Was macht Düsseldorf zur lebenswerten Stadt?

Nah am Wasser, ohne Autoverkehr: Der Medienhafen mit Fernsehturm und Gehry-Bauten, Bars und Restaurants – einer der Orte, an denen Düsseldorfer gern aufs Wasser schauen und die Seele baumeln lassen. Foto: Adobe Stock/dietwalther

Düsseldorf zeichnet sich durch ein Miteinander unterschiedlicher Elemente aus, erklärt die Beigeordnete Cornelia Zuschke: Altes und Neues, Kunst und Landtag, Industrie und Gewerbe. Ein Beispiel für eine attraktive Stadt.

Düsseldorf ist lebenswert und das hinsichtlich vieler Aspekte, denn unsere Stadt weist ganz unterschiedliche Qualitäten auf. Zum Beispiel die Altstadt mit den kleinen historischen Häusern und die City als Hotspot von Aufenthaltsqualität und vielfältigen Aktivitäten: Hier wird schon auf engstem Raum deutlich, was städtebauliche Multifunktionalität an gewachsenen wie auch an gestalteten Strukturen bedeutet – und das alles vor der einzigartigen Rheinkulisse.

Während die Altstadt mit ihrem historischen Kern als lebhaftes Kneipenviertel am Rhein das historische Flair des gewachsenen Düsseldorfs verkörpert, bietet die daran anschließende, großstädtische City mit Königsallee, Schadowstraße und dem neu gestalteten Gustaf-Gründgens-Platz eine mondäne wie moderne Mitte. Unmittelbar anschließend befindet man sich übergangslos in dichten, quirligen Quartieren mit eigener Prägung sowie qualitätsvollen Wohn- und Geschäftsstraßen, produktiven Hinterhöfen und individuellen Plätzen.

Die weite, teilweise geradezu idyllische und gleichzeitig städtisch geprägte Rheinlandschaft bietet eine beeindruckende Kulisse und zugleich eine grandiose Aufenthalts- sowie Erholungslandschaft. Sie wirkt über den gewundenen Fluss in die dichten Quartiere der Stadt zu beiden Seiten hinein und macht sie zu lebenswerten Orten für Wohnen und Leben – und zu einem großartig vernetzten Erholungsraum für die ganze Stadt.

Enge Verbundenheit von Wohnen, Leben, Arbeiten und Kunst

Wer am Rhein entlangwandelt, erlebt die großartigen Bauten der Kunst und Kultur: vom Kunstpalast über die Tonhalle und die Kunstakademie bis zur Altstadt und erreicht schließlich das Regierungsviertel mit seinem beispielhaften Bau des Landtags und in dessen Verlängerung als inspirierendem Architekturort den Medienhafen – mit einem Feuerwerk von der Postmoderne bis in die Gegenwart. Aber auch der Gegensatz von Industrie, die direkt auf Gewerbe und Wohnen trifft, ist spannungsreich und verkörpert die enge Verbundenheit von Wohnen, Leben, Arbeiten und Kunst als DNA Düsseldorfs.

Schaut man sich beispielhaft die kulturelle Mitte der Stadt an, die wir im Rahmen der Stadtplanung im internationalen Wettbewerb „Blau-Grüner Ring“ strategisch und visionär betrachtet haben, wird deutlich, dass diese kulturelle Mitte mit über 30 Kultureinrichtungen wie ein vielstimmiger Herzschlag die Stadt belebt – und sie ruft eine Folge interessanter Orte, kommerzieller, aber auch nicht-kommerzieller Art hervor.

Im Innenstadtring, der die Kernstadt umgibt, finden sich Stadtteilzentren, die der polyzentrischen Stadt ganz unterschiedliche Mentalitäten verleihen. Sie werden von ihren Bewohnern gelebt, bieten aber auch touristischen Anreiz für das Entdecken dieser dichten Quartiere.

Attraktiv für Bewohner und Besucher

Düsseldorf hat auch kleinstädtische oder dörfliche Qualitäten, wie im Süden Benrath mit dem Schlosspark und seinem kleinstädtischen Flair oder im Norden die Dörfer um das schöne Kaiserswerth mit besonderen Tourismus- und Erholungsorten. Der internationale Airport liegt dazwischen als Tor zur Welt, inmitten der integrierten Stadt, ohne sie wesentlich zu beeinträchtigen.

Insofern bildet Düsseldorf einen vielfältigen, lebendigen und lebenswerten Reigen ganz unterschiedlicher Qualitäten, die sowohl attraktiv für die Bewohner wie für Besucher sind. Zugleich eignen sie sich für das Implementieren neuer Firmensitze oder gewerblicher, industrieller Ansiedlungen inmitten der bestehenden Stadt.

Auch das ist ein Markenzeichen Düsseldorfs: Durch seine patchworkartige Entstehungsmatrix von Siedlungskernen und deren Zusammenwachsen zu einer kompakten, aber auch grünen Stadt kurzer Distanzen ist es ein integrierter Ort – ein Ort, der nicht die üblichen Segregationsprobleme einer zutiefst sektoralen Stadtstruktur aufweist.

Qualitativ nachhaltige Quartiere

Düsseldorf ist kompakt durchmischt und vernetzt. Gewerbliche, industrielle und dienstleistungstypische Arbeitskomplexe siedeln zum Teil direkt neben attraktiven Wohnquartieren – und diese verbinden sich mit Grün und interessanten Plätzen zum Gesamtgefüge einer wirklich integrierten Stadtstruktur. Gewerbliche Komplexe werden gleichzeitig erhalten, bieten aber auch interessante Transformationspotenziale für weitere städtebauliche Entwicklungen.

Die diesbezügliche Ausgeglichenheit zum Erhalt von Arbeitsplätzen wie auch der Schaffung von Wohnraum fußt auf Konzepten wie dem Masterplan Industrie und dem Handlungskonzept Wohnen, beides im Zusammenhang mit Raumwerk D – dem gesamtstädtischen städtebaulichen Entwicklungskonzept Düsseldorfs – als übergeordnetem partizipativem Leitbild.

Unsere Hochhauslandschaft hebt sich von den geballten Citykulissen anderer Metropolen ab: Solitäre, die sich wie in einem Nadelkissen einzeln über die Stadt verteilen, kommunizieren über ihre besondere Architektur miteinander und finden nur in wenigen Gebieten eine Verdichtung. Ein höhenbegrenzender sogenannter Traditionshorizont von etwa 100 Metern, der im Hochhausrahmenplan zitiert wird, sowie gestalterische Vorgaben für Hochhäuser mit einem nachzuweisenden „social return“ für jedes Projekt garantieren Verträglichkeit und Zukunftsfähigkeit. So schaffen wir mit diesem Qualitätsanspruch als Vorgabe für alle Entwicklungen qualitativ nachhaltige Quartiere – und dies in einer ausgewogenen Stadtsilhouette.

Innenstadt als Ort für Einkaufen, Kultur, Erholen und Begegnen

Düsseldorf hat zudem eine anziehende, oberzentrale Dienstleistungs- und Einzelhandelslandschaft: Durch die großartigen Entwicklungen rund um den neuen Kö-Bogen, der Wiederherstellung des lange verödeteten Gustaf-Gründgens-Platzes und den Neubau des Ingenhoven-Tals als Einkaufs- und Erlebniszentrum verkörpert sie einen neuen multidimensionalen Wert für das Thema „Innenstadt im Wandel“.

Ganz unterschiedliche Einkaufsqualitäten, die dem Wandel der Innenstädte positiv begegnen, durchsetzen sich mit parkartigen oder städtischen Plätzen, vernetzt zum Hofgarten, sodass neben Einkaufen auch Kultur und Erholen, Begegnung sowie das Sehen und Gesehen werden in der Stadt sich zu einem attraktiven Aufenthalt verbindet.

Diese Vielfalt und darüber hinaus die Einzigartigkeit der Königsallee haben Düsseldorf auch im Wandel des Einzelhandels bestehen lassen. Jetzt münden sie in eine vielfältige Dynamik, indem Bankenquartiere zu Dienstleistungs-, Büro- und Einzelhandelsquartieren konvertieren oder indem die alten Malls zu lebendigen neuen Orten für Einkauf und Büro weiterentwickelt werden.

Die Stadtgesellschaft mit einbeziehen

Düsseldorf setzt auf die hochwertige Gestaltung der Luxusmeile Königsallee durch einen öffentlichen Dialog zwischen Stadtgesellschaft und Investment. Daneben gibt es Formate zur Gestaltung und Nutzung öffentlicher Räume sowie für die vielfältige kulturelle Bespielung städtischer Flächen und Räume. So werden auch Entwicklungsstrategien und Großprojekte mit der Stadtgesellschaft auf Augenhöhe diskutiert und in politischen Gremien zu tragfähigen Entscheidungen gebracht. Dialog und gebündelte Kompetenz entwickeln so ein partnerschaftliches, erfolgreiches Vorgehen.

Die Leitbilder fassen Qualitäten einer städtebaulichen und räumlichen Dynamik zusammen: Leitbilder wie Raumwerk D sowie Mobilitätsplan 2030, Hochhausrahmenplan und die Ergebnisse des internationalen Wettbewerbs des „Blau-Grünen Rings“, dazu kommen die Konzepte zu den zukunftsfähigen Quartieren.

Alle quartierlichen und architektonischen Weiterentwicklungen werden durch vorgeschaltete Qualifizierungsmaßnahmen entschieden. Sie beziehen die Stadtgesellschaft meist von der Aufgabenstellung bis zum Ergebnis mit ein und verhandeln Neues mit Vorhandenem so, dass Tradition und Dynamik sich zu tragfähigen Lösungen und identifizierbaren Werten für die Stadt befruchten.

Mischung aus Individualität, Identität, Innovation und Dynamik

Vielleicht ist darin auch ein Teil des Zaubers von Düsseldorf verankert: Das Innovative wird mit der Seele des jeweiligen Ortes, verkörpert durch die Stimmen der Bewohnerinnen und Bewohner, zu Lösungen weiterentwickelt, bildet sich also nicht abstrakt in uniformer und austauschbarer Gleichförmigkeit zu adaptierten Rezepten anderer Standorte oder stereotyper baulicher Verwertungskonzepte auf dem Düsseldorfer Grundriss ab. Jede Veränderung muss der Stadt, der Umgebung etwas mitbringen oder zurückgeben, und so verbinden sich Mut und Lust der neuen Entwicklungen mit dem Tragfähigen der bestehenden Stadt und ihrer Menschen.

Düsseldorf bewahrt sich seine Individualität und Identität, ohne sich der Innovation und der Dynamik zu verschließen. Die Mischung erzeugt eine maßstäbliche, lebenswerte und doch impulsgebende Umgebung, die Menschen anzieht und gleichzeitig die Sicherheit eines dauerhaften Zuhauses oder eines erstrebenswerten Arbeitsortes bietet. Im Hinblick auf Düsseldorfs Perspektiven zitiert das Raumwerk seine drei Überschriften für Düsseldorf so: kompakt und gerecht, klimaangepasst und grün, produktiv und kreativ.

Damit zeigt die Landeshauptstadt ihre größte Stärke: die Flexibilität, auf Dynamik zu reagieren – indem sie gleichzeitig eigene individuelle Schätze in einem vielfältigen polyzentrischen Zusammenspiel besonderer Orte in der Stadt selbst und mit der Region bewahrt. Cornelia Zuschke

Die Autorin: Cornelia Zuschke ist Beigeordnete für Planen, Bauen, Wohnen und Grundstückswesen der Landeshauptstadt Düsseldorf (600.000 Einwohner).