Wie werden unsere Kommunen zu Smart Cities?

Moderne Städte und Gemeinden brauchen eine leistungsfähige digitale Infrastruktur. Dafür muss der Glasfaserausbau weiter vorangetrieben werden. Foto: Adobe Stock/paisan1leo

Wie kann der Breitbandausbau in den Kommunen noch schneller vorankommen? Laut BREKO sind dafür unter anderem digitale Genehmigungsverfahren und der Einsatz alternativer Verlegemethoden entscheidend.

Viele Smart-City-Anwendungen sind auf hohe, zuverlässige Bandbreiten im Down- und Upstream sowie geringe Latenz angewiesen. Damit die notwendigen Daten in Echtzeit an den Sensoren von Gebäuden, Anlagen oder Verkehrssteuerungssystemen ankommen und weiterverarbeitet werden können, benötigen sie direkte Glasfaseranbindungen. Viele Systeme werden außerdem auf leistungsfähige 5G-Mobilfunkverbindungen angewiesen sein. Auch die Mobilfunkantennen können ihr Potenzial nur ausschöpfen, wenn sie direkt mit einem Glasfaserkabel verbunden sind.
Wie die Marktanalyse 2021 des Bundesverbandes Breitbandkommunikation (BREKO) zeigt, befindet sich Deutschland beim Glasfaserausbau mittlerweile auf einem guten Weg. Der Anteil der Glasfaseranschlüsse bis in die Gebäude und Wohnungen im Verhältnis zur Gesamtzahl aller Haushalte und Unternehmen („Glasfaserquote“) ist zum Ende 2020 auf 17,7 Prozent gestiegen. Das entspricht einem Zuwachs von 1,9 Millionen auf insgesamt 8,3 Millionen Glasfaseranschlüsse deutschlandweit. Damit hat sich die Dynamik im Vergleich zum Vorjahr nahezu verdoppelt. Den größten Teil dieser Anschlüsse realisieren mit 6,2 Millionen die alternativen Netzbetreiber, also die Wettbewerber der Deutschen Telekom.
Für das kommende Jahr prognostiziert die BREKO-Marktanalyse 2021 einen Anstieg auf knapp 11,5 Millionen Glasfaseranschlüsse – 7,9 Millionen davon durch alternative Netzbetreiber realisiert. Bis Ende 2024 wird ein Anstieg auf 26 Millionen Anschlüsse erwartet. Davon werden 16 Millionen Anschlüsse durch die Wettbewerber realisiert und 10 Millionen Anschlüsse durch die Deutsche Telekom. Dort, wo die Glasfaser bereits bis in die Gebäude verlegt ist, können auch Smart-City-Anwendungen leicht umgesetzt werden und ihr Potenzial entfalten.

Mehr Tempo für den Ausbau

Wie der Ausbau noch schneller vorankommen kann, hat der BREKO in einem Papier zur Bundestagswahl 2021 ausgeführt. Wichtig ist, dass der eigenwirtschaftliche Ausbau Vorrang vor dem geförderten Ausbau hat, der gezielt und wohldosiert nur in Gebieten zum Zuge kommen sollte, die besonders schlecht versorgt sind und die kein Unternehmen mit eigenen Finanzmitteln ausbauen wird. Der eigenwirtschaftliche Ausbau kann deutlich schneller und effizienter umgesetzt werden als die schon heute mit vielen Milliarden ausgestattete Ausbauförderung: Diese ist aufgrund der damit verbundenen rechtlichen Vorgaben langwierig und mit vielen Herausforderungen verknüpft, so der BREKO.
Potenzial für eine weitere Beschleunigung des Ausbaus sieht der Verband auch bei einfacheren und digitalen Genehmigungsverfahren sowie im verstärkten Einsatz alternativer Verlegemethoden; durch sie ließen sich in gleicher Bauzeit mehr Haushalte ans Glasfasernetz anschließen als im konventionellen Tiefbau. Die Verfahren seien aufgrund der geringen Eingriffsintensität und dem damit verbundenen niedrigeren Materialeinsatz auch ein Beitrag zu mehr Nachhaltigkeit.

Regelungen umsetzen

Entscheidend für den Ausbauerfolg ist aber, dass die gesetzlichen Regelungen auch in den Verwaltungen vor Ort präsent sind und konsequent umgesetzt werden. Zusätzlich kann von einer Normierung moderner und in der Praxis bewährter Verlegeverfahren, die längst keine Nischenverfahren mehr sind, ein wichtiger Impuls für eine noch stärkere Akzeptanz ausgehen. Die Normierungsbestrebungen sind dabei auf eine Beschleunigung des Ausbaus auszurichten.
Wichtig ist, dass sich neben den Telekommunikationsunternehmen auch die Bauindustrie und die Verwaltungen ihrer Verantwortung für eine maximale Beschleunigung der Verwaltungsverfahren und des Ausbaus bewusst sind und alle bestehenden Möglichkeiten dafür unterstützend einsetzen und nutzen. Mit einem „Weiter so“ und dem Festhalten an bekannten Strukturen und Ausbaulösungen kommt Deutschland nicht schneller voran. Dass es anders geht, zeigen Länder wie Spanien, Portugal oder Frankreich, in denen der Ausbau deutlich weiter fortgeschritten ist.
Smarte Anwendungen in den Kommunen werden nicht von heute auf morgen entstehen. Mit einer leistungsfähigen und zukunftssicheren Glasfaserinfrastruktur wird schon heute die Grundlage für einen zeitnahen Einsatz digitaler Lösungen geschaffen, durch die die Städte und Gemeinden lebenswerter und nachhaltiger werden können.

Der Autor: Sven Knapp ist Leiter des Hauptstadtbüros des Bundesverbandes Breitbandkommunikation (BREKO) in Berlin.