Wasserelemente machen Kommunen hitzeresilient

Temporäre Wasserspiele sind wichtiger Bestandteil der Stadtklimaanpassung – wie hier auf dem Marktplatz der Stadt Kehl (rund 34.000 Einwohner) in Baden-Württemberg. Foto: Katrin Korth

Wasserspiele, Brunnen und Co. leisten einen wichtigen Beitrag dazu, Städte und Gemeinden hitzeresilienter zu machen. Was es bei der Gestaltung dieser Elemente zu beachten gibt, erklärt Freiraumplanerin Katrin Korth.

Unsere Stadtstrukturen sind stark klimawandelvulnerabel. Der hohe Versiegelungsgrad und vergleichsweise wenig Grün, aber auch Siedlungsstrukturen und Stadtgrün, die nicht für die veränderten klimatischen Anforderungen ausgelegt sind, machen den Aufenthalt bei sommerlichen Temperaturen teilweise schwer erträglich.

Eine flexible Reaktion auf neue Bedingungen ist nicht ohne weiteres möglich, denn Flächennutzungen im urbanen Raum sind meistens für lange Zeiträume festgelegt, der Gebäudebestand ist „zementiert“. Nachverdichtung und neue Baugebiete bringen zusätzliche Versiegelung und den Verlust an Grün.

Wichtige Bausteine für Stadtklimaanpassungsmaßnahmen sind Wassergestaltungen, weil sie sich sowohl für grundlegende als auch für temporäre Maßnahmen eignen. Gestalten mit Wasser reicht von funktionalem Nutzen durch das Bewässern von Bäumen und Rasenflächen bis hin zu gestalteten Wasserobjekten wie Brunnen oder einer Spielplatzpumpe mit Matschtisch.

Direkte und implizite Abkühlung durch Wasser

Wasserelemente – ob temporär oder dauerhaft, ob architektonisch oder landschaftlich gestaltet – haben eine deutliche Abkühlungswirkung. Das ist vor allem dann der Fall, wenn sie mit Bepflanzung kombiniert sind, da die Verdunstungswirkung der Pflanzen hinzukommt.

Sie wirken über das Zusammenspiel von visuellen und haptischen Aneignungs-möglichkeiten, die direkte Abkühlwirkung bei der Nutzung und die implizite Abkühlung im Umfeld.

Wasser kühlt, wenn Verdunstungs- oder Spritzwassereffekte erzeugt werden, wenn sich das Wasser bewegt oder fließt. Neben der Verbesserung beziehungsweise Reaktivierung vorhandener Gewässer sind vor allem auf der lokalen, kleinräumigen Ebene gestaltete Wasserinszenierungen durch Brunnen oder Wasserspielplätze eine gute Möglichkeit zur Abkühlung.

Stadtklimaanpassungskonzepte erstellen

Gestaltungen mit Wasser sind in der Planung und Realisierung meistens aufwendig. Der Grund: Reaktivierungen oder Freilegungen von verdolten Gewässern sind nur über erhebliche bauliche Eingriffe möglich. Brunnen und Wasserspiele können aufgrund der Technik für die Wasseraufbereitung aufwendig sein, und ebenso müssen Wasserspiele laufend unterhalten werden.

Nicht wenige Kommunen schrecken wegen der hohen Betriebskosten vor der Errichtung solcher Anlagen zurück. Wichtig ist deshalb, genau zu überlegen, wo und mit welchen Mitteln die besten Ergebnisse erzielt werden können. Stadtklimaanpassungskonzepte sind hierfür eine gute Möglichkeit.

Eine günstige und schnell umsetzbare Option sind temporäre Wasserinszenierungen. Sie wirken sofort und sind flexibel einsetzbar. Temporäre Inszenierungen lassen sich nur mit Wasser realisieren oder in der Kombination von Wasser und Bepflanzung, beispielsweise mit Nebel und Rankpflanzungen.

Kein Widerspruch zwischen Wasserelementen und Nachhaltigkeit

In Zeiten knapper werdender Ressourcen bis hin zu Wassermangel stellt sich für nahezu jede Kommune die Frage, ob sich der Aufwand lohnt. Immer noch werden Wasser-elemente eher sektoral behandelt – und gern auch unter vermeintlichen Nachhaltigkeits-aspekten sowie der Frage, ob Trinkwasser zur Abkühlung und für Spiel und Spaß „verschwendet“ werden darf.

Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass ein wichtiges Ziel von klimaangepasster Stadtplanung die Verbesserung beziehungsweise Sicherung der Aufenthaltsqualität in öffentlichen Räumen ist. Gerade dieser Aspekt ist nicht zu unterschätzen, denn der öffentliche Raum ist für alle Bürgerinnen und Bürger da.

Während private Swimmingpools und große Gärten immer nur einigen Menschen zur Verfügung stehen, sind öffentliche Wasserelemente für alle Menschen in der Stadt zugänglich. Damit sind sie in hohem Maße sozial wirksam. Gerade die Verbesserung der Aufenthaltsqualität dient auch der Verbesserung der Lebensbedingungen für vulnerable Gruppen. Wasser kann hier eine unmittelbare Wirkung entfalten.

Mehr Grün und Blau in der Stadtplanung

Die klimaangepasste Stadt ist eine Stadt mit deutlich mehr Grün und ein Ort, der das Thema Wasser anders als bisher verhandelt. Die Bedeutung des flüssigen Elements liegt dabei vor allem im Handlungsfeld Hitze begründet.

Wasser wird zur Bewässerung und zur Abkühlung während der sommerlichen Hitze-perioden benötigt. Allerdings braucht es dafür auch einen geänderten Umgang in der Planung sowie in der Unterhaltung und Nutzung.

Die beschriebenen Bausteine funktionieren, wenn integral und nicht sektoral geplant und unterhalten wird. Insbesondere bei der Erhaltung könnte die Lösung zukünftig lauten: dezentralisierte Pflege, losgelöst von den klassischen Ämterzuschnitten in Verwaltungen und gemeinsam mit den Menschen, die in den Kommunen wohnen. Katrin Korth

Die Autorin: Dr. Katrin Korth ist Inhaberin des Büros Korth StadtRaumStrategien. Sie berät Kommunen, private Auftraggeber, Bürgerinitiativen und Parteien bei der Gestaltung von Stadtumbauprozessen und leitet städtebauliche Entwicklungsprojekte. Ihr Fokus liegt auf grünen und blauen Infrastrukturen, lebenswerter Stadtgestaltung und umweltgerechter Mobilität. Besondere Schwerpunkte sind Wasser im urbanen Kontext und stadtklimaangepasste Planung.