Wälder unter Stress

Wald, Klimawandel
Von allein entwickelt sich ein starker, gesunder Wald allzu oft nicht mehr — vielmehr braucht er Unterstützung. Foto: Adobe Stock/Robert Kneschke

Brandgefahr, Trockenheit, Schädlingsbefall: Diese Herausforderungen waren lange Ausnahmen, werden aber zu Dauerthemen. Worauf kommunale Waldbesitzer achten sollten, erklärt Professor Peter Spathelf.

Der Klimawandel setzt dem Wald zu. Die Trockenstressereignisse häufen sich als kumulative Ereignisse und belasten das Ökosystem Wald mit Temperaturen und Wassermangelereignissen, wie sie in unseren Regionen nur selten auftraten. In der Folge sind biotische Probleme zu verzeichnen wie Insektenbefall: Bäume werden bis zur Mortalität geschädigt, ganze Flächen sind davon betroffen.

Die Fichte ist schon länger Sorgenkind – und kann in den wärmeren Tieflagen Deutschlands nicht mehr gehalten werden. Aber auch Eiche, Buche und die als robust geltende Kiefer sind vulnerabel geworden. Monitoring-Systeme und Ergebnisse der Fernerkundung machen deutlich, dass es um Schäden in größerem Umfang geht.

Private wie kommunale Waldbesitzer stehen vor der gleichen großen Herausforderung. Zentrale Aufgabe ist der Waldumbau, das heißt die Umformung von homogenen Reinbeständen in strukturreiche Mischwälder. Das ist nicht neu und wurde teilweise bereits vor 40 Jahren begonnen. Ein strukturreicher Wald mit hoher Diversität und ein altersmäßig gemischter Wald sind weniger anfällig für Schadensereignisse. Den Waldumbau fortzusetzen, anzupassen und zu beschleunigen, ist aber nur ein Aktionsfeld.

Resiliente Wälder aufbauen

Die zweite Aufgabe liegt in der Bewirtschaftung von Flächen, die stark geschädigt sind – und zwar großflächig. Waldbesitzer unterliegen der Pflicht, diese Flächen innerhalb von drei Jahren wieder zu bewalden. Zum Glück ist bisher davon auszugehen, dass da, wo Wald war, weiterhin Wald wachsen wird und sich keine Steppe ausbildet. Für den Erhalt der Waldflächen sind jedoch aktive Maßnahmen notwendig.

Waldbesitzer müssen sich für den Wald der Zukunft mit dem Thema Resilienz auseinandersetzen. Der aktiv gesteuerte Aufbau eines Mischwaldes als Lösung ist kein einfaches Unterfangen und erfordert die Berücksichtigung vieler Details: zum Beispiel bei der Baumartenwahl, dem Einsatz von Technik oder beim Bodenschutz.

Für die Begründung eines vielfältigen Waldes ist die richtige Baumartenmischung zu finden. Die Durchführung der Bepflanzung, die Beteiligung von Naturverjüngung beziehungsweise Sukzession bei der Größe der Flächen und der Finanzierung: Das sind Fragen, die zu klären sind — bei grob geschätzten Kosten von 5000 bis 10.000 Euro je Hektar. Mit Windschutzzäunen kommen etwa 15 Euro je laufendem Meter hinzu.

Wassermanagement anpassen

Insgesamt stellt der Wiederaufbau eines Waldes einen finanziellen und fachlichen Kraftakt für Waldbesitzer dar. Der Erhalt bestehender Waldflächen durch einen beschleunigten Waldumbau ist auch mit Kosten und Aufwand verbunden, jedoch in einem deutlich niedrigeren Maße.

Angesichts der zunehmend trockeneren Sommer wird Wassermanagement für Wälder zu einem wichtigeren Thema. Eine regelrechte Bewässerung ganzer Wälder ist nicht umsetzbar. Zwar ist die Bewässerung kleinerer Pflanzungen durchaus denkbar, bleibt aber die Ausnahme und kann nur eine lokal gezielte Maßnahme sein.

Eine zunehmend zentrale Funktion im Wassermanagement nehmen funktionsfähige Böden ein, die ausreichend Wasser speichern. Zur Verbesserung der Wasserhaltefähigkeit im Boden dient das Einbringen organischer Substanz, also Humus. Dabei geht es nicht um das oberflächliche Aufbringen, sondern um das Einarbeiten in den mineralischen Boden. In Nadelwäldern lässt sich der Anteil an organischem Material im Boden durch Laubholzeinbringung erhöhen. Auch das spricht für den Waldumbau von Reinbeständen zu einem gut strukturierten Mischwald.

Vorausschauendes Arbeiten, gutes Jagdmanagement und eine umsichtige Bewirtschaftung verbunden mit einem aktiv gesteuerten Waldumbau: Das alles ist eine gute Basis, um einen einigermaßen stabilen beziehungsweise resilienten Wald zu erhalten. So lässt sich zumindest für die nächste Zeit sicherstellen, dass Wälder ihre Ökosystemleistungen bereitstellen können.

Am besten gemeinsam für den Wald

Kommunale Waldbesitzer, die kein eigenes Forstpersonal einstellen, etwa wegen zu geringer Flächengröße, können sich durch die Landesforstverwaltungen beförstern lassen, das ist eine lang eingeübte Praxis.

Ein interessantes Forum zum Wissensaustausch für Kommunalwaldbesitzer ist die Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft (ANW). Hier haben sich seit 1950 Waldbesitzer, Wissenschaftler, Forstleute und Waldinteressierte zusammengeschlossen, um kahlschlagfreie naturgemäße Ansätze der Waldbewirtschaftung zu praktizieren.

Eine freiwillige Forstzertifizierung von kommunalen Betrieben wie über FSC kann helfen, hohe Standards der nachhaltigen und ökologischen Waldwirtschaft einzuhalten. Als Ansprechpartnerin und Interessensvertreterin der kommunalen Waldbesitzerinnen fungiert schließlich auch die Arbeitsgemeinschaft der deutschen Waldbesitzerverbände (AGDW – die Waldeigentümer), vor allem im Bereich der Förderpolitik und der Information über aktuelle forstpolitische Entwicklungen.

Peter Spathelf


Der Autor

Dr. Peter Spathelf ist Professor an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Sein Fachgebiet ist angewandter Waldbau.