Euro. Die 7.000-Einwohner-Kommune Bous im Saarland hat einen davon erhalten.
Der schnelle Zugriff auf alle möglichen Daten über Smartphone, Tablet oder ein anderes Endgerät ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Der Wunsch, überall auf ein leistungsfähiges und idealerweise kostenloses Mobilfunknetz zugreifen zu können, ist daher verständlich und wird von vielen Interessengruppen postuliert.
Um Kommunen, die den Aufbau eines kostenfreien Drahtlosnetzwerks in ihrem Gemeindegebiet vorantreiben wollen, zu unterstützen, hat die EU mit „WiFi4EU“ ein Förderprogramm aufgelegt. Dazu wurde bereits Anfang März 2018 das zugehörige Portal freigeschaltet.
Die folgenden Wochen waren jedoch von technischen Problemen gekennzeichnet. Denn das Portal war lange Zeit gesperrt und teilweise völlig überlastet. Der Gemeinde Bous gelang die Registrierung schließlich am 16. März 2018.
Bei der Teilnahme galt das Windhund-Prinzip – ein Verfahren, bei dem der Zugang zu einer nur begrenzt vorhandenen Ressource ausschließlich nach der zeitlichen Reihenfolge der Bedarfsanmeldungen, nicht jedoch nach anderen Kriterien freigegeben wird. Der Wettbewerb wurde in vier Tranchen geteilt, in denen es jeweils knapp 60 Gutscheine à 15.000 Euro für ganz Deutschland zu gewinnen gab. Also konnten nur 240 der insgesamt etwa 12.000 Kommunen profitieren.
Beim zweiten Aufruf erfolgreich
Die registrierten Kommunen werden in einem sogenannten Call aufgerufen, sich förmlich für das Programm zu bewerben. Nachdem die Gemeinde Bous beim ersten Call 2018 keinen Zuschlag erhalten konnte, war die Verwaltung beim zweiten Aufruf am 5. April 2019 schließlich erfolgreich. Hierzu beglückwünschte die Europäische Union die 7.000-Einwohner-Kommune am 7. Juni 2019 offiziell. Dadurch war die Förderung sichergestellt und es musste in der Folge eine Firma zur konkreten Umsetzung ausgewählt werden. Hierfür kamen ausschließlich zertifizierte Firmen aus einer Liste der EU-Vertragspartner in Frage.
Noch im Juni wurde der Kontakt zur saarländischen Firma Regler Systems aufgenommen. Dort hatte man bereits Referenzen mit WLAN-Installationen in zahlreichen Firmen, aber auch in einer saarländischen Gemeinde.
Am 11. November 2019 wurde zunächst der Auftrag zur Konzepterstellung über 960 Euro netto an das Unternehmen vergeben. Anschließend legte man das Gebiet für die WLAN-Installation fest. Hierfür wurde ein Bereich ausgewählt, der auch das Zentrum der städtebaulichen Maßnahmen darstellt. Dieser reicht vom Bouser Rathaus entlang der Ortsdurchfahrt der Bundesstraße 51 und zweigt dann in eine Geschäftsstraße ab, an der Arztpraxen und Gastronomiebetriebe zu finden sind. Das Ausbaugebiet endet schließlich am Petri Hof, einer gemeindeeigenen Veranstaltungsstätte mit Restaurant- und Hotelbetrieb.
Zur Realisierung des Ausleuchtungskonzepts ergab sich die Notwendigkeit, neben zwei Netzzugangseinrichtungen sieben „Mesh Points“ zu installieren. Dies sind Einrichtungen zur Weitergabe und Verstärkung des Mobilfunksignals. Hierfür mussten bis auf zwei Ausnahmen die Privatbesitzer der Immobilien um Genehmigung zur Installation der Geräte einschließlich der Stromversorgung gebeten werden.
Zeitverzögerungen auf dem Weg
Auch wenn sich die Mehrzahl der Besitzer spontan bereit zeigte, die Installationen an ihren Häusern vornehmen zu lassen, waren doch zeitaufwändige Einzelverhandlungen notwendig. Eine weitere Zeitverzögerung brachte die aufkommende Corona-Pandemie mit sich. Trotzdem konnte Ende 2020 das Ausleuchtungskonzept mit allen beteiligten Eigentümern abgestimmt und zur Umsetzung freigegeben werden.
Im Januar 2021 wurde die ortsansässige Elektrofachfirma Rief offiziell mit der Installation der erforderlichen technischen Einrichtungen beauftragt. Hierbei zeigte sich, dass die Fördersumme von 15.000 Euro für das Gesamtprojekt nicht auskömmlich ist. Die Mehrkosten von rund 4.200 Euro müssen über den Haushalt der Gemeinde Bous abgedeckt werden. Die monatlichen Kosten der Telekom-Anschlüsse verbleiben ebenfalls bei der Kommune. Zusätzlich wurde mit den Eigentümern der in Anspruch genommenen Gebäude ein finanzieller Ausgleich für die entstehenden Energiekosten der Mesh Points vereinbart.
Die eigentlichen Installationsarbeiten konnten innerhalb von drei Tagen problemlos realisiert werden. Mitte Mai erfolgte die Inbetriebnahme des kostenlosen Wifi in Bous. Vom Rathaus bis zum Petri Hof ergibt dies ein einheitliches Netz auf einer Länge von knapp 700 Metern, in dem sich die Nutzer und Besucher der in der Kirch- und Saarbrücker Straße ansässigen Gastronomiebetriebe, Arztpraxen und Ladenlokale kostenlos einbuchen können.
Der gesamte Prozess wurde vom Rat der Gemeinde Bous, der den Ausbau uneingeschränkt befürwortet hatte, konstruktiv begleitet. Zur erfolgreichen Umsetzung haben jedoch auch die Eigentümer der Gebäude, an deren Hausfront die technischen Einrichtungen installiert wurden, beigetragen. Darüber hinaus war die schnelle Zusammenarbeit mit den beiden beauftragten Firmen ein entscheidender Grundstein für den Ausbau des kostenfreien Drahtlosnetzwerks in der Gemeinde.
Insgesamt hat sich gezeigt, dass zwar die Förderung durch die EU ein wichtiger Anschub zum Aufbau einer Mobilfunkstruktur war, dass aber immer noch ein deutlicher finanzieller und organisatorischer Aufwand bei der Kommune selbst verbleibt.
Der Autor: Stefan Louis ist Bürgermeister der Gemeinde Bous im Saarland.